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Nosferas

Nosferas

Titel: Nosferas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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gut, ich verspreche, dass ich mein Werkzeug bis Rom nicht mehr benutze«, sagte Alisa schnell und stopfte ihre Schätze unter das Kissen. Hindrik gab nach, klappte den Deckel zu und  schlug ein paar Nägel ein. Dann machte er sich auf den Weg zurück zu seiner eigenen Reisekiste.
    Es kehrte Ruhe im Wagen ein. Alisa lauschte wieder dem gleichmäßigen Rhythmus der Räder, die sie mit jedem Taktschlag ein Stück näher an Rom heranbrachten.
     

DIE DOMUS AUREA
    Der rosarote Himmel über Rom verblasste und nahm einen tiefvioletten Ton an. Für einige Augenblicke leuchtete der Horizont über dem Meer noch auf, dann erloschen die letzten Farben und die Nacht streifte ihren Schatten über die Ewige Stadt.
    Noch schwebte Stille durch die steinernen Kammern unter den Ruinen der Trajanthermen. Im Westflügel reihten sich steinerne Särge an den Wänden. Manche von ihnen zeigten nur eine glatte Marmoroberfläche, andere zierten kunstvolle Reliefs und vergoldete Inschriften. Plötzlich erklang ein knirschendes Geräusch. Eine einfache Sargplatte begann, sich zur Seite zu bewegen, bis ein Spalt erschien. Kurze weiße Finger mit abgekauten Fingernägeln reckten sich aus der Tiefe des Sarkophags empor und verharrten einen Moment. Ein Stöhnen erhob sich und hallte von den steinernen Wänden wider. Dann drückte die Hand gegen den Steindeckel und schob ihn mit einem kräftigen Stoß so weit zur Seite, dass die Gestalt im Sarg sich aufsetzen konnte. Luciano murmelte ein paar italienische Flüche und atmete tief die feuchte Luft des fast zweitausend Jahre alten Gemäuers ein. Nun war auch aus den anderen Räumen das Kratzen und Schaben von Stein auf Stein zu hören. Eine neue Nacht erwachte.
    Luciano gähnte herzhaft und fuhr sich mit den Fingern durch sein schwarzes Haar, das ihm wie die Stacheln eines Igels wild vom Kopf abstand. Sein Gesicht war rund und auch sein Körper wirkte durchaus gut genährt.
    »Francesco wo bist du? Verflucht, ich habe es satt, diese schwere Platte immer selbst schieben zu müssen! Wozu gibt es dich denn, wenn du immer weg bist, wenn ich dich brauche?«
    Keine Antwort, doch etwas entfernt waren Stimmen zu hören. Luciano reckte den ein wenig zu kurz geratenen Hals und lauschte. Waren die Gäste etwa schon eingetroffen? Er vergaß, sich weiter über seinen pflichtvergessenen Diener zu ärgern. Für seine Verhältnisse ungewöhnlich flink kletterte er aus dem Sarg und gab der Platte einen kräftigen Stoß, sodass sie ein Stück zurückglitt und nun schief auf dem Sockel lag. Sollte Francesco die Platte nachher gerade rücken. Wen kümmerte das? Luciano zuckte mit den Schultern und strich sich hastig seine zerknautschten Kleider glatt: Er trug zu seinen kräftig braunen Hosen einen grünen Gehrock, unter dem eine rot gemusterte Weste und ein gelbes Halstuch hervorlugten. Wie die meisten Mitglieder der Nosferasfamilie liebte Luciano kräftige Farben - und er verspürte stets unbändigen Durst! Da sein Schatten nicht greifbar war, um ihn zu bedienen, lief er selbst zum Saal mit der goldenen Decke, um das unerträgliche Ziehen in seinem Kiefer mit Tierblut zu betäuben.
    »Sind die Gäste schon eingetroffen?«, fragte er die dralle, grauhaarige Frau, die ihn bediente. Ihr graues, schmuckloses Gewand wies sie als eine Unreine aus.
    Zita schüttelte den Kopf. »Nein, ich habe nicht gehört, dass eine der Kutschen bereits wieder hier ist. Sie haben anspannen lassen, noch bevor die Sonne untergegangen ist, und sind gleich, nachdem der letzte Strahl verloschen war, losgefahren.«
    Eine jüngere Frau mit einem Säugling in den Armen trat heran. Luciano strahlte sie an. Alle mochten die fröhliche, hübsche Raphaela, die seit einigen Jahren Zita zur Hand ging und nun auch die Aufgabe übernommen hatte, den anscheinend immer hungrigen Säugling zu füttern, den sich Melita, die Cousine Conte Claudios, beschafft hatte, nachdem es ihr viele Jahre lang nicht gelungen war, ein eigenes Kind zu bekommen. Nun, nach fünf Jahren Fürsorge, schien sie des kleinen Plagegeists überdrüssig zu werden und überließ ihn immer häufiger Raphaela.
    Luciano wechselte ein paar scherzhafte Worte mit der Servientin, dann wandte er sich wieder an Zita.
    »Weißt du, wo sich Francesco schon wieder herumtreibt?«, wollte Luciano wissen. Er reckte sich zu seiner ganzen Größe auf und zog eine finstere Miene, um seinen Unwillen über seinen Diener zu bekunden, doch zumindest auf Zita schien es keinen Eindruck zu machen. Sie lächelte und

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