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Nosferas

Nosferas

Titel: Nosferas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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Tintenfass bequem. Maurizio nutzte die Unruhe im Klassenraum, um Ottavio zur hinteren Tür hereinzulassen und ihm seine Beute abzunehmen. Er saugte die Ratte mit einem Zug aus, bevor ihn jemand rügen konnte, und schob den Kater dann mit dem Kadaver zusammen durch den Türspalt hinaus.
    In diesem Moment ergriff Conte Claudio wieder das Wort. »Die Stunde des Abschieds naht.«
    »Wenn er weinen könnte, dann würde er jetzt sicher ein paar Tränen vergießen«, höhnte Franz Leopold. »Aber auch dann würde niemand ihm abnehmen, dass er nicht höllisch froh darüber ist, sie alle wieder aus dem Haus zu haben. Aber das beruht vermutlich bei den meisten auf Gegenseitigkeit!«
    Im Stillen musste ihm Alisa recht geben. Zwischen den Oberhäuptern der Familien herrschte eine knisternde Anspannung. Dame Elina hatte anscheinend mit den beiden Seigneurs aus Paris eine Auseinandersetzung gehabt. Zumindest musterten die beiden Brüder sie noch immer feindselig, und auch der Streit zwischen den Dracas und dem Conte, den Alisa teilweise mit angehört hatte, schien noch zu schwelen. Der Römer oder vielleicht der gesamte Rat der Clanführer hatte das hochmütige Geschwisterpaar zwar zumindest vorläufig zum Einlenken gezwungen, doch Alisa ahnte, dass sie nicht so schnell klein beigeben würden.
    Nun gut, das Schuljahr würde in Rom seinen Lauf nehmen. Nur ein vorläufiger Rückzug, schien der Blick der Baronesse zu sagen.
    Lediglich die Abordnung aus Irland schien sich nicht um das Gezänk zu kümmern. Der Clanführer Donnchadh stand ein wenig abseits. Die schöne Unreine, die er als seinen Schatten erwählt hatte, stand dicht hinter ihm und flüsterte ihm ab und zu etwas ins Ohr.
    Endlich waren alle Abschiedsreden beendet, und die Reisenden begaben sich in den Hof, wo sie sich in ihre Särge legten, in denen sie die Heimfahrt antreten würden. Schnallen wurden geschlossen, kleine Riegel rasteten ein, Schlüssel drehten sich im Schloss.  Dann beluden die Servienten die Wagen, die sie zum Bahnhof oder zum Hafen am Tiberufer bringen sollten.
    Die Schüler, die sich zum Abschied im Hof versammelt hatten, sahen ihnen nach. Die meisten wirkten eher erleichtert.
    »Ihr habt es gut«, seufzte Luciano und hakte sich bei Alisa unter.
    »Warum?«
    »Ihr könnt sie fast alle nach Hause schicken. Wir werden das ganze Jahr von mehr als genug strengen Augen bewacht.«
    Alisa schmunzelte. »Dann wird es Zeit auszuprobieren, ob wir es schaffen, ihnen zu entwischen.«
    »Gute Idee!« Luciano strahlte. »Ich gehe voran.«
     
    Die drei jungen Vampire schoben sich durch die verborgene Seitentür, zu der Luciano sie geführt hatte. Der weiße Wolf schlüpfte hinter ihnen durch den Spalt, ehe Luciano die Tür behutsam schloss. Sie duckten sich hinter ein Gebüsch und warteten einige Augenblicke, ob sie jemand zurückrief, doch alles blieb ruhig.
    »Also dann los!«, rief Luciano übermütig. Nur der Wolf bemerkte, dass kurz darauf eine Gestalt durch die Tür trat und ihnen in sicherer Entfernung folgte.
    Luciano ging direkt auf die vor ihnen aufragenden Mauern des Kolosseums zu. Hier, auf der dem Hügel zugewandten Seite, stand der äußere Ring mit seinen vier imposanten Stockwerken noch: drei mit Arkaden und das vierte mit kleinen quadratischen Fensteröffnungen. Als sie den Fuß der Mauern erreichten, legte Alisa den Kopf in den Nacken. »Wie hoch ist es? Erstaunlich! Es muss höher sein als alle Schiffsmasten.«
    »Achtzig Schritt.«
    Alisa überlegte. »Das sind so sechzig Meter. Gewaltig!« Der Wolf winselte und drängte sich dichter an Ivy.
    »Was ist mit ihm?«, fragte Luciano. »Keine Sorge. Die Tierhetzen im Kolosseum wurden schon im sechsten Jahrhundert abgeschafft.« Er streckte die Hand aus, um den Wolf zu tätscheln, doch der knurrte und stellte die Nackenhaare auf. Luciano wich ein Stück zurück.
    »Ich dachte, bei den Tierhetzen wurden Menschen von Wölfen und anderen wilden Tieren gejagt und nicht andersherum«, stellte Alisa fest.
    Luciano nickte. »Stimmt schon, wenn sie nicht die Gladiatoren aufeinander losließen. Aber damit haben sie schon viel früher aufgehört.«
    Ivys Augen glitzerten. »Die Menschen sind uns ähnlicher, als sie denken. Auch in ihnen steckt das Jagdfieber und der Durst nach Blut, und es gelingt ihnen nur notdürftig, dieses Verlangen unter dem hübschen Kleid, das sie Zivilisation nennen, zu verbergen.«
    »Wenn du meinst«, sagte Luciano nur und sah sie ein wenig misstrauisch an. Bevor sie zu weiteren

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