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Nosferas

Nosferas

Titel: Nosferas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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Schüler, die ihre Lektion gelernt haben und in der Lage sind, einen römischen Nachtschwärmer korrekt anzusprechen. Die anderen werden leider hier zurückbleiben müssen.« Nun hatte die Signora selbst Tammos ungeteilte Aufmerksamkeit, und er gab sich Mühe, seine Vokabeln zumindest leserlich zu Papier zu bringen.
    »Der Duft - il profumo, das Blut - il sangue, die Kehle - la gola,  der Geschmack - il gusto.«
    »Damit kann man doch gleich viel mehr anfangen«, raunte Sören Alisa zu und grinste.
    »Mir gefallen auch: il consumo - der Genuss und la èstasi - die Ekstase«, fügte Malcolm eine Bank weiter vorne hinzu und warf einen Blick auf Anna Christina, die ihn musterte, als sei er irgendetwas Ekelerregendes. »Oder in diesem Fall passend: la capra - die Ziege, disgustoso e arrogante - widerlich und arrogant.«
    Anna Christinas Augen funkelten. Rowena und Sören prusteten los. Das Wiener Mädchen öffnete den rosa bemalten Mund und überschüttete ihren Banknachbarn mit einer Flut italienischer Sätze.
    Malcolm blieb der Mund offen stehen. »Was hat sie gesagt?«
    Signora Valeria war zu ihnen getreten, und Alisa kam es so vor, als könnte sie nur mit Mühe ein Lachen unterdrücken. »Das war gut - ich meine sprachlich gesehen. Willst du wirklich wissen, was Anna Christina zu dir gesagt hat?«
    Malcolm zögerte. »Ja, schon.«
    »Lass mich überlegen, ob ich das zusammenbekomme. Also, wenn ich die schlimmsten Schimpfwörter weglasse, dann bedeutete es in etwa, dass du dumm und hässlich wie eine bleiche Kröte bist und sie das nicht wundert, da du aus einer Familie stammst, die rückständig ist und ungebildet und keine Manieren hat …«
    Malcolm hob die Hände. »Genug. Ich denke, den Rest muss ich nicht wissen. Ich will ihr zugute halten, dass sie es nicht besser weiß.« Er erhob sich leicht, legte die Hand auf die Brust und deutete eine Verbeugung an.
    »Verehrte Anna Christina, es wird mir eine Ehre sein, dich vom Gegenteil zu überzeugen, wenn wir erst einmal in London sind.« Die Dracas starrte ihn fassungslos an. Wie Alisa fragte sie sich vermutlich, ob das nun Höflichkeit oder eine versteckte Drohung war.
    Die Signora unterbrach die beiden und sprach Anna Christina  mit ein paar raschen Sätzen auf Italienisch an. Das Mädchen antwortete ebenso. »Gut, du kannst gehen, wenn du möchtest.«
    Ein überlegenes Lächeln breitete sich auf ihrem schönen Gesicht aus und sie warf ihre langen Locken zurück. »Nun Kinder, dann lernt brav«, sagte sie und fegte mit schwingenden Röcken hinaus.
    »Das darf doch nicht wahr sein«, jammerte Tammo.
     
    Das Zimmer sah aus, als sei ein Wirbelsturm hindurchgefegt.
    »Wo ist diese verfluchte Maske!«, schrie Carmelo aufgebracht. Mit großen Schritten durchquerte er den Raum, zog die Schubladen der Kommode auf und begann, die Sachen achtlos auf dem Teppich zu verteilen. Latona kauerte in einem Sessel und hatte die Knie bis an die Brust gezogen. Sie wünschte, sie könnte sich noch kleiner machen. Ihr Onkel Carmelo war eine eindrucksvolle Gestalt. Groß und kräftig gebaut mit noch immer dichtem schwarzem Haar, das nur an den Schläfen bereits ergraut war. Obwohl seit ein paar Jahren sein Bauch ein wenig über den Hosenbund drückte, wirkte er noch immer athletisch mit seinen kräftigen Armen und großen Händen, die ein Schwert wohl zu führen wussten.
    »Sie muss doch hier irgendwo sein!«, rief er und setzte seine Suche im Zimmer nebenan fort. Latona ließ langsam die Luft entweichen, die sie viel zu lange angehalten hatte. Ihre Erleichterung währte allerdings nur kurz. Seine Stimme polterte ihren Namen. Latona zuckte zusammen.
    »Hast du sie nicht gesehen?«
    Das Mädchen starrte angestrengt auf seine Knie. »Nein Onkel Carmelo, was sollte ich mit deiner Maske?«, fragte sie und hoffte, er würde das Zittern in ihrer Stimme nicht bemerken.
    »Ja, was solltest du mit meiner Maske«, wiederholte der Onkel versöhnlich. »Und dennoch könntest du mir suchen helfen«, herrschte er sie gleich darauf an.
    »Vielleicht hast du sie draußen irgendwo verloren? Sie könnte dir aus der Tasche gerutscht sein.«
    Carmelo stöhnte. »Da sei Gott vor! Ich will mir gar nicht ausmalen, was der Kardinal dann mit mir macht.«
    Latona sah ihren Onkel neugierig an. »Ist er ein echter Kardinal?«
    Carmelo zögerte. »Ich weiß es nicht. Ich habe ihn bisher nur mit seiner Maske gesehen. Allerdings trägt er das rote Gewand der Kardinäle.«
    »Und er will keine Frauen in den Zirkel

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