Nosferas
Außerdem bin ich auf dem Hinweg auch durch die Gärten gekommen.«
»Nun, dann nicht. Dann gehen wir eben zurück.« Ihre Stimme ließ nicht erkennen, ob er sie gekränkt hatte.
Missmutig tappte der junge Vampir hinter Ivy und Seymour her. Er kam nicht an sie heran. Wie machte sie das nur? Wieder hatte sie ihn ausgetrickst. Konnte sie ihre Gedanken so beherrschen, dass sie aus der Lüge Wahrheit formte? Oder hatte sie ihm nur vorgegaukelt, er könne in ihren Geist eindringen?
Plötzlich blieb Ivy stehen und wandte sich zu ihm um. Sie hatten den Triumphbogen und die Reste des Brunnens bereits hinter sich gelassen.
»Wenn du nach menschlichen Spuren suchst, die hier eigentlich nichts verloren haben, dann musst du dorthin gehen.« Sie deutete auf einen Bogen des Kolosseums. »Die Nonne, die du in der Nacht verscheucht hast, als du uns gefolgt bist, war wieder hier! Und ich schwöre, seitdem sind keine drei Stunden vergangen.«
»Was soll das heißen, ich habe sie verscheucht? Und was bezweckst du mit deinem Vorwurf, ich wäre euch gefolgt? Ich kann gehen, wohin ich will!«
»Solange die Professoren und der Conte beide Augen zudrücken«, ergänzte Ivy und seufzte. »Es war kein Vorwurf und auch keine Unterstellung. Einigen wir uns darauf: Sie ist in jener Nacht davongelaufen, als du hier aufgekreuzt bist.«
»Ja und?«
»Findest du das nicht merkwürdig? Dies ist weder der Ort noch die Zeit für eine einsame Ordensschwester. Was hat sie hier zum wiederholten Mal zu suchen?«
Ivy trat zu dem Bogen und sog die Luft ein.
Franz Leopold folgte ihr. »Ich kann nichts riechen.«
»Doch, ihr Duft ist noch in der Luft. Ganz schwach. Sie benutzt keine der parfümierten Seifen oder Duftwässerchen der Damen. Es ist nur der etwas herbe Geruch ihres jungen Körpers.«
»Hast du sie gesehen?«
»Nein, sie war schon weg, als ich hier vorbeikam. - Du glaubst mir nicht? Seymour hat sie auch gewittert!«
»Ach, und dann hat er dir gesagt: Da war die kleine Nonne wieder?«
Ivy schnitt eine Grimasse. »Nicht in diesen Worten natürlich, aber ich bin durchaus in der Lage, seine Äußerungen zu verstehen.« Er glaubte ihr, und es ärgerte Franz Leopold, dass es ihm selbst nicht gelang, aus dem Winseln und Jaulen des Wolfes etwas herauszuhören.
Sie waren beide etwas verstimmt und legten den Rest des Weges schweigend zurück. Mit übertriebener Höflichkeit, die an Verachtung grenzte, hielt Franz Leopold seiner Begleiterin die verborgene Seitentür auf. Sie dankte ihm spitz und rauschte davon, Seymour wie immer an ihrer Seite.
Franz Leopold sah ihr nach und seufzte leise. Eine kaum wahrnehmbare Bewegung zu seiner Rechten erinnerte ihn daran, dass er nicht mehr allein war. Er ballte die Hände zu Fäusten. Der junge Vampir musste sich nicht umdrehen, um zu wissen, dass Matthias hier auf ihn gewartet hatte.
»Wie du siehst, ist noch alles an mir dran«, sagte er barsch und ging dann, ohne den Schatten eines Blickes zu würdigen, zu seiner Schlafkammer.
Am nächsten Abend bestand Alisa darauf, ihren Sarkophag zu verlassen und wieder am Unterricht teilzunehmen. »Ich fühle mich wohl«, log sie, als Hindrik sie kritisch musterte. »Was soll denn noch sein?«
»Trägst du den Rubin wieder, den der Conte euch geben ließ?«
Sie nickte und zog das Lederband mit dem geschliffenen Stein unter ihrem Hemd hervor. »Zuerst dachte ich, es ist nur ein hübsches Spielzeug, um uns Mut zu machen. Aber irgendetwas bewirkt dieser Stein.« Nachdenklich ließ sie ihn durch die Finger gleiten. »Was meinst du? Ist das das Geheimnis ihrer Widerstandskräfte gegen alles Heilige?«
Hindrik beugte sich vor und strich über den Stein. »Nein, so einfach ist es nicht. Der Stein ist nur ein Hilfsmittel, die eigenen Kräfte zu sammeln und zu speichern, bis man ihrer bedarf. Und vielleicht auch, von der Energie, die frei in der Natur schwingt, zu profitieren und einen Teil für die eigenen Zwecke einzusetzen. Doch dazu benötigt man sicher viel Erfahrung und Übung! Und die haben sie. Das ist ihr Geheimnis.«
Alisa schwang die Beine über den Sargrand. »Und deshalb muss ich jetzt zum Unterricht. Du willst doch nicht, dass ich noch mehr versäume?«
Hindrik lächelte und reichte ihr ihre Kleider. »Du hast gewonnen. Aber ich werde in deiner Nähe bleiben und ein Auge auf dich haben.«
»Tust du das nicht immer?«
»Aber ja, doch normalerweise versuche ich, es euch vergessen zu lassen.« Er wartete, bis Alisa sich angezogen hatte, und
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