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Nosferas

Nosferas

Titel: Nosferas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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begleitete sie dann zur Halle mit der goldenen Decke, wo er darauf bestand, dass sie noch einen zusätzlichen Becher mit frischem Blut bekam.
    Alisa spürte einen Blick in ihrem Rücken und wandte sich um. Franz Leopold sah sie über den Rand seines Zinnbechers hinweg an. Forsch ging Alisa auf ihn zu. Sie hatte ihn sowieso aufsuchen wollen. »Danke!«
    Er hob träge die Augenbrauen. »Bitte? Was willst du?«
    »Mich bei dir bedanken, dass du mich aus der Katakombe gebracht hast.«
    Er neigte hoheitsvoll den Kopf. »Ja, der Dank ist angebracht für diese, sagen wir, heldenhafte Tat. Es war mir zum Glück ein Leichtes, obwohl du nicht gerade zierlich gebaut bist.« Alisa spürte, wie Wut in ihr hochstieg. Wie schaffte er das nur immer in wenigen Augenblicken? Sie versuchte, ruhig zu bleiben.
    Franz Leopold fuhr unterdessen ungerührt fort. »Ja, die meisten Leute unterschätzen mich und müssen diesen Fehler dann reumütig korrigieren. Ich hoffe, du vergisst nicht, dich auch noch angemessen zu entschuldigen!«
    »Was?«, brauste Alisa auf. »Wofür sollte ich mich denn entschuldigen? Dass der Boden unter meinen Füßen zusammengebrochen ist? Dass ich in eine Gruft gefallen und ohnmächtig geworden bin?«
    »Durch deine Unachtsamkeit hast du mir Unannehmlichkeiten bereitet, und du hast verhindert, dass ich als Sieger aus diesem Wettbewerb hervorgegangen bin. Natürlich wäre es mir sonst gelungen, meinen Fuchs einzuholen. Also ist es deine Schuld, dass ich mich geschlagen geben musste. Und das ist etwas, was mir sehr zuwider ist.« Alisa kamen so viele Schimpfwörter gleichzeitig in den Sinn, dass sie nicht wusste, was sie ihm zuerst ins Gesicht schleudern sollte.
    Er sah sie an und grinste. »Pfui, du kennst aber Ausdrücke! Aus dir wird bestimmt keine Dame.« Sie ballte die Fäuste und stampfte mit dem Fuß auf. Dann drehte sie sich mit einem Ruck um und stapfte zu ihrem Tisch zurück. Sie riss ihre Tasche von der Bank und stürmte ohne ein weiteres Wort aus der Halle.
     Die heutige Nacht brachte ihnen eine neue Lehrerin, die sie in der italienischen Sprache unterrichten sollte.
    »Warum denn das?«, maulte Tammo. »Wir können uns ganz gut in der alten Sprache der Familien verständigen.«
    »Das ist schon richtig, aber ihr werdet bald nicht mehr nur mit euresgleichen zu tun haben. Sobald man euch gestattet, euch alleine unter die Menschen Roms zu mischen, ist es sehr von Vorteil, ihre Sprache zu verstehen und auch sprechen zu können.«
    Ein Gemurmel setzte ein. »Wann dürfen wir die Domus Aurea alleine verlassen?«, wollte Karl Philipp wissen.
    »Oh, das ist nicht meine Entscheidung«, wehrte Signora Valeria ab. »Das ist Conte Claudios Sache. Ich soll euch nur unterrichten. Maurizio, Chiara und Luciano, wenn ihr nicht wollt, dann müsst  ihr nicht bleiben.« Grinsend packten die drei römischen Schüler ihre Taschen und verließen das Klassenzimmer.
    »Das ist ungerecht«, schimpfte Tammo und verschränkte die Arme vor der Brust.
    Alisa zwinkerte ihrem Bruder zu. »Ach, ich denke, dir wird Gerechtigkeit widerfahren, wenn der Unterricht erst einmal in Hamburg stattfindet und alle anderen sich mit Deutsch herumquälen müssen, während wir die ganze Nacht durch die Hafengegend schlendern können.« Bei diesem Gedanken hellte sich Tammos Miene wieder auf und er ergab sich gelassen in sein Schicksal.
    Es ging ganz einfach los. »Der Mann - il uomo, die Frau - la donna, das Kind - il bambino.« Die jungen Vampire schrieben die Worte folgsam mit. Federn kratzten über das Papier. Tammo stützte den Ellenbogen auf und legte die Wange in seine Handfläche. Er war der stumme Vorwurf tödlicher Langeweile. Alisa konnte sogar von ihrem Platz aus sehen, dass er die Worte absichtlich hinschmierte. Signora Valeria blieb vor dem Pult stehen und sah dem jüngsten ihrer Schüler eine Weile zu. Alisa versuchte, in ihrer Miene zu lesen. Würde sich nun gleich ein Donnerwetter über dem Haupt ihres Bruders entladen? Zumindest hatte sie keinen Rohrstock in der Hand.
    »Dir scheinen die Wörter wohl nicht allzu interessant?«, sagte sie liebenswürdig. Tammo schrak zusammen und verbarg seine Schmierereien unter einem leeren Blatt.
    »Dann wollen wir noch ein paar Wörter hinzufügen, die für euch nützlich sein sollten. Sobald ihr die Grundlagen gelernt habt, werden wir zusammen einen Ausflug durch die Gassen unternehmen, die erst nachts erwachen und so manche Vergnügung zu bieten haben. - Dies gilt natürlich nur für die

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