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Nosferas

Nosferas

Titel: Nosferas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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aufmachen. Das muss aufhören! Er ist ja nicht der Erste.« Er hob einen Stock mit silbernem Knauf und drückte die Spitze dem Conte gegen die Brust. Der schlug den Stock mit einer kraftvollen Bewegung zur Seite.
    »Ich unternehme etwas dagegen und ich bin auch bei der Untersuchung dieser leidigen Morde an ranghohen Menschenmännern nicht müßig, verlasst Euch darauf, altehrwürdiger Marcello.«
    »Geschwätz, leeres Geschwätz!« Der Alte ballte die magere Faust und schlug auf den Tisch. »Wieder eine seltsam blutleere Leiche mit unbedeutenden Verletzungen am Hals! Wieder ein wichtiger Mann aus dem Königspalast!«
    Ein weiterer Altehrwürdiger mischte sich ein, der noch kleiner und ausgemergelter war. Seine Stimme klang, als würde man Pergament zerreißen. »Der Codex wurde für alle festgeschrieben, als Conte Giuseppe noch der Anführer der Familie war, und viele Jahrzehnte haben sich alle daran gehalten. Mit vereinten Kräften haben wir die menschenabwehrende Aura um die Domus Aurea verstärkt und so einen Platz geschaffen, der uns allen dauerhaft Schutz bietet. Conte Giuseppe hat uns mit harter Hand geführt und das war gut so. Er hatte auch die Launenhaften und Leichtsinnigen im Griff und erteilte ihnen beizeiten eine Lehre, die sie nicht wieder vergessen haben. So etwas gab es unter seiner Herrschaft nicht!«
    »Es war ein Fehler, Euch die Treue zu schwören«, fiel der altehrwürdige Marcello wieder ein. »Euer Neffe hatte recht! Wir hätten schon damals ahnen müssen, dass Ihr zu faul und zu weich und vielleicht auch zu dumm seid, um Conte Giuseppes Erbe fortzuführen.«
    Bisher hatte der alte Clanchef geschwiegen, doch nun stemmte er sich von seinem Ruhebett hoch. »Nun ist es genug! Ich habe euch geführt und ihr habt meinen Entscheidungen vertraut. Und meine Entscheidung war es auch, die Führung an meinen Enkel Claudio weiterzureichen. Ich gebe euch recht, dass nicht alles ganz so ist, wie es sein sollte, aber es wird uns hier nichts geschehen! Claudio ist der Situation gewachsen und wird unsere Familie schützen und stärken. Und nun lasst ihn mit eurem Gekeife in Frieden! Geht in eure Kammern oder nehmt euch eine Sänfte und lasst euch in die Stadt tragen!«
    Die drei Lauscher sahen einander unbehaglich an und zogen sich dann leise zurück, ehe sie entdeckt wurden. Lieber wählten sie einen anderen Weg zur Bibliothek.
    »Ich verstehe nicht ganz, was das zu bedeuten hat«, sagte Alisa nach einer Weile. »Ist es bei euch verboten, Menschen zu töten?«
    »Wie der Altehrwürdige schon sagte, es ist ein Codex, an den wir uns halten. Das haben alle geschworen. Ist es bei euch denn erlaubt?«, fragte Luciano zurück.
    Alisa überlegte. »Es gibt kein Gesetz dagegen und auch keine Strafe. Dame Elina und ihre Vertrauten haben irgendwann gemerkt, dass die Kommissare der Polizei auch bei den einfachen Leuten ungewöhnliche Todesfälle untersuchen und bei der Jagd nach dem Täter immer größere Hartnäckigkeit an den Tag legen. Es wurde für unsereins zu gefährlich, unsere Opfer zu töten und ihre Leichen zurückzulassen. So lernten die Vamalia, nur so viel Blut zu nehmen, dass sich die Menschen bis zum anderen Tag erholten, und dafür zu sorgen, dass sie sich nicht mehr an den Vorfall erinnerten. Es war nicht nötig, ein Gesetz zu erlassen, da es ja unvernünftig wäre, die Polizei auf uns aufmerksam zu machen.«
    »Sind denn alle Vamalia so vernünftig?«, rief Luciano aus. »Wird denn keiner von seinem Hunger geleitet und schlägt über die Stränge? Ich kann es nicht glauben! Nun ja, wenn ich dich ansehe, vielleicht doch. Bei uns jedenfalls gibt es Leidenschaft und nicht  zu zähmende Gier, und deshalb muss es auch Verbote und Strafen geben, um alle daran zu erinnern, was gut für die Familie ist.«
    »Ja, nur soweit ich das mitbekommen habe, ist dem Conte die Sache ein wenig entglitten«, fügte Ivy vorsichtig an.
    Luciano hob entschuldigend die Arme. »Er kann ja nicht überall in Rom sein. Viele ziehen allein los, und keiner kann sagen, was sie die Nacht über treiben. Ich denke, er wird es schon richtig machen. Er ist unser Clanführer und wir können ihm vertrauen!«
    Damit schien für ihn das Thema erledigt zu sein. Alisa hätte dagegen noch viele Fragen gehabt. Auch zu dem Neffen, der vermisst wurde. Handelte es sich etwa um den wilden Schwarzhaarigen, dessen Streit mit Conte Claudio sie hier in diesen Gängen mit angehört hatten? Dann war es vielleicht verständlich, dass der Conte so kühl

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