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Nosferatu 2055

Nosferatu 2055

Titel: Nosferatu 2055 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Sargent & Marc Gascoigne
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ein Seidenhemd von Michael, das ihr zu groß war, aber Serrin fand, daß sie besonders hübsch aussah. Außerdem war sie offenbar in einer Drogerie gewesen, da ihm auffiel, daß sie sich ein wenig zurechtgemacht hatte. Dann ärgerte er sich über sich selbst. Wir stecken bis über beide Ohren im Drek, sagte er sich wütend. Was ist los mit dir, Serrin? Kannst du dir die Frauen nicht aus dem Kopf schlagen und dich aufs Geschäft konzentrieren?
    »Nein. Du bleibst besser bei Michael«, sagte Serrin. »Wenn er in Schwierigkeiten gerät, braucht er jemanden, der schnell den Stecker zieht. Flat er dir irgendwas darüber...«
    »Ja«, sagte sie. »Ich weiß Bescheid. Keine Sorge. Also geht und erledigt die Sache.«
     
    Die Kraft in ihrer Stimme und die Entschlossenheit ihres Tonfalls verrieten Serrin, daß sich mehr geändert hatte als nur ihr Aussehen. Eigentlich wollte er bei ihr bleiben und mit ihr reden, aber das war unmöglich. Ihnen blieben noch maximal ein Tag. Sie hörte auf zu flechten und trat einen Schritt zurück, um ihr Werk zu begutachten. Dann drehte sich Tom um, erhob sich und bedankte sich bei ihr.
    »Die gute Nachricht ist die«, sagte Tom, als sie den Fahrstuhl nach unten nahmen, »daß wir kein Taxi zu nehmen brauchen. Michael hat mir seine Wagenschlüssel anvertraut.«
    »Wie geht es ihm überhaupt?« sann Serrin. »Ich meine, er hat doch diese Schußverletzung erlitten. Ist er denn schon wieder soweit, daß er sich in die Matrix wagen kann?«
    »So schlimm war es nicht. Eine Fleischwunde. Er hat Blut verloren, sich aber irgendeinen Schuß gesetzt, als wir hier ankamen. Ein Mittel, das die Erythrozytenproduktion anregt.« Tom hatte Schwierigkeiten mit dem Fremdwort. »Plus Eisen und so weiter. Außerdem habe ich ihn geheilt. Es geht ihm wieder prima.«
    »Hör mal, sollten wir die Dame nicht zuerst anrufen und fragen, ob es in Ordnung ist, wenn wir vorbeikommen? Es ist schon ziemlich spät.«
    »Geschenkt!« sagte Serrin wütend. »Ich kümmere mich nicht um soziale Gepflogenheiten. Das hat sie auch nicht getan.«
    »Vielleicht ist sie nicht da.«
    »Dann brechen wir ein«, sagte der Elf nur.
    Das war jedoch nicht nötig. Die Tür öffnete sich praktisch sofort, nachdem sie laut an Julias Wohnungstür geklopft hatten.
    »Julia, du bist mir was schuldig«, sagte Serrin zu ihr durch den schmalen Spalt in der Tür, den die schwere Stahlkette zuließ. »Irgend etwas sagt mir, du könntest jemanden kennen, der jemanden kennt, der mir mit ein paar Informationen aushelfen kann, die in keiner Bibliothek zu finden sind - aber denk nicht mal daran, aus dieser Sache wieder eine Story zu machen.«
     
    Michael stöpselte sich blitzschnell aus dem System der Zulu Nation aus, als ihm das schwarze Ice auf den Pelz rückte. Den Rest konnte er sich auch aus internationalen Registern holen, dessen war er sicher. Was er bis jetzt gefunden hatte, reichte für einen guten Anfang.
    Während er eine Tasse Kaffee trank und sich ein paar Minuten ausruhte, war er sich nur allzusehr des Mädchens bewußt, das mit gekreuzten Beinen auf dem Sofa saß. Ihm war bereits die kalte Erkenntnis gekommen, daß ihr mit dieser offiziell von der Einwanderungsbehörde der UCAS ausgestellten Aufenthaltsgenehmigung glatte fünfzig Prozent von allem zustanden, was er besaß. Es war ihm logisch vorgekommen, die einzig mögliche Lösung. Drek, es war logisch gewesen. Und außerdem das Dümmste, was er in seinem ganzen Leben je getan hatte. Michael gefiel der Gedanke nicht, daß Logik und Dummheit offenbar Hand in Hand gehen konnten. Und jetzt wußte er wirklich nicht, was er zu ihr sagen wollte. Sich in Arbeit zu vergraben, war der einzige Ausweg gewesen.
    Und er hatte bei seinem kleinen Matrixrun genau das gefunden, was er erwartet hatte. Besitzer der Anlage in Babanango war eine winzige Firma namens Vereinigte Photosynthese, die als Tochtergesellschaft von HKB, Englands Finanzkonglomerat, eingetragen war. Das bedeutete, HKB fungierte für die tatsächlichen Besitzer als Geschäftsadresse, also als Schutzschild und Deckmantel. Für diesen Dienst nahm der Megakonzern entweder ein festes Honorar oder einen Prozentsatz vom Gewinn, je nachdem, was die Haie in der Geschäftsleitung für profitabler hielten. HKB hatte eine ganze Abteilung, die sich nur mit solchen Leasing-Deals befaßte, aber sie gehörte nicht zum britischen Zweig des Konzerns - je denfalls nicht, was das internationale Recht anbelangte. Sie existierte irgendwo in einem der dreißig

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