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Nosferatu 2055

Nosferatu 2055

Titel: Nosferatu 2055 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Sargent & Marc Gascoigne
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würde. Das Fiat-Fokker Cloud Nine Wasserflugzeug hatte monatelang in seinem Versteck gestanden und war von einem der wenigen Leute gewartet worden, denen der Elf trauen konnte. Als er früh am Morgen eintraf, erkannte er diesen Mann trotz des dichten Nebels schon von weitem.
    »Vielen Dank, Patrick«, sagte Niall müde. »Du hast hier ziemlich lange Wache gehalten. Du kannst jetzt jederzeit gehen. Aber man wird sich um dich kümmern.«
    »Paß auf dich auf. Ich weiß, was auf dem Spiel steht. Das heißt, ich weiß zumindest ein wenig«, sagte der Mann ruhig. »Ich weiß, was falsch ist, und ich verstehe nicht, warum man es geschehen läßt.«
    »Das kann ich dir nicht sagen«, sagte Niall traurig. Der Mann hatte viele Wochen und Monate gewartet und Wache gehalten, ohne zu wissen, warum. »Wenn du es wüßtest, würden sie dich töten. Wenn ich dir mehr erzählte, könnte ich dir auch gleich hier und jetzt einen Dolch ins Herz stoßen.«
    »Gut, dann war es das«, sagte der Mann ohne jeden Groll. »Du machst dich am besten sofort auf den Weg. Gleich wird es einen ordentlichen Guß geben.«
    Niall lächelte und schüttelte seinem Helfer die Hand. Dann verschwand der Mann im Nebel, und der Elf ging zu der Kaianlage.
    Er wußte, in welcher Höhe er fliegen mußte, ein Wellenritt über dem grauen Atlantik, um nicht auf den Schleier zu stoßen, die magische Illusionsbarriere, die die irische Küste von Tir na nOg schützte. Die Illusionen bereiteten ihm keine Sorgen, doch die Möglichkeit der Entdeckung schon. Er kannte zwar die Koordinaten, an denen Fluktuationen am wahrscheinlichsten waren, aber er würde niemals unentdeckt durchkommen, wenn er nicht aus der Macht des Kessels schöpfte - die er für die Konfrontation mit Lùtair aufsparen mußte. Aber ich werde gar nicht erst in seine Nähe kommen, wenn ich den Schleier nicht durchdringen kann, dachte er. Während er auf die Barriere zu und weiter zur südwestlichen Spitze Britanniens und zur Bretagne flog, beschwor er so wenig von der Kraft des Kessels, wie er glaubte, riskieren zu können.
     
    Serrin erwachte schließlich um zehn Uhr abends nach fast sechzehnstündigem Schlaf, aus dem ihn auch ein Erdbeben nicht geweckt hätte. Er fühlte sich scheußlich. Sein Bein pochte wie ein Vorschlaghammer, und sein Kopf schien im gleichen Rhythmus mitzupochen. Er rieb sich den Schlaf aus den Augen und hustete dann lange und rauh, wobei er den Auswurf in ein Taschentuch spuckte. Eines Tages, dachte er, gebe ich diese verdammten Dinger wirklich auf.
    Als er Michaels Arbeitsraum betrat, mußte er seine Augen gegen die brennenden Lampen abschirmen, obwohl sie ziemlich heruntergedimmt waren. Der Engländer, dessen Finger auf der Tastatur seines Decks ruhten, war in seinem doppelreihigen Blazer, der Kavalleriehose und den italienischen Lederschuhen wieder makellos gekleidet. Er hatte sich eingestöpselt, so daß er für alles andere außer der elektronischen Wirklichkeit der Matrix blind und taub war. Tom saß in der Nähe, und Kristen stand hinter ihm und flocht die frisch gewaschenen, glänzenden schwarzen Haare des Trolls. Da er Tom noch nie mit offenen Haaren gesehen hatte, war er verblüfft, daß sie ihm bis auf den Rücken fielen. Er starrte immer noch voller Verwunderung darauf, als der Drucker auf dem Tisch neben Michael ein Blatt Papier auswarf. Serrin nahm es und las es.
    Vergiß die reizende Julia nicht, stand darauf.
    Serrin war verwirrt, da Michael seine Anwesenheit nicht registriert haben konnte; doch seine Überlegungen wurden von einer weiteren Druckerbotschaft unterbrochen.
    In deinem Zimmer befindet sich ein Infrarot-Sicherheitsmonitor, Dummkopf. Er war darauf programmiert, diese Botschaften über ein Druckerrelais auszuspucken, sobald du die Tür öffnetest. Und jetzt geh und besuch deine Reporterfreundin.
    »Wie spät ist es?« fragte Serrin. »Drek, welchen Tag haben wir heute?«
    Tom sagte es ihm. Kristen lächelte ihn zurückhaltend an. Unbewußt fuhr er sich durch die grau werdenden Stoppeln auf seinem Kopf. Auf diesem Gebiet konnte Tom eine unangefochtene Überlegenheit geltend machen.
    »Schön, warum nicht. Wenn ich erneut entführt werden sollte, schickt einfach wieder die Kavallerie«, murmelte er, indem er sich erhob.
    »Diesmal nicht«, sagte Tom entschlossen, als Serrin erklärte, was er zu tun beabsichtigte. »Diesmal komme ich mit.«
    »Ich auch«, sagte Kristen grimmig und beeilte sich mit ihrer Arbeit. Sie sah jetzt ganz anders aus. Sie trug zwar

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