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Nosferatu 2055

Nosferatu 2055

Titel: Nosferatu 2055 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Sargent & Marc Gascoigne
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und Tom im nächsten Augenblick an die Tür klopfen würden.
    »Aber woher soll ich wissen, was er wirklich empfindet? Wird er sich ändern?«
    Michael erhob sich. Das war wirklich zuviel für ihn. »Kristen, erinnere dich an die heiligen Worte, die du geschworen hast. Dieser halb exkommunizierte Bure hat uns mit einer ziemlich traditionellen Variante beglückt. Du hast gelobt, deinem Ehemann zu gehorchen, fürchte ich. Politisch schrecklich unkorrekt. Aber das hast du gesagt. Also frag Serrin, wenn er zurückkommt. Ich kenne ihn noch weniger als du. Bis dahin sei ruhig und laß mich arbeiten.« Er drohte ihr scherzhaft mit dem Finger. Sie lächelte nur und zuckte die Achseln.
    Michael bereitete sich darauf vor, sich wieder einzustöpseln. Er würde nicht auf Serrins und Toms Rückkehr warten. Wenn er sich mit den Abwehrvorrichtungen von HKB auseinandersetzte, konnte er wenigstens das tun, worin er gut war. Dann verwünschte er sich wegen seiner Dummheit, zog sich in sein Schlafzimmer zurück und rief London an.
    »Geraint, alter Junge, können wir das Gespräch verschlüsseln?«
    »Klar.« Die volle Stimme des Walisers klang so vertraut wie eh und je. »Wie steht's?«
    »Du schuldest mir ein Vermögen, mein Lieber. Warte, bis du meine Rechnung siehst.«
    Geraint seufzte und strich sich mit den Fingern einer Hand durch sein dunkles Haar. »Dann hast du also alles geregelt? Ist die Sache erledigt?«
    »Nicht ganz. Hör zu, alter Freund, ich brauche deine Hilfe.«
    »Schieß los.«
    »Es wird dir nicht gefallen«, warnte ihn Michael.
    »So?«
    »Ich meine, es wird dir bestimmt nicht gefallen«, betonte Michael. Geraint wartete mit ausdrucksloser Miene. »Ich muß etwas über die Besitzverhältnisse einer gewissen Tochtergesellschaft herausfinden, die sich unter den Fittichen von HKBs Konzernlizenzabteilung befindet.«
    »Das kann ich nicht machen«, sagte Geraint. »Wird alles zurückverfolgt. Keine Chance.«
    »Du brauchst nicht in ihr System zu decken. Die Unterlagen müssen Schwarz auf Weiß vorliegen. Schließlich bist du einer der Direktoren. Diese kleine Firma ist völlig obskur und stellt absolut keine Interessensbedrohung für HKB dar. Die Information ist in keiner Weise heikel.«
    »Ich fürchte, alter Junge, daß alle diesbezüglichen Informationen heikel sind. Wenn nicht, würden uns die Leute nicht dafür bezahlen, die Besitzverhältnisse anonym zu halten«, sagte Geraint trocken. »Sie bezahlen uns, um ganz sicherzugehen, daß niemand dahinterkommt.«
    »Geraint, wir haben einen ganz dicken Fisch an der Angel. Um einen berühmten Rockmusiker aus dem letzten Jahrhundert zu zitieren, das ist kein Rock 'n' Roll, das ist Völkermord.«* Dann schilderte Michael seinem Freund, was sie erlebt und in Erfahrung gebracht hatten.
    Geraint hatte seine erste Zigarette aufgeraucht und drückte die an der ersten angezündete zweite gerade aus, als Michael fertig war.
    »Wir wissen nicht genau, was dieser Elf vorhat. Nur, daß er irgendeine Droge zusammenbraut, die die Menschheit ausrottet. Dazu gehören auch du und ich, alter Junge. Kannst du dir vorstellen, dich in einen Zombie zu verwandeln?«
    »Das weißt du nicht mit Sicherheit«, sagte Geraint nervös, hörte sich aber so an, als glaube er selbst nicht an seine Feststellung. »Ich setze mein Leben aufs Spiel, wenn ich in die HKB-Unterlagen decke.«
    »Aber du kannst es«, beharrte Michael.
    »Ich brauche vier Stunden. Ich muß mich irgendwie absichern«, sagte Geraint. Er war mittlerweile sehr blaß geworden.
    »Du hast meine Nummer.«
    Damit konnte er sich die Überprüfung der Squeeze- Connection schenken. Was ihm eine Begegnung der unangenehmen Art mit schwarzem Ice ersparte.

    * »This ain't Rock 'n' Roll, this is Genocide.« - David Bowie, 1974
     
    Das Telekom summte um halb zwei, dann nahm Geraints Gesicht auf dem Bildschirm Gestalt an, das Michael anfunkelte.
    »Ich fliege für ein paar Tage geschäftlich nach Hongkong«, sagte der Waliser leise. »Ich habe es so eingerichtet, daß die Sache auf jemand anders zurückfällt. Aber ich will nicht dabei sein, wenn das passiert.«
    »Und?« drängte ihn Michael.
    »Die Firma ist in Wien eingetragen. Du wirst dich mit der Wiener Matrix auseinandersetzen müssen. Ich habe gar nicht erst versucht herauszufinden, wem der verdammte Laden gehört«, murmelte Geraint und gab ihm die Adresse. Er wartete weder auf ein Dankeschön noch auf ein Aufwiedersehen, sondern unterbrach die Verbindung, sobald sich Michael die

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