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Nosferatu 2055

Nosferatu 2055

Titel: Nosferatu 2055 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Sargent & Marc Gascoigne
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Leiche. »Wer war er?«
    »Ein Magier aus dieser Gegend, Euer Gnaden. Ich weiß, daß es riskant war, ihn zu nehmen, weil er so nah bei uns gewohnt hat«, sagte Martin, auf Luthers fragenden Blick antwortend. »Aber die Zeit ist knapp, Meister, und von den anderen hätten wir keinen rechtzeitig herschaffen können.«
    Luther wandte sich ab und ging. Er haßte, was geschehen war. Er war Kälte gewöhnt, seltene Mahlzeiten, Jahre ohne den Hunger. Und wenn er seinen Hunger stillte, erfreute er sich normalerweise an langsamer Folter und ausgedehnten Leiden, indem er in seinem Opfer so viel Entsetzen wie nur möglich wachrief. Er haßte die Derbheit dieses neuen Brennens in ihm, fühlte sich von der Bestialität dessen, was es ihn zu tun zwang, besudelt und angeekelt.
    Trost bot natürlich das Wissen, daß er kaum zwanzig Stunden von der endgültigen Austilgung der überflüssigen Menschheit vom Angesicht dieser wunderschönen Welt entfernt war.
     
    Michael traute seinen Sinnen kaum, als er sah, wie das Oktopus-Icon emsig Datenpakete in seine Tasche stopfte. Aber natürlich. Er verließ sich darauf, daß die HKB-Verbindung die Anonymität wahrte. Die Sicherheit neigte dazu, jedermann aufzuhalten, der mit der azanischen Firma verbunden war. Seine Registrierung hier in Wien war absolut offen. Bioenergetische Archivierungen. Wiener Adresse. Das ließ sich in der öffentlichen Datenbank leicht nachprüfen.
    Er raste durch die Datenleitungen und schlich sich am Zugangsknoten vorbei, wie er es gern hatte, während sein Analyseprogramm in das Straßenverzeichnis eintauchte. Jetzt nichts wie raus und kopieren, dachte er, und hätte sich beinahe ausgestöpselt, bevor er das Frame startete.
    »Das ist eine Nachsendeadresse, wenn ich je eine gesehen habe«, knurrte er, als er das Papier förmlich aus dem Drucker riß. »Aber es spielt keine Rolle. Da ist unser Name. Luther von Hayek.«
    »Bingo«, sagte Serrin. »Der Regensburger Name.«
    »Was hat dir die Freundin deiner Freundin über ihn erzählt?«
    »Luther von Hayek, geboren am siebzehnten November zweitausendzehn als Sohn von Luther und Mathilde von Hayek in einer Privatklinik in München. Ging auf eine Regensburger Privatschule. Seine Mutter ist zweitausendelf gestorben.«
    »Sehr praktisch«, bemerkte Michael.
    »Der Vater starb zweitausendachtundzwanzig. Luther Junior wurde von Privatlehrern unterrichtet. Keine Universitätsausbildung vermerkt. Keine existierenden Fotografien. Luther soll ein Elf sein, obwohl keine Einzelheiten über UGE und Goblinisierung vorhanden sind. Auf der Geburtsurkunde ist der Metatypus nicht verzeichnet, aber das ist mit Blick auf das Geburtsdatum nicht ungewöhnlich. Interessanterweise ist aber auf seiner Geburtsurkunde vermerkt, daß sein Vater am 4. 11. 1956 in Kralowitz geboren wurde. Unglücklicherweise sind alle Aufzeichnungen im Jahre zweitausendzwölf bei einem Feuer verbrannt. Wiederum sehr praktisch, nicht wahr?«
    »Wo liegt Kralowitz?« fragte Michael. »In Polen?«
    »Nein. Du meinst Kattowitz, nicht wahr? Unser Ort liegt im Westen der Tschechischen Republik. Kurz vor der Grenze.«
    »Also keine Aufzeichnungen über Daddy?«
    »Nein. Aber das erklärt den Namen. Abgesehen von dem ›von‹ ist es eher ein tschechischer als ein deutscher.
     
    Wohlgemerkt, Julias Freundin hat Unterlagen über einen Luther Hayek, Einwohner von Zwolen - in der Slowakei -, um zirka achtzehnhundertzehn. Das Bemerkenswerteste über ihn ist ein privat veröffentlichtes Pamphlet. Autor ist ein gewisser Jesuit der Gemeinde - wenn Jesuiten überhaupt Gemeinden haben -, und er beschuldigt Hayek darin der Nekromantie und des Vampirismus. Es gibt keinen stichhaltigen Beweis für einen Zusammenhang. Der Name ist nicht so ungewöhnlich. Die Übereinstimmung könnte ein Zufall sein.«
    »Warum hat sie unseren Luther aber als Blutsauger eingeordnet?« fragte Michael. »Ich meine, es ist kein Allgemeinwissen, soviel ist sicher. Ich kann mir nicht vorstellen, daß die Marienbader Stadtverwaltung eine Aktennotiz an das örtliche Finanzamt weitergereicht hat, in der es heißt: ›Und sorgen Sie dafür, daß wir von dem Vampir am Ende der Straße nächste Woche den vollen Satz erhaltene«
    »Die Frau, die Julia dieses Material gegeben hat, brauchte viel gutes Zureden, bevor sie damit herausgerückt ist. Außerdem hat es mich einen Haufen Kreds gekostet. Und du hättest sehen sollen, wie ängstlich Julia ausgesehen hat, als sie es an mich weitergab. Julias Kontakt hat sie

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