Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nosferatu 2055

Nosferatu 2055

Titel: Nosferatu 2055 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Sargent & Marc Gascoigne
Vom Netzwerk:
heruntergekommenen Hauses. In der Decke klaffte ein riesiges Loch, und von oben lief Wasser herunter, das von einer Lampenhalterung mit darin eingeschraubter Birne tropfte. Mathilde ging zur gegenüberliegenden Wand und wartete darauf, daß er seinen Spruch aufsagte. Im Dämmerlicht, das von draußen hereinfiel, sah die Schamanin tatsächlich katzenhaft aus.
    »Ich weiß, die Geschichte klingt verrückt, aber jetzt kannst du einen Blick in meinen Verstand werfen. Ich wäre überrascht, wenn du kein Zeichen an mir erkennen würdest«, sagte er zu ihr. Sie duckte sich ein wenig. Er wußte, daß sie bemerkt hatte, womit Shakala ihn gezeichnet hatte.
    »Ich versuche es nachzuerleben. Versuch es zu verfolgen. Versuch dich einzuklinken«, sagte er. Sie nickte und wartete. Der Troll setzte sich auf den nassen Boden und schloß die Augen.
    Wut stieg in ihm hoch, als er sich vorstellte, wie ihn der Gepard-Schamane verspottet hatte. Er versuchte es sich so deutlich wie möglich vorzustellen, und dann überkam ihn die Erinnerung an die Kratzer und Wunden tatsächlich. Er geriet beinahe in Panik, als die Wut stärker wurde, und fragte sich, ob seine Erinnerungen reichten, um ihn zum Berserker werden zu lassen. Er richtete seine Willenskraft auf die Empfindung und rang sie nieder, unterdrückte sie, aber dann überkam es ihn.
    Er lag wieder mit dem Gesicht nach unten, und der Gepard war bereit, ihm das Genick durchzubeißen. Aber er ließ alles aus sich herausfließen, leerte sich völlig, bis nur noch Ruhe und Gelassenheit übrig war. Er sah sich nachher mit Shakala reden, als schwebe er über allem und beobachte sich beim Gespräch.
    Dann änderte sich die Szenerie. Er stand am Rande der ausgebrannten Ruine der entlaubten Forschungsanlage. Die Zombies schlurften mit ausgestreckten Armen auf ihn zu, die Gesichter leer und paradoxerweise zugleich voller Qual. Während sie sich ihm näherten, überrollte ihn eine Woge der Emotion aus den rauchenden Trümmern wie eine zeitlupenhafte Flutwelle. Er war wie vom Donner gerührt und konnte sich nicht umdrehen und weglaufen.
    Irgendeine kalte Präsenz, die er nicht identifizieren konnte, strahlte Verachtung, kalten Haß und einen freudlosen Nihilismus aus, der so verschlingend war, daß er einen schrecklichen Augenblick lang dachte, er würde sterben. Was alles so fürchterlich machte, war die absolute Unpersönlichkeit, die allem anhaftete. Er interessierte die Präsenz nicht im geringsten. Sie nahm ihn nicht einmal zur Kenntnis. Sie setzte einfach ihren Weg fort und sog Leben und Seele aus jedem, der ihr in die Quere kam.
    Dann übergab er sich zitternd, und ihm brach der kalte Schweiß aus. Er schlang die Arme um die Brust, dann lehnte er sich gegen die Wand, um sich zu vergewissern, daß er sich wirklich in diesem Raum befand, daß er die Feuchtigkeit des Bodens spüren konnte, daß immer noch Blut durch seine Adern floß, daß er noch lebte. Mathildes Gesicht auf der anderen Seite des Zimmers war eine Maske. Sie rührte sich eine volle Minute nicht, während er weiterhin die Arme um sich schlang, um das heftige Zittern zu unterdrücken.
    »Du bist auf etwas Schlimmes gestoßen«, sagte sie mit einer Stimme, die kaum mehr als ein Flüstern war. »Ich sage nicht, daß ich die Geschichte glaube. Aber ich weiß, daß du es ernst meinst. Ich glaube, wir kommen ins Geschäft.«
    Sie erhob sich und ging zu Tom, der nicht in der Lage war aufzustehen. Sie öffnete die Tür und rief ein paar von ihren Orks herein.
    »Ich glaube, wir haben heute nacht etwas vor«, sagte sie zu ihnen, während sie Tom beim Aufstehen halfen und ihn stützten, bis er wieder aus eigener Kraft stehen konnte.
     
    »Kann ich jetzt anrufen?« flehte Serrin.
    »Ja«, stimmte Mathilde zu. »Aber mach es kurz.«
     
    Vielleicht glaubte er ihr, vielleicht auch nicht. Aber das Telekomgespräch ermöglichte es ihr, ihm das Geld tatsächlich zu zeigen.
    »Schön, Lady, vielleicht kommen wir ins Geschäft. Ich hörte von der Schießerei im Trid. Wir hatten fünfundsiebzig Riesen abgemacht«, sagte der Mann. »Er hat mir dreißig im Voraus gegeben, also stehen noch fünfundvierzig aus. Ich habe alles da. Jetzt wollen Sie also noch ein paar grundlegende Dinge. Wir reden hier von einem ganz neuen Deal.«
    »Klar«, sagte sie. Sie hatte sich in den letzten zwei Stunden alles genau überlegt. Alles in allem befanden sich hundertvierzigtausend in bar und in Kredstäben in Michaels Zimmer. Wenn sie die fünfundvierzig abzog und

Weitere Kostenlose Bücher