Notaufnahme
Drahtseil haben, um diesen Job zu wollen. Lass uns das Zimmer besichtigen, Blondie.«
Der Page erwartete uns bereits mit meinem Gepäck. »Der Aufzug ist dort drüben, Madam. Die Asquith-Suite befindet sich im ersten Stock.« Er führte uns zu einem altmodischen kleinen Lift, der sich ratternd nach oben bewegte.
Unsere Suite befand sich am Ende eines schmalen Korridors; die Zimmer, an denen wir vorbeigingen, trugen die Namen Westminster, Curzon, Balfour und Churchill. Als wir den Raum betraten und Mike die beiden einige Handbreit voneinander entfernt stehenden Betten erblickte, flüsterte er mir zu: »Das bringen nur die Engländer fertig. Typisch.«
Das weitläufige Schlafzimmer war geschmackvoll in zarten Grün- und Cremetönen ausgestattet; im angrenzenden Salon waren eine Sitzgruppe und ein Schreibtisch untergebracht, und das Bad war so geräumig wie ein Ballsaal. Die Suite bot einen atemberaubenden Blick über die Gärten, die fein säuberlich gestutzten Buchshecken und die gewundenen Reitpfade, die bis hinunter zur Themse führten.
Um kurz vor neun hatten wir unsere Koffer ausgepackt, doch in New York war es noch mitten in der Nacht, so dass wir weder mit Maureen sprechen noch in unseren Büros anrufen konnten. Aber da uns bei unserer Ankunft weder Faxe noch telefonische Nachrichten erwartet hatten, gingen wir einfach davon aus, dass es nichts Neues gab.
»Wollen wir uns hier mal umsehen?« fragte Mike, der weniger Schlaf brauchte als alle anderen Menschen, die ich kannte.
Mein Vortrag war für den Nachmittag anberaumt. Da ich vermeiden wollte, dass Battaglia Schlechtes über meinen Auftritt zu Ohren kam, entschied ich, noch einmal meine Notizen durchzugehen. »Ich mache mich frisch, ruhe mich etwas aus und bereite mich lieber auf meine Rede vor.«
»Ich werde ein paar Schritte spazieren gehen. Das lange Sitzen bekommt mir nicht. Bis später, Lady Asquith.«
Ich gönnte mir eine heiße Dusche, schlüpfte in einen kuscheligen Bademantel mit aufgesticktem Cliveden-Wappen und machte es mir auf dem Bett bequem, um meine Unterlagen durchzugehen. Ich fühlte mich erstaunlich wach, und als Mike um Viertel nach zwölf von der Rezeption aus anrief, war ich beinahe fertig.
»Ist die Lady bereit zum Empfang?«
»Ich wollte gerade runter in die Lobby kommen.«
»Wollte mit dem Duschen warten, bis du das Zimmer geräumt hast.«
Ich fuhr mir gerade ein letztes Mal mir der Bürste durchs Haar, als Mike den Raum betrat. Während ich meine Notizen zusammensammelte, verabredeten wir uns zum Lunch. Ich ging runter in die Halle, bewunderte John Singer Sargents berühmtes Porträt der Lady Astor, die als Nancy Langhorne in Amerika geboren worden und 1919 als erste Frau ins englische Parlament eingezogen war. Das Gemälde beherrschte den gesamten Raum. Ich nahm auf dem Sofa darunter Platz und prägte mir noch einmal die Punkte ein, die ich an Battaglias statt vortragen sollte.
Als ich alles rekapituliert hatte, stellte ich fest, dass es in New York kurz vor sieben Uhr morgens war. Ich griff zu dem Telefonhörer, gab der Vermittlung die Nummer und bat, die Gesprächskosten auf mein Zimmer zu buchen. Als sich die Vermittlung des Mid-Manhattan meldete, nannte ich Maureens Zimmernummer.
»Wie heißt der Patient, mit dem Sie sprechen möchten?«
Ich gab der Dame Maureens Namen, und als ich keine Antwort bekam, buchstabierte ich ihren Nachnamen.
»Warten Sie bitte einen Moment, Ma’am.«
Nachdem einige Minuten vergangen waren, wurde mir mitgeteilt, dass die Patientin, die ich zu sprechen wünschte, entlassen worden sei. Es war erst Donnerstag, und ich hatte in Erinnerung, dass Maureen mindestens noch einen Tag auf der Station bleiben sollte. Andererseits aber war ich sehr erleichtert, dass sie sich nun außer Gefahr befand.
Schon jetzt erwies sich die Zeitverschiebung als äußerst hinderlich. Ich wollte mich bei Maureen melden und wusste, dass im Krankenhaus niemand in den Genuss kam, länger als bis sechs schlafen zu dürfen. Da sie sich nun wieder zu Hause befand, würde ich mich hüten, sie so früh anzurufen. Auch für Joan war es noch etwas zu früh; und bei Nina in Los Angeles herrschte noch finsterste Nacht. Mit Drew wollte ich erst reden, nachdem ich mit Joan gesprochen hatte.
Während ich Lady Astors feine Züge bewunderte, kam Graham auf mich zugerauscht. »Miss Cooper, unser Innenminister, Mr. Bartlett, hat mich gebeten, Ihnen mitzuteilen, dass die Morgenrunde beendet ist und die Teilnehmer in Kürze im
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