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Notaufnahme

Notaufnahme

Titel: Notaufnahme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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Pavillon den Lunch einnehmen werden. Soll ich Sie ankündigen?«
    »Ja, gerne, Graham, danke. Ich warte nur noch auf Mr. Chapman.«
    »Der Pavillon befindet sich gleich neben den Konferenzräumen.« Graham verschwand, und wenige Minuten später kam Mike die Treppe hinuntergeschlendert, wobei er auf jeder zweiten Stufe innehielt, um die Gemälde zu betrachten.
    »Komm, besichtigen können wir auch noch später. Wir werden zum Lunch erwartet.«
    Grahams behandschuhtem Finger folgend, passierten wir mehrere Sitzungsräume und betraten schließlich den lichtdurchfluteten Pavillon, der einen herrlichen Blick auf die Gärten und den berühmt-berüchtigen Swimmingpool – die Kulisse des Profumo-Skandals – bot. Für die Konferenzteilnehmer und ihre Begleitung waren acht rechteckige Tische gedeckt.
    Das Erste, was mir beim Betreten des Raumes ins Auge fiel, war Commander Creaveys massige Gestalt; als er uns sah, sprang er auf und winkte uns zu sich. Er hatte uns zwei Plätze an seinem Tisch freigehalten. Mich begrüßte er mit einem Kuss auf die Wange, während er für Mike eine kräftige Umarmung und freundschaftliches Schulterklopfen bereithielt. »Ich habe die Ehre, Ihnen Alexandra Cooper vorstellen zu dürfen, in Amerika eine der erfolgreichsten Staatsanwältinnen. Sie ermittelt gegen Vergewaltiger, Kinderschänder und Schurken ähnlichen Kalibers. Ich kann Ihnen nur raten, diese Dame nicht zu unterschätzen. Und das hier ist Commander Michael Chapman, einer der erfahrensten Ermittler der New Yorker Polizei. Und nun, Gentlemen, wünsche ich Ihnen guten Appetit. Heute Abend wird es reichlich Gelegenheit geben, sich mit allen zu unterhalten.«
    Chapman und Creavey vertieften sich sofort in ein angeregtes Gespräch, während ich in meinem Salat herumstocherte und den Raum nach bekannten Gesichtern absuchte. Aus Battaglias Teilnehmerliste ging hervor, dass die meisten Redner aus dem Vereinigten Königreich und Westeuropa kamen.
    Meine Tischnachbarin, eine korpulente Dame älteren Semesters und ihres Zeichens Gattin des britischen Innenministers, richtete das Wort an mich. »Zu welchem Thema wird Ihr Gatte sprechen, meine Liebe?« fragte sie mich zwischen zwei Bissen Räucherlachs.
    » Ich halte heute Nachmittag einen Vortrag, Werteste. Ich bin nicht verheiratet; Michael ist lediglich ein Kollege.«
    »Nein, wie erfrischend, Alice«, lautete die prompte Antwort. »Commander Creavey hat also nicht gescherzt? Sie haben tatsächlich selbst mit all diesen abscheulichen Verbrechen zu tun?«
    »Ja, allerdings, Mrs. Bartlett. Es handelt sich um einen faszinierenden und äußerst befriedigenden Beruf.«
    »Gottlob kommen bei uns in Großbritannien derartige Greueltaten recht selten vor. Ich fürchte, meine Liebe, bei uns hätten Sie nicht viel zu tun.«
    »Das mag früher so gewesen sein, aber nach meinen Informationen ist in den vergangenen Jahren auch im Königreich ein Anstieg der Sexualverbrechen zu verzeichnen gewesen.«
    »Das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Mein Gatte war lange Jahre Oberster Staatsanwalt. Unterschlagungen, Versicherungsbetrügereien, mal ein Mord. Aber keine derart geschmacklosen Verbrechen wie die Ihren. Sie sollten heiraten, Alice, und diese schrecklichen Verbrechen Männern wie Creavey überlassen. Ein viel zu hässlicher Beruf für eine junge Dame wie Sie. Kein Wunder, dass Sie noch unverheiratet sind.«
    Ich verkniff mir die Antwort, die ich gerne gegeben hätte; doch schließlich vertrat ich Battaglia.
    John Creavey bezog mich taktvollerweise in den Bericht mit ein, wie seine Männer eine Bande kolumbianischer Drogenhändler geschnappt hatten; und dann erschienen auch schon die Kellner mit dem Dessert und Kaffee.
    »Schön, Sie kennen gelernt zu haben, Mrs. Bartlett«, log ich.
    »Das Vergnügen war ganz auf meiner Seite«, erwiderte sie ebenso unehrlich.
    Dann setzte sich die Gruppe in Richtung des Konferenzraumes in Marsch, der nach Churchill benannt war. Etwa dreißig etwas steif wirkende Herren drängten sich vor der Eingangstür, während sich die fünfzehn bis zwanzig Damen einige Schritte entfernt versammelten. Lord Windlethorne hatte sich bereits am Kopfende des langen Konferenztisches postiert. Als ich nach meinem Platz Ausschau hielt, sprach er mich an und stellte sich mir vor. Ich schätzte ihn auf Ende fünfzig, und mit seiner schlanken Gestalt, den markanten Zügen und dem dunklen Haar wirkte er wie eine Mischung aus Gregory Peck und einem Oxford-Professor.
    Er

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