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Notaufnahme

Notaufnahme

Titel: Notaufnahme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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er hat sich ihr gegenüber ausgesprochen großzügig gezeigt. Er hat sie an einer Vielzahl seiner Studien und Forschungsprojekte teilnehmen lassen. Es ist vielmehr Spector, der mit dieser Art von Wettbewerb nicht umgehen kann. Er wäre nie in der Lage, eine Trauma-Station aufzubauen, die sich mit der Ghajars messen kann, und deshalb konzentriert er sich lieber auf ein anderes Gebiet. Das ist zum Teil auch das Problem des Mid-Manhattan. Wenn das Krankenhaus sich in dem Bereich der Gehirnoperationen nicht weiterentwickelt – darauf hat Gemma immer wieder aufmerksam gemacht –, wird die Sterblichkeitsrate bei Koma-Patienten dort bald dreimal so hoch sein wie im New York Hospital, das nur einen Steinwurf entfernt ist. Also, Mr. Chapman, falls Sie mal einen kräftigen Schlag auf den Kopf bekommen, sehen Sie besser zu, dass Sie in Ghajars Trauma-Abteilung landen.«
    »Aber Spector hatte doch Recht, was Gemmas besondere Interessen anbelangt? Ich meine, Gehirnoperationen waren ihr Steckenpferd, oder?«
    »Nein, nein, überhaupt nicht. Es interessierte sie zwar, aber sie betrachtete es eher als eine Art Entspannung. Wie Sie selbst bereits festgestellt haben werden, lagen ihre großen Stärken im intellektuellen Bereich. Es mag sich für Laien vielleicht etwas seltsam anhören, aber was sie wirklich faszinierte, war die Pathologie der Gehirnerkrankungen. Weshalb entstehen Tumore? Wie verändert sich die DNS eines Tumorpatienten? Ist sie verändert; mutiert sie? Gemma war glücklich, wenn sie den Schädel eines Unfallopfers öffnen konnte, aber ein seltener Tumor stellte für sie die eigentliche Herausforderung dar.«
    »Kennen Sie Robert Spector?« fragte Chapman.
    »Ja, ich habe ihn ein paarmal getroffen.«
    »Glauben Sie, dass er Gemma so sehr hasste, dass er …«
    Geoffrey Dogen atmete scharf ein und schnitt Mike das Wort ab. » In jedem Beruf gibt es Neid, Eifersucht und politische Grabenkämpfe, Mr. Chapman. Ich bemühe mich, Ihnen von Gemmas Welt und den Menschen, mit denen sie zu tun hatte, ein möglichst genaues Bild zu vermitteln. Doch ich glaube, dass niemand sie so sehr hasste, um ihr körperlichen Schaden zuzufügen. Außerdem wussten die meisten, dass sie in ein paar Monaten weg sein würde.«
    »Weil sie wieder zurück nach London wollte?«
    »Aller Wahrscheinlichkeit nach, ja.«
    »Aber ganz genau wissen Sie es nicht?«
    »Sie hatte ein Angebot. Und sie hat mir gesagt, dass sie der Universität bis Ende des Monats Bescheid geben wolle, aber dass es da noch etwas gäbe, das sie erst zu Ende bringen müsse, bevor sie in London zusagt.«
    »Und nicht einmal Sie wissen, worum es sich handelte?«
    »Das Angebot stammte nicht von mir, und sie hatte keine Veranlassung, mir ihre Entscheidung offiziell mitzuteilen. Aber ich ging davon aus, dass sie im nächsten Semester hier sein würde. Vielleicht zögerte sie ihre Entscheidung so lange hinaus, um Spector und die Verwaltung des Mid-Manhattan ein letztes Mal zu ärgern.«
    Es köpfte an der Tür, und ein junger Hotelangestellter teilte uns mit, dass im Nebenraum der Lunch serviert werde.
    »Nach der Mittagspause berichten wir Ihnen von den Zeugenvernehmungen und zeigen Ihnen ein paar Fotos«, bemerkte Chapman, während er sich erhob und seine blutunterlaufenen Augen rieb.
    »Aber vor dem Essen«, wandte ich ein, »möchte ich mit Ihnen noch einige von Gemmas Kollegen durchgehen, die widersprüchliche Aussagen gemacht haben. Vielleicht können Sie uns sagen, wem wir trauen können.«
    Creavey und Chapman starrten aus dem Fenster, während ich Geoffrey Dogen verschiedene Namen nannte. Er kannte die meisten der Professoren, die ihre Büros auf dem gleichen Gang wie Gemma hatten, und auch die meisten Mitarbeiter der Verwaltung waren ihm bekannt. Bei den Namen der jüngeren Assistenzärzte allerdings schüttelte er verneinend den Kopf – bis ich den Namen John DuPre nannte.
    Dogen sah mich fragend an. »Ist der alte Knabe etwa aus der Versenkung aufgetaucht, um am Minuit zu lehren? Kaum zu glauben, dass Gemma das mir gegenüber nie erwähnt hat.«
    Chapman wurde aufmerksam. »Sie kennen DuPre?«
    »Ich kann nicht behaupten, ihn sehr gut zu kennen, aber ich habe an einem Kurs teilgenommen, den er leitete – ich glaube, er fand in Genf statt. Das muss nun aber schon – lassen Sie mich überlegen – mindestens fünfundzwanzig Jahre her sein. Soweit ich mich erinnere, stand er damals kurz vor seiner Pensionierung. Heute müsste er um die neunzig sein, ist das

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