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Notaufnahme

Notaufnahme

Titel: Notaufnahme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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einzuschalten.
    »Cheers! Schön, dass du es heute geschafft hast, Blondie. Darf ich dir meine Herzogin vorstellen?«
    Die elegante Frau ließ ihr Champagnerglas von der rechten in die linke Hand wandern, um mich zu begrüßen und sich als Jennifer, Lady Turnbull vorzustellen. Als Mike zu einer humoristischen Erklärung ihrer Person ausholte, warf sie den Kopf in den Nacken und lachte. Ich hatte so viele Abende mit Modemagazinen in der Badewanne verbracht, dass ich keine Erklärung benötigte. Ihr wunderschönes Gesicht war auf ebensovielen Covers, in ebensovielen Artikeln zu bewundern gewesen wie das eines professionellen Models; die Geschichte des College-Girls, das den steinalten Lord Turnbull geheiratet und kurz darauf seine Millionen geerbt hatte, war in meiner Jugend durch die Schlagzeilen sämtlicher Klatschmagazine gegangen.
    »Jennys Verlobter ist der Mann, der alljährlich die Schirmherrschaft für diesen Kongress innehat. Deshalb ist sie hier. Dort drüben, der Herr, der sich gerade mit deinem Freund unterhält.«
    Ich sah Lord Windlethorne, der in ein Gespräch mit einem Herrn vertieft war, dessen Gesicht ich ebenfalls aus Zeitschriften kannte – es war der britische Industrielle Bernhard Karl, der trotz seiner Fünfzig noch jungenhaft gut aussah.
    »Ihr Detective und ich haben uns blendend amüsiert, Alexandra. Er hat mir so viel über Sie erzählt, dass ich entzückt bin, Sie kennenzulernen.«
    »Du hast mir nicht geglaubt, dass Creavey und ich mit ‘ner echten Herzogin durch die Pubs gezogen sind, stimmt’s?«
    Bevor ich antworten konnte, protestierte Jennifer. »Ich habe Michael tausendmal erklärt, dass ich keine echte Herzogin bin, aber er nennt mich trotzdem so. Ja, wir haben gestern tatsächlich die Gegend unsicher gemacht, und er hat mir versprochen, sich zu revanchieren, wenn ich das nächste Mal in New York bin.«
    Ich hatte einige Mühe, mir Lady Turnbull in Abendrobe mit Diamantschmuck, umgeben von den Jungs von der Manhattaner Mordkommisson, auf einem Barhocker im Rao’s vorzustellen, doch ich hatte dort schon genug Politiker, Filmstars und Mogule gesehen, um es Mike zuzutrauen.
    »Ich fürchte, ich bin schrecklich underdressed …«
    » Ach, Unsinn. Bernie und ich haben uns nur so in Schale geworfen, weil wir sozusagen die Gastgeber sind. Die Aufmachung paßt außerdem gut in diesen Rahmen, finden Sie nicht auch?«
    Es folgte eine angeregte Unterhaltung zwischen mir und Lady Turnbull, so dass Chapman sich in der folgenden halben Stunde wie das fünfte Rad am Wagen vorkommen musste. Zwischendurch hielt ich mehrmals diskret Ausschau, ob Mr. Karl nach seiner Begleiterin äugte, aber er schien entweder mit ihrem Benehmen einverstanden oder aber zu tief in seine eigene Unterhaltung vertieft zu sein.
    Kurz vor acht erschien Graham, um das Dinner im French Dining Room anzukündigen. Lady Turnbull schwebte an Mikes Arm lächelnd den Gang entlang, während ich, in eine zähe Unterhaltung mit dem langweiligen Dänen verstrickt, hinter den beiden herlief. Wenig später nahm sie am Kopfende der festlich gedeckten Tafel unter einem prächtigen Kronleuchter Platz.
    Als ich auf der Suche nach der Tischkarte mit meinem Namen an ihr vorbeischlüpfte, deutete sie auf den Platz neben sich und bat Mike: »Da dies der sogenannte French Dining Room ist, erlaube ich mir die Freiheit, Hercule Poirot an meine Seite zu bitten. Nachdem bei dieser Konferenz von nichts anderem als von schrecklichen Verbrechen die Rede war, kann ich mir nicht vorstellen, neben wem ich besser aufgehoben sein könnte.«
    »Poirot ist Belgier, Mikey. Er war genauso wenig Franzose, wie du es bist. Wenn du ihr verrätst, dass deine Wurzeln in Bay Ridge liegen, lässt sie dich fallen wie eine heiße Kartoffel«, raunte ich Mike zu, denn die Vorstellung, zwischen der australischen Strafrechtsexpertin und dem teutonischen Soziologen zu sitzen, versetzte mich nicht gerade in Entzücken.
    »Sei ja nicht unhöflich zu meiner Herzogin, Blondie. Wenn du wieder grantig bist, nimmst du besser den Zimmerservice in Anspruch.« Zum Abschied blinzelte er mir zu und kniff mich in den Arm.
    Kurz darauf entdeckte ich das Tischkärtchen mit meinem Namen zwischen dem von Lord Windlethorne – das musste Mikes Werk gewesen sein – und dem Botschafter Richard Fairbanks, dem amerikanischen Abgesandten bei der Pacific Economic Conference. Ein Ober eilte herbei und rückte mir den Stuhl zurecht.
    Im nächsten Augenblick tauchte Windlethorne auf, und während

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