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Notaufnahme

Notaufnahme

Titel: Notaufnahme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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Mike sprang auf, um die Abschiedsküsse der Herzogin sowie ihr Versprechen, uns bald in New York zu besuchen, in Empfang zu nehmen. Wir dankten Mr. Karl für seine Großzügigkeit, nahmen wieder unsere Plätze vor dem Kaminfeuer ein und beobachtete, wie sich der Raum allmählich leerte.
    Jemand hatte den CD-Player eingeschaltet, und Bette Middler fragte mich mit rauchiger Stimme, ob ich im Mondlicht tanzen wollte. Ich trat an die hohe Flügeltür, die hinaus auf die Terrasse führte. Ein paar Teilnehmer vertraten sich draußen die Beine, schnappten frische Luft oder wollten einfach nur der Wärme des Kaminfeuers entkommen.
    Ich ging bis vor zur steinernen Brüstung, stellte mein Glas ab und blickte über die im Sternenlicht liegenden Gärten. Nach einigen Atemzügen wurde mein Kopf wieder klarer.
    Plötzlich stand Mike neben mir. »Müde?«
    »Vor einer Stunde ja, aber jetzt bin ich irgendwie aufgedreht.«
    »Weshalb? Gibt’s irgendwas Besonderes?«
    »Ich glaube, das macht der Fall. Ich komme mir seltsam vor inmitten dieses ganzen Glanzes, dieses Überflusses aus einer anderen Zeit, während sie auf der anderen Seite des großen Teichs an unserem Fall arbeiten. Ich frage mich, was sie gerade tun. Glaubst du, es war DuPre?«
    »Du kennst mich doch. Ich halte alles für möglich, bis wir den letzten Beweis haben.«
    Jetzt drang Ben E. Kings samtige Stimme zu uns vor.
    »Willst du tanzen?« fragte ich, glitt auch schon im Takt der Musik über die unebenen Steinplatten der alten Terrasse und stellte mir dabei vor, wie viele reiche, adlige Menschen hier im Lauf der Jahrhunderte schon Walzer getanzt hatten.
    Die Zigarre in der Hand, starrte mich Mike grinsend an.
    Ich wiederholte meine Worte, diesmal etwas weniger herausfordernd. »Tanz mit mir, bitte.« Er schien immer noch zu zögern. »Ich will doch nur mit dir tanzen, nichts weiter …«
    » Schon gut, schon gut.«
    Er legte seine Zigarre auf die steinerne Brüstung, stellte sein Glas neben meins und kam auf mich zu.
    »Mit wem tanze ich jetzt – mit einer Wili oder einer Herzogin?«
    Ich begriff nicht gleich. »Was?«
    »Willst du mich in den Tod tanzen wie die Königin der Wilis, oder wärst du heute Abend lieber Lady Turnbull?«
    »Das ist nicht fair. Ich …«
    » Pst.« Er legte den Zeigefinger auf seine Lippen. »Nicht sprechen. Ich überlege gerade, wie ich an so ein Diamant-Diadem für dich komme. Wenn ihr Freund sie mir noch ‘ne Stunde länger überlassen hätte, hätte ich es ihr abgeschwatzt und dann dir geschenkt. Weißt du eigentlich, wie toll du mit so ‘nem Ding vor Gericht aussehen würdest? Du würdest keinen Prozess mehr verlieren.«
    Als der Song zu Ende war, löste er sich von mir, schwebte im Tanzschritt auf seine Zigarre zu, während ich noch zwei Drehungen machte, das sanfte Nachschwingen meines Rocks genoss und mich dann wieder zu Chapman und meinem Glas gesellte.
    »Schluss für heute, Blondie. Die Bar ist geschlossen.«
    »Aber ich will wenigstens mein Glas …«
    » Komm mit rauf. Morgen ist ein langer Tag, und zu Hause wartet ‘ne Menge Arbeit auf uns.« Er nahm mich beim Ellenbogen und führte mich durch die Bibliothek und die Halle.
    »Du hast Jennifer gestern nicht abgeschleppt, oder?«
    »Wohl kaum, denn sie verträgt ‘ne Menge mehr als du, Coop. Treppe oder Aufzug?«
    Als bei näherer Betrachtung die Stufen in Bewegung zu kommen schienen wie die einer Rolltreppe, entschied ich mich schnell. »Aufzug, bitte.«
    Der Lift brachte uns unter Ächzen und Stöhnen in den ersten Stock, und Mike bat mich, etwas leiser zu sprechen, als wir die anderen Suiten passierten. Er öffnete die Tür, und ich folgte ihm hinein. Dann gab er mir das Hemd, das er tagsüber getragen hatte, und griff nach dem Bademantel, der noch auf meinem Bett lag. »Putz dir die Zähne, nimm ein paar Aspirin und leg dich ins Bett.«
    Als ich wenige Minuten später aus dem Bad kam, reichte er mir einen zusammengefalteten Zettel, der während des Dinners unter unserer Zimmertür hindurchgeschoben worden war und meinen Namen trug.
    Ich faltete den Zettel auseinander, warf einen Blick darauf und schaute dann Mike an, um festzustellen, ob er ihn gelesen hatte. »Mr. Renaud hat angerufen. Bitte rufen Sie ihn zurück, ganz egal, zu welcher Tages- oder Nachtzeit.« Joan musste ihn über meine Beziehung zu Mike aufgeklärt haben.
    »Soll ich rausgehen?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Das kann warten, bis wir zurück sind.« Ich baute zusehends ab.
    »Okay, Blondie. Und jetzt

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