Notaufnahme
jetzt müssen wir herausfinden, ob er gestern tatsächlich die Stadt verlassen hat oder sich immer noch hier herumtreibt.«
»Auch in diesem Punkt gibt’s Neuigkeiten«, schaltete sich Mercer ein. »Hab’ ich eben auf dem Flughafen angeleiert. American Express und Visa helfen uns, seine Flugroute nachzuvollziehen. Sieht aus, als habe ihn sein Weg wieder runter in den Süden geführt. Jemand hat die Kreditkarten eines achtundachtizigjährigen Mannes namens Tyrone Perkins benutzt und in der Bronx einen Wagen gemietet, am Jersey Turnpike getankt und vergangene Nacht in einem Motel in South Carolina übernachtet.«
»Wurden die Karten als gestohlen gemeldet?« fragte ich.
»Bis jetzt noch nicht.«
»Aber dann verstehe ich nicht, warum …«
» Die Kreditkartengesellschaften haben zu Hause bei dem alten Herren angerufen, weil zum ersten Mal seit langer Zeit wieder Umsätze über die Karten liefen. Der Haken ist, dass Tyrone laut Aussage seiner Enkelin seit sieben Monaten im Krankenhaus liegt und an lebenserhaltenden Maschinen hängt. Er hatte ganz bestimmt keine Gelegenheit, seine Kreditkarten zu benutzen.«
Mike richtete die Zinken seiner Gabel auf Mercer. »Und ich wette, dass die Maschinen, an denen der alte Tyrone hängt, im Mid-Manhattan stehen.«
»Der Lieutenant hat heute Nachmittag jemanden rüber ins Krankenhaus geschickt, der die Schränke geprüft hat, in denen die persönlichen Dinge der Patienten von der Intensivstation aufbewahrt werden. Es sieht tatsächlich so aus, als seien Mr. Perkins Habseligkeiten in den vergangenen Tagen abhanden gekommen. Auf diese Weise können wir DuPuys Spur durch Restaurants, Motels und Geschäfte so lange folgen, bis wir ihn haben.«
»Ist während unserer Abwesenheit sonst noch etwas im Krankenhaus passiert?«
»Nun, gestern Nachmittag war ich drüben und habe angekündigt, dass wir ab Montag alle Zeugen vorladen und in der Staatsanwaltschaft erneut vernehmen werden. Derjenige, der den Zettel unter deiner Tür hindurchgeschoben hat – den mit der Schwarz-Weiß-Sache –, muss über den falschen DuPre Bescheid gewusst haben. Warum wollte er auf ihn aufmerksam machen? Weil er wusste, dass DuPre der Mörder ist? Oder nur, weil ihm bekannt war, dass er ein Betrüger ist? Oder wollte der anonyme Schreiber die Aufmerksamkeit von sich selbst auf DuPre lenken?«
»Ich bin ganz Mercers Meinung. Wir haben die Jungs lange genug mit Samthandschuhen angefasst. Jetzt ist Schluss mit der Sonderbehandlung. Sie sind ganz gewöhnliche Zeugen, und die werden nun einmal in der Staatsanwaltschaft vernommen. Wen hast du gestern im Krankenhaus getroffen?«
»Ich wollte die Verwaltung umgehen und direkt zu Dr. Spectors Büro gehen, aber jemand muss mich beim Betreten des Gebäudes gesehen haben. Jedenfalls hat mich Dietrich im sechsten Stock höchstpersönlich empfangen.«
Ich erinnerte Mike daran, dass wir Mercer noch über unsere Unterhaltung mit Geoffrey Dogen und den fehlenden Schlüsselbund informieren mussten.
»Wir müssen Dietrich fragen, wann genau Gemma ihm den Schlüsselanhänger gegeben hat.«
»Ja, und wie vielen anderen Kollegen sie auch so ein Ding geschenkt hat. Ich fürchte, das wird uns nicht weiterbringen. Wir haben schließlich keine Ahnung, wann die Schlüssel zum letzten Mal an Gemmas Bücherregal hingen. Bist du überhaupt dazu gekommen, mit Spector zu sprechen?«
»Klar. Wenn ich das Minuit betrete, werde ich inzwischen wie ein Anwärter auf eine Hirnoperation begrüßt. Die Docs reiben sich die Hände und tun so, als würden sie sich freuen, mich zu sehen. Er saß mit Coleman Harper und Banswar Desai in seinem Büro zusammen. Desai benimmt sich immer noch, als habe er seine beste Freundin verloren, und Harper ist seinem Boss so tief in den Arsch gekrochen, dass er danach schwärzer war, als ich es bin.«
»Waren sie kooperativ?«
»Ja, da gab’s keine Probleme. Ich wollte denen nur mal auf den Zahn fühlen, ob sie etwas über DuPre wissen. Aber sie schienen nicht zu ahnen, dass er sich verdünnisiert hat, also hab’ ich auch nichts gesagt. Spector konzentriert sich ganz auf seine Arbeit und scheint damit zu rechnen, Gemmas Job übernehmen zu dürfen. Er benimmt sich ziemlich unterwürfig und tut so, als sei’s ‘ne große Überraschung.«
Nachdem wir bei Adolfo gezahlt hatten, erschien der Besitzer des Restaurants mit einem Digestif auf Kosten des Hauses. Mike war schon aufgesprungen, um mir beim Aufstehen behilflich zu sein.
»Wissen Sie was,
Weitere Kostenlose Bücher