Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Notaufnahme

Notaufnahme

Titel: Notaufnahme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
Vom Netzwerk:
von uns für ratsam gehalten«, DuPres Mund verzog sich zu einem ironischen Lächeln, »Spector schon mal vorsorglich in den Arsch zu kriechen. Bitte entschuldigen Sie meine Ausdrucksweise, Miss Cooper. Ja, die meisten haben sich bei Spector lieb Kind gemacht. Auch ich bin der Meinung, dass er unser nächster Chef sein wird.«
    »Wie war Ihre Beziehung zu Gemma Dogen?«
    »Zur eiskalten Jungfrau? Nun, sehr distanziert. Aber wir kamen miteinander aus, wenn es sein musste. Ich kannte sie nicht sehr gut, aber sie schien nicht viel von mir zu halten – das werden Sie sicher noch von anderen zu hören bekommen.«
    »Warum war das so?«
    »Keine Ahnung, wirklich keine Ahnung. Ich will hier nicht mit Hautfarbe und solchen Dingen anfangen, vielleicht war sie einfach nur arrogant und wollte ihre Zeit nicht mit mir verschwenden, weil ich kein Chirurg bin. Sie war sehr introvertiert. Ab und zu haben wir uns morgens beim Joggen getroffen, aber ich hatte immer das Gefühl, dass sie allein am glücklichsten war.«
    »Sind Sie einer der beiden Ärzte, die Spector an dem fraglichen Morgen anstelle von Gemma Dogen assistiert haben?«
    »Nein, nein, damit habe ich überhaupt nichts zu tun. Ich war am Mitrwochmorgen nicht einmal im Krankenhaus. Ich bin Neurologe und darf gar nicht operieren, wissen Sie. Ich behandle zwar Patienten mit Gehirnkrankheiten, aber nicht im OP.«
    »Welche Veranlassung hatten Sie, runter in die radiologische Abteilung zu gehen, Doktor?«
    »Im Prinzip gar keine. Es geschah auf Veranlassung von Dr. Coleman Harper. Spector hatte Röntgenaufnahmen von einem Patienten mit der Huntington-Krankheit gemacht, er verfolgt die Krankheit bei diesem Patienten schon über Jahre hinweg. Wir sprachen über diesen Fall, und Coleman schlug vor, dass wir gemeinsam runtergehen und die aktuellen Röntgenbilder mit denen vom letzten Jahr vergleichen sollten. Also haben wir uns runter in den zweiten Stock begeben. Überrascht stellten wir fest, dass die Tür nicht abgeschlossen war. Aber Sie wissen ja, dass wir Probleme mit der Sicherheit haben – und nicht nur wir; ich habe in verschiedenen anderen Krankenhäusern ähnliches erlebt. Ich erinnere mich sogar an einen Mord im Bellevue – das war, kurz bevor ich nach New York kam.«
    »Was passierte, als Sie den Röntgenraum betraten?«
    »Der Mann, den Sie in Untersuchungshaft genommen haben, lag zusammgerollt auf dem Boden und schnarchte. Coleman machte das Licht an, und da sahen wir ihn. Mein erster Blick fiel auf die Hose – ich sah sofort, dass es sich um Blut handelte. Ich bat Coleman, schnell Hilfe zu rufen; ich blieb im Raum, damit der Mann nicht entwischen konnte.«
    »Haben Sie ihn geweckt?«
    »Erst als Coleman wieder da war. Ich habe bei ihm zwar keine Waffe gesehen, aber es hätte ja sein könne, dass er darauf lag. Wir haben ihn dann vorsichtig mit der Fußspitze berührt. Er öffnete die Augen und begann zu stammeln – immer wieder: ›Tut mir leid, tut mir leid.‹ Ich habe keine Ahnung, was genau er damit meinte – ob es ihm leid tat, dass er an einem Ort war, an dem er nicht hätte sein dürfen, oder ob er das meinte, was er mit Gemma Dogen getan hatte.«
    »Und dann?«
    »Innerhalb von zehn Minuten war der Detective da und führte den Mann ab.«
    Chapman stellte DuPre noch einige Fragen, während ich mir Notizen machte. Dann bedankten wir uns für seine Mitarbeit und baten ihn, noch zu bleiben, bis wir den zweiten Zeugen befragt hatten. Außerdem erinnerten wir ihn daran, dass es ihm per Gesetz untersagt war, mit Dritten über seine Aussage zu sprechen.
    Peterson führte ihn aus dem Raum, während Chapman Coleman Harper holte.
    Dr. Harper trug immer noch seinen weißen Klinikkittel, obwohl er bereits seit Stunden auf dem Revier war. Er war kräftig gebaut und etwas kleiner als DuPre – ungefähr meine Größe –, und sein dunkelbraunes Haar wies bereits einige graue Strähnen auf. Wir begrüßten einander, und ich erklärte ihm, warum wir ihm noch einmal Fragen stellen mussten.
    Während er mir auf der anderen Seite des Schreibtischs gegenübersaß, wippte er nervös mit dem Bein.
    »Es ist wirklich verrückt, Miss Cooper. Mit so etwas habe ich noch nie zu tun gehabt. Wo soll ich anfangen?«
    »Keine Angst, die meisten Zeugen sind zum ersten Mal mit so einer Sache konfrontiert. Mike und ich stellen Ihnen einfach ein paar Fragen.«
    Chapman begann mit den üblichen Fragen zum Hintergrund des Zeugen und ließ Harper über sich und seine Arbeit reden.
    »Vor

Weitere Kostenlose Bücher