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Notaufnahme

Notaufnahme

Titel: Notaufnahme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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führen wollten. Diese Nachricht schien ihm nicht zu gefallen, und er ließ uns eine halbe Stunde warten, bevor er endlich auftauchte.
    Chapman schielte bereits mit einem Auge auf das Buffet, das man für uns aufgebaut hatte. Schließlich schnappte er sich einen Teller und bereitete sich ein gigantisches Sandwich mit Schinken, Käse und Tomaten zu. Ich nahm etwas Salat, während Mercer von den schier endlosen Reihen von Patienten berichtete, die er an beiden vorangegangenen Vormittagen in der Stuyvesant-Psychiatrie vernommen hatte.
    Das Sitzungszimmer des Verwaltungsrats war mahagonigetäfelt; in der Mitte des Raums stand ein langer Konferenztisch mit zwanzig ledergepolsterten Stühlen. An den Wänden rechts und links hingen die Ölporträts von sechs elegant aussehenden Herren mit weißen Schläfen und gestärkten Hemdkragen; von der gegenüberliegenden Wand blickte uns Peter Minuit, der Namensgeber der Universität, entgegen. Er zeigte eine selbstzufriedene Miene; wahrscheinlich freute er sich noch darüber, dass es ihm gelungen war, dem Indianerhäuptling die Insel Manhattan für billigen Glasschmuck im Wert von vierundzwanzig Dollar abzujagen.
    Gegen halb zwei erschien endlich Bill Dietrich, und seine Miene war noch selbstzufriedener als die Minuits.
    »Tut mir leid, dass ich Sie so lange habe warten lassen«, sagte er zur Begrüßung, aber ich nahm ihm nicht ab, dass es ihm leid tat.
    »Also, wie ist der Stand der Dinge? Um ehrlich zu sein, waren wir ausgesprochen erleichtert, als wir von der Festnahme des blutverschmierten Obdachlosen erfuhren. Ist er denn endgültig von der Liste der Verdächtigen gestrichen?« Alle paar Sekunden fuhr sich Dietrich mit der linken Hand durch seine schmierige Frisur. Und jedesmal erwartete ich, Farbspuren an seinen Fingern zu entdecken, denn sein Haar sah aus, als habe er es mit Schuhcreme oder Dieselöl bearbeitet.
    Ungeachtet der Tatsache, dass wir nicht viel Neues zu bieten hatten, verspürte Chapman keine Lust, Dietrich über mögliche Verdächtige zu informieren. »Noch ist niemand endgültig von der Liste gestrichen, Mr. Dietrich. Deshalb drehen wir hier ja jeden Stein um.«
    »Wir sind jedenfalls bereit, Ihnen zu helfen, Detective. Je eher Sie Ihre Pflicht getan haben und uns den Rücken kehren, desto besser.«
    »Gut, dann legen wir los. Sollte Gemma Dogens Vertrag verlängert werden, oder war ihre Zeit am Mid-Manhattan abgelaufen?«
    Dietrich sülzte eine Zeitlang herum, sprach von dem Respekt, den ihr alle entgegenbrachten, und pries ihre herausragenden Leistungen. Chapmans Verärgerung war offensichtlich. Schließlich erhob er sich, vergrub die Hände in den Hosentaschen und fixierte Dietrich.
    »Wollen Sie, dass wir ernst machen, Mr. Dietrich? Wollen Sie Ihre Verwaltung und den Unibetrieb für ein paar Tage ruhen lassen und lieber vor der Grand Jury aussagen? Oder ist es Ihnen doch lieber, die Sache kurz und schmerzlos über die Bühne zu bringen?«
    Dietrich warf mir einen irritierten Blick zu, den ich jedoch ignorierte. Chapman sollte ihn ruhig in die Zange nehmen.
    »Nun … ähm … Gemma war sehr starrsinnig. Sie weigerte sich bis zu ihrem Tod, die Verwaltung über ihre Pläne in Kenntnis zu setzen. Wir wussten, dass sie andere Angebote vorliegen hatte, und trotzdem machte sie es uns sehr schwer, für das nächste Jahr vorauszuplanen.«
    »Um welche Inhalte ging es bei ihrer Arbeit, Mr. Dietrich?«
    »Das haben Sie wahrscheinlich schon von Dr. Spector erfahren. Es ging ihr darum, die Abteilung zu einem Trauma-Zentrum auszubauen. Sie war sehr an dieser Arbeit interessiert, wollte aber nicht die Verantwortung für die lästige Finanzierung übernehmen.«
    Auf dieser Schiene ging es weiter; er klagte über die vielfältigen Probleme, die Gemma Dogen der Verwaltung bereitete. Fast schien es, als habe Dietrich das Skript für seinen Auftritt gemeinsam mit Spector verfasst.
    »Einfache Frage«, unterbrach Chapman Dietrichs abschweifende Berichte. »Waren Sie daran interessiert, dass Gemma blieb, oder wollten Sie sie loswerden?«
    »Diese Entscheidung lag nicht in meiner Macht, Detective Chapman. Die Entscheidung dafür liegt beim Präsidenten des Minuit, der völlig unabhängig vom …«
    Die Art und Weise, wie er sich bemühte, sich von Gemmas beruflichem Schicksal zu distanzieren, machte deutlich, auf welch verlorenem Posten Dogen innerhalb der Institution stand.
    » Eine solche Entscheidung wäre in der Fachwelt außerhalb des Mid-Manhattan auf großes

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