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Notaufnahme

Notaufnahme

Titel: Notaufnahme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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gewesen war. Sie erklärte mir Knall auf Fall, dass sie mich nicht mehr sehen wolle.«
    »Und das haben Sie einfach so akzeptiert?«
    »Ach, Sie glauben, ich hätte mich zum Narren machen und sie mit einem Fleischermesser um den OP-Tisch jagen sollen? Nein, Gentlemen, das ist nicht meine Art.«
    »Haben Sie nicht mehr versucht, sie zu treffen, sie anzurufen?« fragte ich.
    »Zu Beginn natürlich schon, ja. Aber wie ich Ihnen bereits gesagt habe: Sie war sehr dickköpfig. Gegen eine gelegentliche gemeinsame Nacht hatte sie auch nach der Trennung nichts einzuwenden, aber eine weitergehende Bindung lehnte sie strikt ab. Ebenso wie Gespräche übers Krankenhaus.«
    Wallace horchte auf. »Wann haben Sie denn die letzte Nacht mit ihr verbracht?«
    Dietrich zögerte. Dann gab er sich einen Ruck. »In der Woche vor ihrem Tod. Gemma fragte mich, ob wir gemeinsam zu Abend essen wollten. Wir kamen ziemlich spät hier raus und fuhren zu Billy’s auf der First Avenue. Anschließend gingen wir zu ihr und schliefen zusammen. Ich verließ ihre Wohnung, als sie zum Joggen aufbrach. Das war’s. Derjenige, der Sie über unser Verhältnis unterrichtet hat, hat Sie wahrscheinlich auch über das Geld informiert, das Gemma mir geliehen hat«, fügte er sarkastisch hinzu.
    »Klar«, log Chapman. »Wir haben’s außerdem auf ihren Kontoauszügen gesehen.« Was wir natürlich nicht hatten.
    »Keine Angst, Detective, ich habe das Geld. Ich werde es umgehend auf ihr Konto überweisen.«
    »War es nur diese eine Zahlung?« bluffte Chapman.
    »Ja, im vergangenen Juli. Vierzigtausend Dollar.«
    Ich wusste, was Mike jetzt dachte – vierzig Riesen, das war mehr, als die meisten Menschen in einem Jahr verdienten. Dogen hatte es ihm geliehen, als ihr Verhältnis noch intakt war, und er hatte es noch nicht zurückgezahlt.
    »Hat sie es zurückverlangt?« fragte Mike und ließ das Wort ›kürzlich‹ unausgesprochen. Er wollte wissen, ob das Thema zwischen den beiden in den vergangenen zwei Wochen zur Sprache gekommen war.
    »Geld spielte für Gemma keine sehr große Rolle. Wir verbrachten damals ein Wochenende an der Küste und besuchten eine Oldtimer-Auktion. Dort sah ich einen DeLage und verliebte mich sofort in ihn. Baujahr zweiunddreißig, ziemlich selten. Sie drängte mich, ihn zu kaufen, aber so etwas kann ich mir nicht leisten. Also bot sie mir das Geld an. Ursprünglich hatte sie es als Geschenk gedacht, aber als der Kauf etwas später zu Stande kam, hatte sie unsere Beziehung bereits beendet. Sie sagte, ich könne ihr das Geld irgendwann später zurückzahlen. Sie haben sicher schon erfahren, dass sie alles andere als materialistisch war. Sie hatte mehr als genug Geld, um sich das, was sie brauchte oder wollte, zu kaufen.«
    Dietrich erhob sich. »Alle weiteren Fragen können Sie mir später stellen. Ich schlage vor, Sie machen jetzt mit dem Personal weiter, das ich für Sie einbestellt habe, so dass der Betrieb so schnell wie möglich weitergehen kann. Ich werde mich wegen dieser Unterlagen umgehend mit meinen Juristen in Verbindung setzen.«
    Er fuhr sich ein weiteres Mal durchs Haar, bevor er nach dem Stapel Papiere griff. Dann zog er einen dicken Schlüsselbund aus der Hosentasche und fingerte solange daran herum, b is er den richtigen Schlüssel – vermutlich den zu seinem Büro – gefunden hatte.
    Ohne weiteren Kommentar wandte er sich zum Gehen. Während er sich umdrehte, bemerkte ich, dass von dem Schlüsselbund eine Nachbildung der Londoner Tower Bridge herabbaumelte – es war der gleiche Schlüsselanhänger, den auch Gemma Dogen besessen hatte und der noch immer auf meinem Nachttisch lag, weil ich vergessen hatte, ihn Mercer zurückzugeben. Und im selben Augenblick fragte ich mich, ob Dietrich wohl auch Gemma Dogens Wohnungsschlüssel besaß.

19
    John DuPre war der erste, den wir zu den Umständen befragten, die am Abend von Gemma Dogens Tod im Minuit geherrscht hatten. Und während er mir zur Begrüßung lächelnd die Hand entgegenstreckte, begriff ich, warum Maureen Forester ihn so attraktiv fand. Er gab uns nicht das Gefühl, dass wir ihm mit unseren Fragen seine kostbare Zeit stahlen, sondern war sehr bemüht, uns bei den Ermittlungen weiterzuhelfen.
    Ich erklärte ihm, warum wir ihn nach der Vernehmung auf dem Revier einige Tage zuvor, bei der er von der Entdeckung Pops’ in der radiologischen Abteilung berichtet hatte, nun noch einmal befragen mussten.
    »Was haben Sie in der vergangenen Woche so alles getan?« fragte

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