Notaufnahme
ich. » Lassen Sie uns die Tage von Montag bis einschließlich Mittwoch durchgehen.«
Er blickte mir direkt in die Augen; seine Stimme klang fest und angenehm. »Das alles erinnert mich an damals, als unser Priester umgebracht worden war, während meiner Kindheit in Mississippi. Ich war zwar erst acht, aber die Polizei hat bei den Verhören keinen ausgelassen. Das hat mich wahnsinnig beeindruckt. Beinahe wäre ich in der Strafverfolgung anstatt in der Medizin gelandet. Ich bewundere Ihre Arbeit. Ich weiß, dass Sie nach der sprichwörtlichen Nadel im Heuhaufen suchen, und mir ist klar, dass sich einige meiner Kollegen durch Ihre Fragen belästigt fühlen, aber ich freue mich, Ihnen zu helfen.«
DuPre zog einen Taschenkalender hervor und schlug die vorangegangene Woche auf. »Sie können gerne einen Blick auf meine Termine werfen, aber ich bin ganz sicher, dass ich nicht vor Dienstagnachmittag, als ich in die Bibliothek musste, im Krankenhaus war.«
DuPre berichtete uns von seiner neurologischen Praxis, in der er seit zwei Jahren seine Sprechstunde abhielt. Seine beiden Helferinnen waren ebenso wie er jeden Tag anwesend.
»Und was machen Sie abends, Doc? Wo wohnen Sie?«
»In der Striver’s Row, Detective, Höhe einhundertneununddreißigste Straße«, antwortete DuPre und bezog sich auf eine elegante Reihenhaussiedlung aus dem letzten Jahrzehnt des vorangegangenen Jahrhunderts. »Meine Frau ist Designerin, Miss Cooper. Seitdem wir unser Haus bezogen haben, sind wir fleißig am Restaurieren. Ich mache ‘ne Menge Schreinerarbeiten selbst, abends nach dem Essen, wenn die Kinder im Bett sind. Sie sollten mal bei uns vorbeischauen.«
Diese Antwort verriet uns drei Neuigkeiten: DuPre brauchte viel Geld, um sich ein Haus in diesem Viertel leisten zu können. Er befand sich in der Nacht, als der Mord geschah, einige Meilen vom Krankenhaus entfernt – vorausgesetzt, er war wirklich zu Hause. Und falls jemals der Verdacht auf ihn fallen würde, verfügte er über das am schwersten zu knackende Alibi: eine Frau und zwei Kinder.
Wallace lenkte das Gespräch weg von DuPres familiärer Situation und hin zur Ermordeten. »Wie war der Ausdruck, mit dem Sie Dr. Dogen letzte Woche beschrieben haben? Die eiskalte Jungfrau?«
»Vielleicht bin ich da ein bisschen zu weit gegangen, Mr. Wallace, aber ich habe Ihnen auch gesagt, dass ich sie nicht gut genug kannte, um viel über sie zu sagen. Sie war mir gegenüber immer so steif und distanziert – ich konnte einfach keinen Zugang zu ihr finden, wie sehr ich mich auch bemüht habe.«
»Wir haben eben Mr. Dietrich gebeten, uns einige Informationen aus den Personalakten offenzulegen, Dr. DuPre. Wir werden die Daten in wenigen Tagen bekommen; vielleicht gibt es etwas, das Sie uns lieber vorab persönlich …«
» Sie nehmen sich wohl sehr ernst, Detective, was? Sie wollen unsere Personalakten einsehen? Daten des medizinischen Personals? Hören Sie, Coleman Harper und ich haben Ihnen einen heißen Tip gegeben und Sie zu jemandem geführt, der weitaus gefährlicher ist als alle meine Kollegen zusammengenommen, aber das scheint Sie nicht weiter zu interessieren. Man muss sich nur ein paar Stunden hier aufhalten, um zu wissen, dass es kein Problem ist, irgendwo unbemerkt hereinzukommen.«
John DuPre feuerte eine volle Breitseite ab – ein ziemlich cooler Typ.
»Wo wir schon bei der ersten Vernehmung sind, Dr. DuPre«, leitete Chapman seine Frage ein, »war es Ihre oder Dr. Harpers Idee, runter in die Röntgenabteilung zu gehen?« Chapman war es genauso wenig wie mir aus dem Sinn gegangen, dass die beiden Männer in diesem Punkt Widersprüchliches ausgesagt hatten.
» Es war eindeutig Colemans Vorschlag gewesen. Hab’ ich Ihnen das damals nicht schon gesagt? Ich wollte an diesem Nachmittag in der Bibliothek arbeiten und wechselte ein paar Worte mit einigen von Spectors Schützlingen – Coleman bezeichnet sich mit Vergnügen als einen solchen, glaube ich –, und da hat er mich aufgefordert, zusammen mit ihm unten in der Röntgenabteilung die Aufnahmen anzusehen. Ich hätte ansonsten gar keinen Grund gehabt, mich da unten aufzuhalten.«
Mike wollte noch mehr Hintergrundinformationen. »Was hat Sie dazu gebracht, ausgerechnet in New York City zu praktizieren?«
»Eine Verkettung verschiedener Umstände, Mr. Chapman. Zum einen ist meine zweite Frau in dieser Stadt aufgewachsen und hat hier ihre Familie. Zum anderen ist mir die Kleinstadt zu eng geworden; ich habe hier an
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