Notbremse
herzufallen, sollten Sie anderswo Schadensbegrenzung betreiben.«
»So?«, staunte Fludium, »dann sagen Sie mir wenigstens wo.«
Lambert vergrub seine Hände in den Hosentaschen. Nein, ohne juristischen Beistand – das hatte ihn die Erfahrung gelehrt – wollte er nichts sagen.
32
»Wollen Sie damit andeuten, dass die Hockes Privatagenten sind oder gar V-Leute der Polizei?«, hakte Linkohr nach, während Frau Schittenhelm sanft mit ihren Händen über die Frisur tastete, um ihren korrekten Sitz zu prüfen.
»Nennen Sie es, wie Sie wollen«, entgegnete sie. »Jedenfalls sind die beiden die meiste Zeit nicht im Büro. Ich seh dann nur die Reisekostenabrechnungen, die Flugtickets, die Bahnfahrkarten und Hotelrechnungen.«
»Stichwort Bahnfahrkarten. Müssen Sie die Tickets kaufen oder machen das die Herren selbst?«
»Das machen sie meist selbst. Auch mit dieser ICE-Fahrt, falls Sie diese jetzt meinen, hab ich nichts zu tun gehabt.«
»Aber dass Dieter Hocke nach China geflogen ist, das wissen Sie?«, gab sich Linkohr leicht misstrauisch.
»Ja, das ist ja auch eine Privatreise. Wir haben den Flug bereits vor zwei Monaten gebucht. Außerdem brauchte er ein Visum.«
»Wie erklären Sie sich dann, dass Herr Dieter Hocke in Peking mit einem Handy telefoniert hat, das auf einen Chinesen registriert ist, der seinen Wohnsitz in Südtirol hat?«
Sie zuckte mit den Schultern und lehnte sich mit dem Oberkörper zur Tischplatte vor, was ihre weiblichen Formen hervorhob. »Ich sagte doch schon, die Herren bedienen sich vieler Mittel, um ihre Identität zu verbergen oder keine Spuren zu hinterlassen. Sie wissen doch selbst, was heute technisch alles möglich ist.«
»Irgendwo aber müssen die Herren doch ihre Ermittlungsarbeit dokumentieren«, bohrte Linkohr weiter. »Es gibt bestimmt Computer und Dateien.«
»Die gibt es, ja. Nur, soweit ich weiß, wird alles sofort auf Datenträgern gespeichert oder gebrannt und weggebracht. Auf den Festplatten der Computer dürfte so gut wie nichts zu finden sein, falls Sie daran denken.«
Linkohr überlegte. Er hatte mal gehört, dass die EDV-Experten des Landeskriminalamts auch vermeintlich gelöschte Dateien wieder aus den Tiefen einer Festplatte gehoben hatten. Aber möglicherweise bedienten sich diese Privatermittler spezieller Programme, die auch dies unmöglich machten. Sie waren offenbar mit allen Wassern gewaschen.
»Weggebracht?«, knüpfte der Kriminalist an die Bemerkung der Frau an. »Wohin?«
»Keine Ahnung«, gab sie schnippisch zurück. »Vielleicht irgendwo in einen Tresor, vielleicht zu den Auftraggebern – ich weiß es wirklich nicht.«
»Wenn ich Ihnen jetzt sage, dass Herr Friedrich Hocke ein Notizbuch dabeihatte, in dem wir viele Telefonnummern von Ärzten und Apothekern gefunden haben – was kann das bedeuten?«
»Sie werden bei den beiden Herren immer etwas finden, das Ihnen Rätsel aufgibt, Herr Linkohr«, wich sie aus. »Ärzte und Apotheker – keine Ahnung. Vielleicht waren es Ermittlungen im Zusammenhang mit Korruptionsfällen im Gesundheitswesen.«
»Haben Sie davon mal etwas gehört?«
»Nein«, beeilte sich Frau Schittenhelm zu versichern und Linkohr gewann den Eindruck, dass sie auch jetzt noch bemüht war, nur das Allernotwendigste preiszugeben. Natürlich, dachte er – wäre sie eine Tratschtante, hätte sie bei den beiden Ermittlern wohl nicht lange gearbeitet.
»Sagt Ihnen der Name Lambert etwas?«
Frau Schittenhelm überlegte. »Lambert?«
»Lambert oder Sylvia Ringeltaube?«
»Nein.«
»Und der Hödenauer See – sagt Ihnen das etwas? Kiefersfelden?«
»Ist das diese Wasserskianlage?«
Linkohr wurde hellhörig, ohne dies erkennen zu lassen. »Ich glaube, ja.«
»Friedrich Hocke ist letzte oder vorletzte Woche dort gewesen. Ich hab ein paar Belege von einem italienischen Lokal verbucht – und eine oder zwei Übernachtungen in einem Hotel. Gruberhof, glaub ich, hieß das.«
August Häberle hatte sich am Ende des lang gezogenen Sees ins Gras gesetzt, um die Wassersportler zu beobachten, die entgegen dem Uhrzeigersinn an ihm vorbeisausten und, vom Zugseil der Liftanlage auf Tempo gehalten, ihre Runden drehten. Ein paar Mal noch war die Blondine vorbeigekommen. Aber auch eine andere schwarzhaarige Frau erregte seine Aufmerksamkeit. Häberle musste sich eingestehen, dass sein Blick mehr aufs weibliche Geschlecht ausgerichtet war. Dies verstärkte sich noch, wenn die Frauen, wie die Blondine und die Schwarzhaarige, nicht in
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