Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Notbremse

Notbremse

Titel: Notbremse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
Vom Netzwerk:
verschränkte die Arme vor der Brust. »Wieso gerade hier?«
    »Keine Ahnung. Er hat nur gesagt, der Platz hier sei für ihn verkehrsgünstig. Und die Miete, die er mir angeboten hat, war akzeptabel. Offensichtlich nicht nur für mich, sondern auch für ihn. Die besten Geschäfte sind bekanntermaßen die, wenn alle Beteiligten zufrieden sind.«
    Häberle hatte den Eindruck, der Müller suche für sich selbst eine beruhigende Erklärung.
    »Und wie sahen die Geräte aus?«, hakte der Kommissar nach, während nun die beiden Kombis der Spurensicherung aus Göppingen eintrafen, derer sich Linkohr annahm.
    »Kartons«, erwiderte der Müller. »Kartons für Waschmaschinen oder Kühlschränke.«
    »Gab es eine Aufschrift?«
    Der Müller überlegte. »Nichts, was mir aufgefallen wäre, nein, nichts.«
    »Und der Mann«, bohrte Häberle weiter. »Haben Sie eine Erinnerung an ihn?«
    Wieder brauchte der Müller ein paar Sekunden, um zu antworten: »Seriös. Geschäftsmann. Deutsch. Vielleicht so um die 40.«
    »Haben Sie sein Auto gesehen?«
    »Ein Mercedes, weiß.« Die Antwort kam spontan. »Ulmer Kennzeichen.«
    Häberle nickte anerkennend. »Aber an mehr als an das ›UL‹ entsinnen Sie sich nicht?«
    Der Müller schüttelte den Kopf. »Nein, tut mir leid. Aber er hat mir eine Handynummer gegeben. Ich hab sie drüben im Büro. Ich kann sie Ihnen morgen raussuchen.«
    »Darum würden wir bitten«, lächelte Häberle aufmunternd und fragte weiter: »Haben Sie dem Mann denn einen Schlüssel übergeben?«
    »Ein Schlüssel ist in dieser Bruchbude nicht nötig. Egal, ob Sie abschließen oder nicht – wer da rein will, kommt rein.«
    »Dann hätte also jederzeit jemand die Kartons auch stehlen können«, konstatierte der Ermittler.
    »Ja, natürlich. Aber das war dem Mann von vornherein klar.«
    »Hat Sie das nicht verwundert?«
    »Wer vermutet hier draußen schon stehlenswerte Ware? Außerdem wurde wohl nur zwei, drei Tage gelagert – dann kamen Lieferwagen und haben das Zeug nach und nach abgeholt.«
    »Das haben Sie beobachtet?«
    »Beobachtet nicht«, wiegelte der Mann ab, »nur beiläufig gesehen. Weiße Kastenwagen ohne Aufschrift.«
    »Kennzeichen?«
    »Keine Ahnung. Das seh ich von meiner Mühle aus nicht.«
    »Und wie wurde angeliefert?«
    »Das war meist spätabends, bei Dämmerung. Mit so einem 7,5-Tonner mit Plane. Ebenfalls ohne Aufschrift. Und nach dem Kennzeichen brauchen Sie mich nicht zu fragen.«
    »Sie sagen bei Dämmerung«, griff Häberle diese Feststellung auf. »Haben Sie sich nie Gedanken gemacht, weshalb die Anlieferung ausgerechnet dann erfolgt ist?«
    »Um ehrlich zu sein, schon, ja. Aber ungewöhnlich ist das nicht. Im Transportgewerbe wird Tag und Nacht gefahren.«
    Häberle wollte keine langatmigen Erklärungen aufkommen lassen, sondern sprach einen anderen Punkt an: »Und wie oft ist die Anlieferung erfolgt?«
    »Zweimal hab ich’s gesehen«, antwortete der Müller. »Gleich Anfang Mai – und jetzt, vor vier, fünf Tagen.«
    Häberle bedankte sich und bat den Zeugen, im Laufe des morgigen Tages zur Sonderkommission zu kommen, damit seine Aussage protokolliert werden könne.
    »Abschließend noch etwas. Uns wäre sehr geholfen, wenn Sie einen Blick auf den Toten werfen könnten. Ob Sie ihn möglicherweise kennen.«
    Für einen Moment zögerte der Müller, erkannte jedoch, dass er sich dieser Bitte wohl kaum würde entziehen können. Er nickte, worauf Häberle nach dem Absperrband griff und es hochhob, um seinem Gesprächspartner den Weg zur Rückseite der Gebäude frei zu machen. Ein Halogenstrahler, der auf ein Stativ geschraubt war, hüllte die offen stehende Holztür und die Außenwand in grellstes Licht. Nachtfalter und allerlei Insekten schwirrten durch die Luft und verbrannten scharenweise an den Beleuchtungskörpern. Dampf stieg auf.
    Auch im Innenraum hatte die Feuerwehr zwei Lichtquellen installiert. Spurensicherer waren in ihre weißen Overalls geschlüpft, um nun jeden Gegenstand und jeden Quadratzentimeter des Betonbodens nach Verwertbarem zu untersuchen. Häberle, dessen fülliger Körper einen weiten Schatten warf und somit auf sich aufmerksam machte, winkte den Kollegen freundlich zu.
    »Wir möchten einen Blick auf den Toten werfen«, gab er ihnen zu verstehen. Sie deuteten mit Handbewegungen an, wo er, ohne Spuren zu zerstören, näher kommen konnte. Häberle nickte seinem irritierten Begleiter aufmunternd zu und bat ihn, ihm zum Schrank zu folgen, dessen beide Flügeltüren

Weitere Kostenlose Bücher