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Notbremse

Notbremse

Titel: Notbremse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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weit geöffnet waren. Die Spurensicherer wichen zurück und gaben den Blick auf den Toten frei, der mit ausgestreckten Beinen und angewinkeltem Körper in der rechten Ecke des Schrankes lag, den Kopf auf die Brust gesenkt. Er trug Jeans und ein weißes, kurzärmliges T-Shirt, seine Haare waren kurz und dunkelblond.
    Häberle deutete zaghaft auf den Kopf. »Wenn Sie ein Stück rübergehen, sehen Sie ihn besser«, schlug er dem Müller mit ruhiger sonorer Stimme vor. Der Angesprochene schluckte und starrte auf die Leiche, als könne er den Blick nicht mehr davon wenden. Beinahe wie in Trance ließ er sich von Häberle ein paar Schritte nach links führen, wo die Perspektive aufs Gesicht günstiger war.
    Die Beamten der Spurensicherung, die beiseite gegangen waren, verfolgten die Szenerie gespannt und wortlos. Nur das monotone Dröhnen des Stromaggregats störte die Stille, die Häberle gleich unterbrach.
    »Kennen Sie ihn?«, fragte er vorsichtig und legte seine linke Hand auf die rechte Schulter des Müllers.
    Es dauerte noch weitere zehn Sekunden, bis der Mann langsam den Kopf schüttelte. »Nein. Ich glaub, ich hab ihn nie gesehen.«
    »Danke«, sagte Häberle, ohne seine Enttäuschung zu zeigen. »Gehen wir wieder.« Er führte den Müller mit einem sanften Druck auf die Schulter wieder auf demselben Weg, den sie gekommen waren, ins Freie hinaus.
    »Ach, Herr Häberle!«, rief ihnen einer der Overallträger hinterher. Der Chefermittler drehte sich unter dem Türrahmen um, während der Müller bereits um die Ecke bog und sichtlich erleichtert war, diese Aktion hinter sich gebracht zu haben.
    »Ja?«, zeigte sich Häberle an der Bemerkung des Kollegen interessiert.
    »Wir haben den Geldbeutel des Toten«, erklärte dieser und hob einen braunen Gegenstand hoch. »Hier.«
    Der Kommissar verzichtete darauf, den Müller wieder zum Auto zurückzubegleiten, und hoffte, dass ein Uniformierter dies tun würde. Stattdessen ging er auf die drei Männer der Spurensicherung zu und ließ sich den ledernen Geldbeutel zeigen.
    »Da sind Karten drin. EC, Kreditkarte, Krankenkasse, Führerschein und Ausweis«, triumphierte einer der Spezialisten und knüpfte mit behandschuhten Händen die einzelnen Fächer auf.
    »Ausweis?«, wiederholte Häberle. »Dann wissen wir, wie er heißt?« Ein gewisser Zweifel schwang mit.
    »Sieht so aus. Das Passbild scheint auch zu stimmen«, antwortete der Beamte und nahm den Plastikausweis zur Hand. »Bastian Plaschke«, las er vor, »27 Jahre alt. Wohnort: Nellingen, Alb-Donau-Kreis. Geboren in Ulm.«
    Der Kommissar nickte anerkennend. »Immerhin etwas.«
     
    Konstantin Rieder lauschte. Geräuschlos griff er noch einmal zu seinem Whiskyglas, um es vollends leer zu trinken. Er stellte es behutsam auf die Schreibtischplatte zurück, um die Stille, die ihn umgab, nicht zu stören. Seine Augen hingen an der schallisolierten Tür zum Büro des Sekretariats, durch die er gekommen war. Die andere, die direkt zum Gang hinausführte, war verriegelt. Wenn ihn jemand überfallen wollte, dann musste er also durch den Nebenraum kommen. Rieder überlegte, ob er am Telefon die Nummer des privaten Wachdienstes drücken sollte, den er seit ein paar Jahren beauftragt hatte, das Firmengelände während der Nachtstunden regelmäßig anzufahren. Die Polizei, das war ihm klar, durfte er auf gar keinen Fall anrufen. Nicht jetzt und vermutlich auch in den nächsten Wochen nicht.
    Doch wenn dort draußen jemand auf ihn lauerte, dann saß er in der Falle. Rieder spürte seinen Blutdruck steigen und sein Herz pochen. Er versuchte, sich zu beruhigen. Verdammt noch mal, wie hätte auch jemand in das Gebäude eindringen können? Doch diese Frage, die ihm plötzlich durch den Kopf schoss, beantworte sein Gehirn selbst. Wie konnte er denn so sicher sein, dass alle Türen ordnungsgemäß verschlossen waren? Er selbst saß bereits seit den Mittagsstunden in seinem Büro. Und die letzten Angestellten, die wohl gegen 19 Uhr gegangen waren, hatten nicht mal die Alarmanlage scharf stellen können, solange er sich noch im Gebäude aufhielt. Überhaupt, mahnte ihn eine innere Stimme, wie viele Hausschlüssel waren eigentlich im Umlauf? Gab es da überhaupt eine ordentliche Übersicht?
    Wieder ein Geräusch. Dumpf und kaum zu vernehmen. Ein Schritt, hämmerte es in Rieders Gehirn. Ein Schritt. Von jemandem, der da draußen herumschlich. Er hielt den Atem an und fühlte sich zu keiner kontrollierten Bewegung mehr fähig.
    Eine Waffe, ich

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