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Notbremse

Notbremse

Titel: Notbremse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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Sonst hätte uns euer ›liebes Mädchen‹«, er grinste zu Häberle hinüber, »nicht zu diesem Lagerraum führen können.«
    »Ein Lagerraum«, griff der Chefermittler diese Bilanz der Ereignisse auf, »in dem irgendwelche dubiosen Apparaturen zwischengelagert wurden.«
    »Wahrscheinlich Diebesgut«, schlussfolgerte ein junger Kollege, der in einem Bürosessel lümmelte und lässig die Beine neben die Tastatur des Computers gelegt hatte.
    »Vermutlich, ja«, pflichtete ihm Häberle bei. »Weshalb sucht man sich sonst ein solch abgelegenes Gebäude aus und bezahlt die Miete ein halbes Jahr im Voraus. Doch nur, um nicht erkannt zu werden, oder?«
    Die Männer nickten.
     

15
    Kai-Uwe Horschak hatte den Rest der Nacht kaum geschlafen und war froh, dass schon bald der Morgen graute. Er öffnete das Fenster seines Hotelzimmers und sog die frische Luft ein. Zufrieden stellte er fest, dass kein Wölkchen den Himmel trübte. Noch lagen die umliegenden Steilhänge der Voralpenberge zwar im Schatten, doch schon bald würde die Sonne in das Tal hineinreichen.
    Horschak duschte lange und ließ zum wiederholten Male die Ereignisse des gestrigen Tages an sich vorüberziehen. Eigentlich konnte er an gar nichts anderes mehr denken. Am meisten beunruhigten ihn aber die beiden abhandengekommenen Koffer und die dubiose Rolle, die Sylvia Ringeltaube offenbar spielte.
    Er stieg aus der Dusche und besah sich im Spiegel. Die grauen Schläfen erinnerten ihn im grellen Licht der Lampe an die weißen Haare seines Großvaters. Er fühlte sich plötzlich alt und müde, verzog das braun gebrannte, bartstoppelige Gesicht zu einem Lächeln, als wolle er sich selbst gefallen. Seine dünnen Haare waren viel zu lang, wie er selbstkritisch feststellte, während er den Kopf nach allen Seiten drehte und dabei in den Spiegel schielte.
    Vielleicht hatte er sich in den letzten Monaten zu viel zugemutet. Ein paar neue Falten, so schien es ihm, waren unter den Augen zu sehen. Er würde zurückstecken müssen, schwor er sich. Sobald die Angelegenheit ausgestanden war, wollte er alles ändern. Alles.
    Es fiel ihm an diesem Morgen verdammt schwer, sein Selbstbewusstsein wiederzuerlangen. Er ließ deshalb den Blick von seinem Spiegelbild und zwang sich, an etwas anderes zu denken. Er brauchte Abwechslung und ein paar Tage Entspannung. Nirgendwo sonst würde er dies finden, wie hier, weit weg von den hektischen Ereignissen. Hier am Ende der Welt, wie er es angesichts der nahen Grenze zu Österreich zu sagen pflegte, das war so etwas wie sein Rückzugsgebiet. Wie all die anderen aus der Firma genoss er es stets, bei ausgedehnten Bergtouren und Wassersport abschalten zu können.
    Doch schon wieder waren sie da – diese bohrenden Gedanken an Vergangenes und an die drohende Zukunft. Als er sich zum Rasieren einseifte, starrte ihn wieder dieses müde Gesicht an, das sich sofort zu einem Lächeln verzog, wenn er es nur wollte. Doch er musste sich dazu zwingen.
    Horschak beendete rasch die morgendliche Badezimmerprozedur, streifte Hose und Hemd von gestern über und rief vom Handy aus in Rieders Büro an. Es war zwar erst kurz nach 8 Uhr, aber er zweifelte nicht im Geringsten daran, den Firmenchef bereits jetzt erreichen zu können.
    »Ja?«, meldete sich eine leicht verunsicherte Stimme.
    »Ich bin’s.« Horschak setzte sich in einen Sessel. »Gibt es was Neues?«
    »Nichts. Was haben Sie denn erwartet? Ich bin heilfroh, dass die Kripo hier nicht auftaucht.«
    »Kripo?«
    »Ja, was glauben denn Sie? Irgendwas werden die finden, was auf uns zurückfällt. Und je mehr ich darüber nachdenke, bin ich der Meinung, dass Sie uns die Sache vermasselt haben.« Rieder war hörbar gereizt. Jetzt empfahl sich äußerste Zurückhaltung. Horschak versuchte, seine Stimme so sanft wie möglich klingen zu lassen, obwohl er Mühe hatte, seine Aufregung und Spannung zu unterdrücken. »Frau Ringeltaube hat sich nicht mehr gemeldet?«
    »Weg, einfach abgehauen«, kam es zurück. »Mitsamt dem Koffer. Mir ist inzwischen klar geworden, was für ein schmutziges Spiel da gespielt wird.«
    Horschak schwieg. Egal, was er jetzt sagen würde, es wäre falsch gewesen.
    »Sie bleiben jetzt vorläufig dort«, empfahl der Chef. »Das Beste ist, Sie tun so, als ob Sie Urlaub machen.«
    Als Horschak noch immer nichts sagte, fügte Rieder hinzu: »Sie sind von der Bildfläche verschwunden. Haben Sie verstanden?«
    Das war ein Befehl. Es machte keinen Sinn zu widersprechen. Er murmelte eine

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