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Notbremse

Notbremse

Titel: Notbremse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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einfallen«, knurrte er unwirsch. »Bleiben Sie aber dran. Ich erwarte, dass Sie morgen mit denen einen konkreten Termin ausmachen. Und kein Wort am Telefon. Keine SMS, keine E-Mail, kein Telefon. Haben wir uns da verstanden?«
    »An unseren Abmachungen hat sich nichts geändert.«
    »Gnade Ihnen Gott, Horschak, wenn das danebengeht.« Rieder legte auf. Er hätte nicht sagen können, ob es ihm jetzt besser ging. Er hatte Dampf abgelassen, doch war es ihm, als baue sich pausenlos neuer auf.
    Sie waren wirklich in einen üblen Schlamassel geraten.
    Rieder goss sich noch einmal einen Whisky ein und nahm einen kräftigen Schluck.
    Er glaubte plötzlich, draußen auf dem Flur ein Geräusch zu hören. Instinktiv blickte er auf seine Armbanduhr. Zehn vor halb eins. Nie zuvor hatte er zu mitternächtlicher Stunde noch jemand im Verwaltungstrakt getroffen. Er wagte nicht, sich zu bewegen.

14
    Über Bozen hatte sich die schwüle Luft seit Tagen gehalten und war nun mit Abgasen angereichert. Das mediterrane Klima sorgte für laue Nächte, wie sie die Touristen aus dem Norden so sehr schätzten. Da, wo die Berge in Richtung Süden sanfter und die Täler weiter wurden, wo Obstplantagen und Reben gleichermaßen das Landschaftsbild prägten, da vermischten sich auch die Mentalitäten der Menschen, die hier lebten. Hier der bisweilen raue Charme der Bergbauern, die den Vinschgau oder das Passeier Tal besiedelten, da die vom südlichen Flair beeinflussten Bewohner des sich von Bozen zum Gardasee abwärts ziehenden breiten Tals der Etsch und des Trentinos.
    Die Südtiroler hatten sich in den Stürmen der Zeit ihren autonomen Status gegenüber der Regierung in Rom bewahrt, vor allem aber ihre deutsche Sprache. Dieser Umstand hatte ihnen in Verbindung mit dem milden Klima schon frühzeitig die Touristen aus dem deutschsprachigen Norden beschert, von denen es die meisten schätzten, die Speisekarte lesen zu können. Auch wenn die einst traumhaft niedrigen Preise längst auf deutsches Niveau, wenn nicht sogar noch drüber hinaus, gestiegen waren.
    Ein paar grelle Leuchtstoffröhren erhellten die kleine Fabrikhalle, in der sich feuchtheiße Luft mit dem strengen Geruch nach Metall und Lacken vermischte. Aus einem uralten Kofferradio schepperte italienische Musik, auf langen Tischreihen warteten bunt bemalte Apparate, so groß wie Waschmaschinen, aber mit Monitor ausgestattet, auf ihre Weiterverarbeitung. Drei Männer in weißen Overalls hatten sich über eines dieser Geräte hergemacht und die Vorderseite weggeschraubt. Das Innere, das aus einem Gewirr verschiedenfarbiger Drähte, Modulen und kleinen Metalleinschüben bestand, wurde von einem Halogenscheinwerfer angestrahlt, der auf einem Stativ montiert war.
    »Schafft ihr das bis um 2 Uhr?«, schnarrte die Stimme eines schnauzbärtigen und braun gebrannten Mannes, der aus dem Büro getreten war, von dem aus er durch eine Glasscheibe in die Werkstatt blicken konnte. Sein Akzent verriet seine Südtiroler Abstammung.
    Die drei anderen schauten nicht auf, zumal sie gerade ein streichholzschachtelgroßes Teil in das Innere des Gerätes fingerten, um es in einem winzigen Freiraum anzubringen und zu verkabeln. Sie taten so, als sei die Frage in der Radiomusik untergegangen. Der hochgewachsene Mann kam deshalb näher an sie heran. »Ich will, dass die fertigen Dinger um zwei dann weg sind«, gab er sich energisch.
    »Si«, kam es von einem der anderen zurück, einem jungen Mann, der an der Südspitze des Gardasees beheimatet war.
    »Und noch etwas«, fügte der Aufseher an, während er sich den Einbau des Teils näher besah und darauf deutete. »Was wir von diesen Dingern noch dahaben, muss weg. Packt es in ein Auto und schafft es in die Scheune.«
    Die drei Männer hielten inne und drehten sich verwundert um. »Gibt es irgendwelche Schwierigkeiten?«, fragte einer genervt.
    »Vorsichtsmaßnahme«, bekam er zur Antwort. »Reine Vorsichtsmaßnahme. Also – um zwei seid ihr fertig und dann will ich hier drin keines dieser Teile mehr sehen.« Er musste lauter reden, weil aus dem Radio der Wortschwall eines italienischen Moderators die Halle erfüllte.
    »Entschuldigung«, wandte ein anderer Mitarbeiter ein, »dürfen wir erfahren, was passiert ist?«
    »Nein«, entgegnete der Chef scharf. »Ihr braucht euch nicht zu beunruhigen.« Er deutete ihnen mit einer Handbewegung an, dass sie weiterarbeiten sollten. Während er sich wieder abwandte, beruhigte er sie noch einmal: »Es ist alles okay.« Dann

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