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Notbremse

Notbremse

Titel: Notbremse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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gab.
    Mit Mr. Zhao, das wusste Hocke, konnte er dies alles nicht diskutieren. Er durfte nicht den geringsten Zweifel daran anklingen lassen, dass China seine Ziele verfehlen könnte. Nein, er war gekommen, diesem Land dabei zu helfen.
    Hocke musste an all dies denken, während sein Gesprächspartner wohl pflichtgemäß von Germany zu schwärmen begann. In Berlin sei er schon gewesen und im Hofbräuhaus in Munich. Und dort habe er nicht nur das Olympiastadion von 1972 besichtigt, sondern auch die neue Allianz-Arena. Zhao lächelte stolz und behauptete hartnäckig, dabei Franz Beckenbauer getroffen zu haben. Dann brachte er seine Hoffnung zum Ausdruck, es möge gelingen, den ehemaligen deutschen Fußballbundestrainer Jürgen Klinsmann nach China zu verpflichten. Denn nach der Olympiade wolle China in Südafrika Fußballweltmeister werden.
    Hocke sagte nichts dazu, sondern beobachtete, wie eines dieser rot-weiß gekleideten Mädchen demutsvoll und lächelnd den Wein einschenkte.
    Dann prosteten sie sich freundlich zu und kamen überein, auf ein erfolgreiches Geschäft zu trinken.
    »Sie haben die Proben dabei?«, kam der Chinese mit gedämpfter Stimme zur Sache.
    »Wie vereinbart. Allerdings sollten wir noch ein paar Details bereden.« Er rang nach Worten. »Details, was die Zahlungsmodalitäten anbelangt.«
    Mr. Zhao verzog sein Gesicht zu einem Lächeln. »Ich denke, da bestand Einigkeit. Wir überweisen nach Hongkong.«
    Hocke nickte zaghaft. »Wir können der Transaktion nur zustimmen, wenn sichergestellt ist, dass der Weg des Geldes nicht nachvollziehbar ist.«
    »Sie dürfen mir glauben, dass wir Mittel und Wege kennen, dies zu verhindern. Sobald das Geld auf dem Konto in Hongkong ist, wird niemand mehr feststellen können, woher es gekommen ist.«
    Hocke nahm einen Schluck Wein. Er war darauf bedacht, ruhig und gelassen zu wirken. »Wir haben uns die Übergabe, wenn ich das so sagen darf, ein bisschen anders vorgestellt.«
    Zhaos Blick wurde eine Nuance unfreundlicher. »Und das wäre?«
    »Die Bank in Hongkong muss bestätigen, dass das Geld angekommen ist. Dann übergeben wir Ihnen die Ware.«
    »Wollen Sie damit andeuten, dass Sie unsere Seriosität anzweifeln?«
    »Absolut nicht. Aber Sie werden verstehen, dass die Höhe des Betrags gewisse Regeln erfordert.«
    Als die Mädchen ein üppiges Gericht servierten und viele kleine Schälchen mit Hühnchenfleisch, Gemüse und verschiedenen Salaten auf die Drehscheibe in der Tischmitte stellten, verstummte das Gespräch.
    Zhao reagierte auf die vorgeschlagenen Modalitäten nicht. »Es bleibt aber bei Januar«, stellte er stattdessen fest, nachdem die Bedienungen den Raum verlassen hatten.
    »Natürlich, Januar, ja.«
    »Bitte«, ermunterte Zhao den Deutschen, sich von der üppig ausgestatteten Drehscheibe zu bedienen. Währenddessen fuhr der Chinese bedächtig fort: »Man hat sehr viel von Deutschland gehört. Befürchten Sie keine Probleme bei der Produktion und vor allem bei der Auslieferung?«
    »In das, was Sie meinen, war unser Unternehmen nicht verwickelt. Und sollte es bei Ihnen Komplikationen geben, wird niemand außer uns beiden wissen, woher die Sache gekommen ist.« Hocke gab seinem Gesprächspartner mit einer Geste zu verstehen, dass jetzt er sich von der Drehscheibe bedienen solle. »Niemand außer uns beiden«, wiederholte er, als wolle er damit andeuten, dass somit schnell eine undichte Stelle gefunden wäre.
    Zhao hatte gerade einen Löffel Reis in seinen Teller getan, als sich sein Handy meldete. Er legte den Löffel zurück und holte das Gerät heraus, auf dessen Display er offenbar den Namen des Anrufers ablesen konnte, denn sein Gesicht verfinsterte sich. Er meldete sich knapp und lauschte dem Anrufer, dessen Erklärungen er jeweils mit kurzen chinesischen Worten zu bestätigen schien. Dabei hing sein Blick an Hocke, der nicht so recht wusste, ob er mit dem Essen anfangen sollte. Auch in China, so entschied er für sich, war es gewiss höflich, zuzuwarten, bis alle am Tisch sich einen guten Appetit gewünscht hatten. Doch als das Telefonat beendet war, schien es Zhao den Appetit gründlich verdorben zu haben. Er steckte das Handy verärgert ein und schob seinen Teller beiseite.
    »Tut mir leid, Mr. Hocke«, sagte er schließlich langsam, aber unmissverständlich. »Ich erkläre unsere Geschäftsbeziehungen für beendet.«
    Hocke sah ihn ratlos und erschrocken gleichermaßen an. Er wusste nicht, was er erwidern sollte.
    Zhao trank sein Weinglas

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