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Notbremse

Notbremse

Titel: Notbremse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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»Soeben fahr’n w’r in Göppingen los.«
    Fludium riskierte die Frage: »Ist es zu viel verlangt, wenn Sie in Geislingen die Fahrt kurz unterbrechen? Ich hätte gern kurz mit Ihnen gesprochen. Sie können mit dem nächsten Regionalzug weiterfahren. Ich würd’ zum Bahnhof kommen.«
    »Dat bringt meinen Terminplan durcheinander«, antwortete Probost. »Aber wenn Sie mir versprechen, dass ich mit dem nächsten Zug weiterkomme, okay, wenn’s denn sein muss.«
    Fludium sah auf seine Armbanduhr. »Ich bin in zehn Minuten am Bahnhof. Ich warte am Abgang zur Unterführung.«
    »Worum geht’s denn? Hat sich watt Neues ergeben?«
    »Reine Routine. Nur ein paar kleine Details.«
    »Es liegt doch nichts gegen mich vor, oder?«
    »Ich sagte doch, reine Routine.«
    »Okay«, kam es zurück. Fludium legte auf und versuchte, sich wieder einmal in Menschen hineinzudenken, die noch nie im Leben etwas mit der Kriminalpolizei zu tun hatten. Jeder reagierte anders. Und fast alle hatten ein schlechtes Gewissen. Das mochte daran liegen, dass jeder die Kripo nur aus Kriminalfilmen und Kriminalromanen kannte und sich die Vernehmungen meist ziemlich schrecklich vorstellte. Doch wie überall im Leben klafften Dichtung und Wahrheit oft auseinander. Aber vielleicht war es gerade dies, was viele Menschen beim Kontakt mit der Kripo so sehr irritierte und verunsicherte.

20
    Tobias Lambert hätte zufrieden sein können. Seine ›Aspromedic-GmbH‹ lief bestens, wie er der Halbjahresbilanz entnahm, die ihm die Finanzabteilung heute Mittag vorgelegt hatte. Es schien so, als hätten sie im Rahmen der unseligen Gesundheitsreform die richtigen Entscheidungen getroffen. Sie hatten zwar den Preis einiger Medikamente reduzieren müssen, damit für die Patienten die Zuzahlung in der Apotheke entfiel, doch dafür waren sie in neue Bereiche vorgestoßen, womit diese Umsatzeinbußen wieder ausgeglichen werden konnten. Jedenfalls lagen sie im Vergleich zur Konkurrenz, auch der örtlichen, sehr gut im Rennen. Lambert überflog die Zahlen nur flüchtig und legte den Schnellhefter in die unterste Schublade seines Schreibtisches. Er würde sich dem komplizierten Zahlenwerk nächste Woche widmen. Heute Nachmittag fehlte ihm dazu die nötige Ruhe. Er hatte die vergangene Nacht kein Auge zugetan. Und als er in den Morgenstunden endlich eingeschlafen war, verwandelten sich seine Gedanken in die schlimmsten Albträume.
    Der Geschäftsführer drückte eine Taste am Telefon und wies seine Sekretärin an, ihm in der nächsten halben Stunde keine Gespräche durchzustellen. Es war an diesem Tag der einzige Zeitraum, für den sein eng bestückter Stundenplan keinen Termin vorsah. Diesen Moment hatte er seit heute früh herbeigesehnt. Er wandte sich der Regalwand zu, schob die Tür zur Seite und drehte am Kombinationsschloss des eingebauten Tresors. Als die Stahlklappe aufschwenkte, entnahm er drei CD-ROMs, die in dünnen Plastikhüllen steckten. Anschließend ließ er sich in seinen schwarzen Ledersessel fallen, legte eine CD in das Laufwerk seines Computers ein und wartete ungeduldig, bis auf dem Flachbildschirm etwas erschien. Lambert hatte diese Botschaften, die er in den vergangenen Wochen regelmäßig auf diesem Wege erhielt, bisher in der Hektik der Tage nur überflogen. Doch seit heute Nacht schien es ihm geboten, die teilweise ausführlichen Texte genauer zu studieren. Möglicherweise enthielten sie Hinweise auf das, was sich seit gestern Vormittag zugetragen hatte. Sie hatten schließlich vereinbart, dass jeder Schritt dokumentiert werden musste – gerade für solche Fälle, wie er jetzt eingetreten war. Und dass der Mann dies tun würde, davon war Lambert von vornherein überzeugt gewesen. Wenn jetzt aber etwas außer Kontrolle geriet, konnte dies verheerende Folgen haben. Für ihn persönlich, aber auch möglicherweise für die ganze Branche.
    Er öffnete die Datei und sah ein eng beschriebenes Dokument. Lambert hatte die aktuelle CD eingelegt, die erst gestern gekommen war. Das oberste Datum ließ erkennen, dass die Dokumentation mit einem Bericht vom vergangenen Montag begann. Das war jetzt vier Tage her.
    ›H. unauffällig am Hödenauer See getroffen. Allgemeine Gespräche geführt. Hat berichtet, dass er am Mittwoch …‹ Lambert las jede Notiz zwei-, dreimal. Doch mehr Informationen, als er sie bereits gestern beim flüchtigen Durchsehen entnommen hatte, waren auch jetzt nicht enthalten. Es waren die üblichen Zusammenfassungen, die er regelmäßig

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