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Notbremse

Notbremse

Titel: Notbremse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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Stimme, während der Lift stoppte und sich die Tür wieder zur Seite schob. Vor ihm tat sich der spärlich beleuchtete Vorplatz zum Frühstücksraum auf, in dem die Lichter ganz erloschen waren. Nein, er konnte sich jetzt nicht im Zimmer verbarrikadieren, denn sie – wer immer das war –, sie wussten, wo er sich befand. Und ihm blieb angesichts der Tatsache, dass sie auch über seine Mission in China informiert waren, gar nichts anderes übrig, als sich auf das Treffen morgen Vormittag am Südeingang zur Verbotenen Stadt einzulassen.
    Hocke verließ den Aufzug, ging durch den dunklen Frühstücksraum ins hell erleuchtete Foyer und tat so, als interessiere er sich für die in Englisch geschriebenen Hinweise. Die Polstergruppe war leer, hinterm Tresen des lang gezogenen Foyers tat noch ein einziger Hotelangestellter seinen Dienst. Er blickte kurz auf, als er Hocke herannahen sah, vertiefte sich dann aber wieder in seinen Computerbildschirm.
    Hocke durchquerte langsam das geräumige Foyer zur gegenüberliegenden Wand, um dort eine kunstvoll gestaltete Landkarte zu studieren. Doch anstatt sich irgendetwas einzuprägen oder sich für die Topografie von Pekings Umgebung zu interessieren, drehten sich seine Gedanken nur um die drei Männer, denen er in den vergangenen Stunden begegnet war. Mehrfach hatte er in Erwägung gezogen, den geheimnisvollen Mr. Zhao anzurufen, der ihn nach einem Handygespräch überraschend allein gelassen hatte. Doch dann verwarf er jedes Mal wieder den Gedanken, denn was würde es nützen? Er wollte nicht als Bittsteller auftreten, sich nicht anbiedern. Zhao war vermutlich über alles informiert – durch wen auch immer. Zhao hatte sicher die beiden anderen Männer gegen ihn in Marsch gesetzt. Und womöglich, so durchzuckte es ihn, stand seine eigene Eliminierung bereits fest. Eigentlich war er doch ein viel zu großes Risiko, als dass man ihn wieder würde laufen lassen können. Ein viel zu großes Risiko. Für diesen Personenkreis – und für ganz China.
     
    Cuno Marusso hatte Häberles Erstaunen bemerkt und ihm einen Kaffee angeboten, den die rassige Schwarzhaarige sogleich servierte und dabei den Kommissar aus Deutschland provozierend anlächelte, wie dieser es empfand.
    »Sie kennen diese Ulmer Firma?«, hakte der Leitende Oberstaatsanwalt aus Bozen nach, als die Frau wieder verschwunden war.
    »Nur vom Namen her«, gestand Häberle und nahm einen Schluck aus der Tasse. Der Kaffee munterte ihn wieder auf. »Aber sie ist wohl die Konkurrenz zu einem Unternehmen, das in der Angelegenheit eine Rolle spielt.« Er erläuterte kurz, wie die Zusammenhänge zustande kamen – durch den toten Fahrer im alten Mühlengebäude und dass besagte Sylvia Ringeltaube bei der Konkurrenz der ›Donau Pharma AG‹ arbeite und vermutlich mit jenem Mercedes unterwegs gewesen war, in dem man eine Waffe gefunden habe. Marusso hörte aufmerksam zu, während er genüsslich seine Tasse Kaffee trank.
    »Wie wir Ihnen geschrieben haben, hat die Ringeltaube den VW Golf angemietet, den der Tote aus dem Zug in einem Ulmer Parkhaus hat stehen lassen«, erläuterte Häberle weiter. Der Jurist nickte. »Bei ›Etschrent‹, ja. Hier in Bozen. Es liegt nichts gegen diese Autovermietung vor – strafrechtlich nicht. Inwieweit die Fahrzeuge in Ordnung sind und steuerrechtlich alles korrekt abläuft, vermag ich nicht zu sagen. Es ist eine dieser kleinen privaten Autovermietungen, die keinem internationalen Konzern angehören.« Marusso verzog sein rundes Gesicht zu einem Lächeln. »Vielleicht haben sie auch deshalb eine Adresse akzeptiert, an der die Frau gar nicht offiziell gemeldet ist.«
    Eine Hinterhoffirma, dachte Häberle. Vermutlich bewusst ausgewählt. Immerhin wäre von Lana aus, wo sich Ringeltaubes angebliche Wohnung befand, Meran näher gewesen. Und mit ein paar zusätzlichen Euros wurde gewiss manches nicht so genau genommen.
    Der Chefermittler machte deutlich, dass ihm sehr viel daran gelegen wäre, die besagte Wohnung zu sehen. Marusso blätterte daraufhin wieder in seinen Unterlagen und erklärte, dass er angesichts der schriftlich vorgelegten Sachverhalte eine Genehmigung für eine entsprechende Durchsuchung erwirkt habe.
    »Wie ich schon sagte – eine Ferienwohnung«, fuhr der Jurist fort. »Ein relativ großer Komplex. Sehr anonym.« Es gebe zwar eine Hausverwaltung, aber angesichts der Umstände erscheine es sinnvoller, diese nicht einzuweihen. Er habe deshalb den Experten einer Spezialeinheit gebeten,

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