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Notbremse

Notbremse

Titel: Notbremse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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er und deutete auf seinen Bildschirm. »Alles Hocke – und alle heißen Dieter.« Linkohr zeigte sich unbeeindruckt. »Du kannst noch so einen komischen Namen haben – es gibt garantiert noch einige andere, die mit Vor- und Nachnamen genauso heißen.« Er rückte seinen Stuhl näher an den Schreibtisch des Kollegen heran.
    »Außerdem müssen wir berücksichtigen, dass wir nur die offiziellen Telefonbucheinträge sehen. Inzwischen gibt’s jede Menge Leute, die sich verstecken und eine Geheimnummer haben«, gab Fludium zu bedenken.
    »Die würd’ ich alle entkabeln«, knurrte Linkohr. »Alles Angeber und Wichtigtuer. Es macht doch gar keinen Sinn, einen Telefonanschluss zu haben und keiner kann dich anrufen. Schwachsinn.«
    Fludium wollte sich auf keine Diskussion einlassen. Es gab eben Menschen, die sich von ständigen Anrufern belästigt fühlten. Andererseits hatte er sich auch schon grün und blau geärgert, wenn er jemanden im Telefonbuch nicht fand. In solchen Fällen schwor er sich jedes Mal, besagten Menschen auch nicht mehr anzurufen.
    »Hocke«, griff er deshalb sein Anliegen auf, »Hocke so weit das Auge sieht.« Er scrollte den Bildschirm hoch. »Auch alle möglichen Berufe sind vertreten, zumindest dort, wo sie angegeben werden.«
    »Und wenn du den Dieter Hocke mal bei Google eingibst?«, schlug Linkohr vor.
    Fludium zuckte mit den Schultern. Er klickte auf besagte Suchmaschine und tippte den Namen in das Suchfeld. Kurz darauf war die Auflistung da – mit mehreren Hundert Treffern. »Bitte schön«, sagte Fludium theatralisch. »Wir können jetzt ja mal mit zusätzlichen Suchbegriffen aussortieren. Wie hättest du’s denn gern? Sollen wir Geheimpolizei eingeben? Oder vielleicht Fritz?«
    »Fritz?«, staunte Linkohr.
    »Erinnerst du dich nicht? Hey …« Fludium stieß ihn an. »Du wirst sie doch nicht schon vergessen haben? Gracia, unser schweigsames Arztmädel! Mann, was ist mit dir los?«
    Linkohr sah sie schlagartig vor sich. Sie und die blonde Apothekerin. Und ›Pferdchen‹. Die Arbeit hatte ihn in den vergangenen Tagen derart in Beschlag genommen, dass kaum noch Zeit zum Träumen blieb. Wenn ihm dies bewusst wurde, ärgerte es ihn. Er war zwar ehrgeizig und voller Tatendrang, doch dies alles durfte ihm nicht den Blick für Wichtigeres trüben. Fludium hatte recht. Er hatte Gracia verdrängt.
    »Gracia, ja«, erwiderte er verlegen. »Sie hat gesagt, der Tote habe sich als Fritz von der Geheimpolizei vorgestellt.«
    »Geheimpolizei«, bestätigte Fludium. »Das ist ihr Jargon. Als Bulgarin – das ist sie doch wohl, oder? – ist ihr der Begriff eher geläufig als ein anderer …«
    »Du meinst, Fritz war ein Agent?« Linkohr grinste.
    »Oder ein Aufschneider, der sich als kleiner James Bond an das ahnungslose Ding herangemacht hat.«
    »Und dann kam ein eifersüchtiger Bulgare und hat ihn im ICE erschossen«, frotzelte der junge Kriminalist.
    »Quatsch«, gab Fludium ärgerlich zurück und versah im Google-Suchfeld den eingetippten Namen nach einer Leertaste mit einem Pluszeichen und schrieb »Agent« hinzu.
    Kein Eintrag vorhanden. Er hatte dies auch nicht im Ernst erwartet.
    »Schreib doch Bundesnachrichtendienst dahinter«, empfahl Linkohr.
    Fludium folgte – doch auch da gab es keinen Treffer.
    »Militärischer Abschirmdienst«, schlug der Jungkriminalist vor.
    Wieder kein Treffer. Fludium hielt nicht viel von Spielereien dieser Art. Schon gar nicht nach einem langen, anstrengenden Tag. Er sehnte sich jetzt nach einer Pizza mit viel Knoblauch.
    »Staatsschutz«, versuchte es Linkohr ungeachtet des missmutigen Gesichts seines Kollegen weiter.
    Kein Treffer.
    »Probier’s doch mal mit Privatdetektiv.«
    23 Treffer.
    »Ach«, staunte Fludium. Damit hatten sie nicht gerechnet.
     
    Hocke war wie in Trance wieder ins Erdgeschoss hinabgefahren. In den paar Sekunden, die der Aufzug dafür brauchte, hatte er mehrfach gelesen, was auf dem Zettel stand. Wieso hatte ihm dieser Chinese noch einmal schriftlich gegeben, was ihm ohnehin schon angedroht worden war? Das konnte nur eines bedeuten: Man wollte ihn einschüchtern, ihm zu spüren geben, dass er beobachtet wurde. Von allen Seiten. Und dass er keine Chance haben würde, sich diesem seltsamen Netzwerk zu entziehen. Jetzt war gleich Freitagmorgen – und sein Flugzeug ging erst in der Nacht zum Sonntag. Er musste ausharren. Und er musste die verbleibende Zeit einigermaßen ungeschoren überstehen. Im Hotel bleiben? Nein, sagte ihm seine innere

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