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Notbremse

Notbremse

Titel: Notbremse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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auf. Häberle hatte es gehofft, aber nicht im Ernst daran geglaubt. Der junge Kriminaltechniker lächelte. Er brauchte nicht in Aktion zu treten.
    Während sich die drei Männer dünne Plastikhandschuhe überzogen und das Flurlicht anknipsten, überlegte Häberle, was dieser passende Schlüssel zu bedeuten hatte. Ganz sicher jedenfalls eines: Es gab einen gemeinsamen Bezugspunkt zwischen dem ICE-Toten und Sylvia Ringeltaube beziehungsweise ihrem Chef Rieder. Und dieser wiederum, so konstatierte der Chefermittler blitzschnell, hatte einen Fahrer beschäftigt, der irgendwelche dubiosen Gerätschaften in der alten Mühle zwischengelagert hatte und dafür offenbar fürstlich bezahlt worden war, wie dessen Kontoauszüge von der Raiffeisenbank Bozen bewiesen. Häberle war zufrieden. Er wusste nur noch nicht, wie all diese Spuren zusammenpassten.
    Ihm schlugen rote Tapeten und rotes Licht entgegen. Marusso ließ seinen Begleiter eintreten, worauf er die Tür von innen wieder ins Schloss zog. Er wollte jegliches Aufsehen bei den anderen Bewohnern vermeiden.
    Häberle fiel sofort die Ordnung auf, die hier herrschte. Allein schon die Diele machte auf ihn den Eindruck, als ob hier nicht wirklich gewohnt wurde. Die beiden anderen Männer knipsten auch in den übrigen Räumen das Licht ein. Offenbar hatte sich der Architekt keine allzu großen Gedanken über eine sinnvolle Ausleuchtung dieser Wohnanlage gemacht. Die Sonne stand zwar bereits tief, aber dies hätte kein Grund sein dürfen, dass schon jetzt Kunstlicht erforderlich wurde, dachte Häberle.
    Der Kriminaltechniker machte sich über das winzige Badezimmer und die Toilette her, während Marusso das ebenfalls ganz in Rot gehaltene Schlafzimmer durchsuchte. Das breite Bett nahm nahezu den ganzen Raum ein. In den Schränken und Schubladen fand sich jedoch nichts, was auf einen Bewohner schließen ließ. »Hier wohnt keiner, hier wird nur gelegentlich geschlafen«, stellte er fest.
    »Ein Liebesnest«, kommentierte Häberle von nebenan. »Eine Briefkastenadresse für besondere Fälle.«
    Marusso kam ums Eck ins Wohnzimmer und grinste. »Man könnte auch ›Bettadresse‹ sagen, oder?«
    Häberle besah sich den kleinen Wohnraum, dessen Fensterfront ganz im Schatten eines dicht angebauten Nachbarhauses lag. Die Sonne hätte aber trotzdem keine Chance gehabt, denn es waren dicke rötliche Vorhänge zugezogen. Eine dunkelrote lederne Eckcouch beherrschte das Zimmer, davor stand ein gläsernes Tischchen, an der gegenüberliegenden Wand eine Regalkonstruktion aus Kiefernholz. Auf ihr standen eine kleine CD-Musikanlage und ein paar Bücher, deren Autoren sich mit Lust und Liebe auseinandersetzten. Häberle griff eines davon heraus, weil er in ihm ein Lesezeichen stecken sah, das sich dann aber als kleine Fotografie entpuppte. Der Chefermittler stieß ein erstauntes ›Ui‹ aus und hielt das Bild näher vors Gesicht, um es genauer betrachten zu können. Die Fotografie zeigte eine leicht geschürzte Blondine, die nur ein enges und knappes T-Shirt trug, das ihre kleinen Brüste hervorhob und auch sonst nur das Notwendigste bedeckte. Die bunte Aufschrift quer über der Brust kam Häberle bekannt vor: ›One dream, one world‹. Dazu die olympischen Ringe. Der Slogan der Olympischen Spiele in Peking.
    Die beiden anderen Männer waren durch sein »Ui« aufmerksam geworden und zu ihm in den Raum gekommen. »Ein olympisches Mädel«, konstatierte der Staatsanwalt, dem Häberle anfangs solch geradezu frivolen Äußerungen nicht zugetraut hätte. Der Kriminaltechniker nickte zustimmend.
    Der Chefermittler drehte die Fotografie um, doch dort gab es keine Daten, die etwas über Ort oder Zeitpunkt der Aufnahme verraten hätten. »Ich mach jede Wette, dass dies unser gesuchtes blondes Ringeltäubchen ist«, meinte Häberle. »Jedenfalls wurde das Foto vor dieser Regalwand hier gemacht.«
    »Dann wissen wir wenigstens, wonach wir suchen«, entgegnete Marusso. Und sein Helfer fügte grinsend hinzu: »Und dass es sich lohnt.«
    Die beiden anderen sagten nichts.
     
    Sabine und Horschak waren aufgestanden, um Ulrike mit Umarmungen zu begrüßen. Horschak hatte sie besonders fest gedrückt, dabei aber gespürt, wie sie sich schnell wieder aus seinen Armen lösen wollte.
    »Setz dich doch zu uns«, schlug Sabine vor, doch Ulrike schüttelte den Kopf. »Danke. Ich komm nachher zu euch – jetzt will ich erst mal sehen, wer da ist.« Schon war sie mit schwingenden Hüften und Blicke auf sich ziehend zu

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