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Notbremse

Notbremse

Titel: Notbremse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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Sonderkommission über den Verlauf seiner Ermittlungen. Vor allem aber, dass Sylvia Ringeltaube offenbar eine zentrale Rolle spielte. Er bat die Kollegen, sie zur Fahndung auszuschreiben, und fügte im Gespräch mit Fludium schmunzelnd dazu: »Wenn unser junger Kollege Linkohr sie sieht, sucht er sie höchstpersönlich.«
    »Blond, langhaarig, schlank?«, fragte Fludium zurück.
    »Richtig.«
    »Haben Sie sie denn gesehen?«
    »Ja, aber leider nur auf einem Foto.« Mehr wollte Häberle nicht verraten. Er ließ sich berichten, was Fludium und Linkohr herausgefunden hatten.
    »Dann fühlt dem Rieder noch mal auf den Zahn«, schlug er vor. »Vielleicht reicht’s ja schon zu einer Hausdurchsuchung. Morgen früh. Informiert auf jeden Fall den ›Leitenden‹.« Gemeint war Ziegler, der Oberstaatsanwalt in Ulm.
    Marusso musste auf der kurvigen Steilstrecke der Höhenstufe zwischen Meran und dem Vinschgau hinter einem dieselnden Sattelzug herkriechen. Erschwerend kam hinzu, dass die Straße teilweise durch eine riesige Baustelle verengt war. Seit Monaten wurden Tunnels durch den Berg getrieben, mit denen dieses verkehrsmäßige Nadelöhr entschärft werden sollte.
    Häberle erklärte, dass sie gerade auf dem Weg nach Naturns seien, um die Wohnung des Chinesen zu durchsuchen. Dann beendete er das Gespräch und drehte sich zu dem Kriminaltechniker. »Ich geh mal davon aus, dass wir Ihre Dienste wieder nicht brauchen.« Der Chefermittler grinste. »Unser unbekannter Toter hat sich hier unten vermutlich mehrere Adressen gesichert.«
    Der Angesprochene nickte verständnisvoll. Marusso, der nach Häberles Eindruck jetzt gleich den Sattelzug vollends vor sich herschieben wollte, schaute zweifelnd. »Sie vermuten, der Tote hatte mehrere Adressen? Das hört sich nach Bandenkriminalität an.« Häberle schüttelte den Kopf. »Oder nach gezieltem Vorgehen eines cleveren Privatdetektivs.«
    Marusso überlegte. »Oder eines … Agenten?« Er drehte den Kopf kurz zu seinem Nebensitzer.
    »So weit will ich nicht gehen. Noch nicht.«
    »Sie haben auch etwas von möglicher Geldwäsche geschrieben«, bohrte der Bozner Staatsanwalt weiter. »Ein Konto bei der Raiffeisenbank Bozen, wenn ich mich richtig entsinne. Das ließe aber durchaus auf Bandenkriminalität schließen. Sogar auf eine internationale.«
    »Das Konto unseres zweiten Toten, ja«, nickte Häberle, während sie nun Töll erreichten, womit die Höhenstufe erklommen war. Hier, das wusste der deutsche Kommissar von seinen Urlaubsaufenthalten, zweigte von der Etsch das Wasser für den Waal ab, der einst für die Bewässerung der an den Hängen gelegenen Obstplantagen von großer Bedeutung war. Links, auf dem freien Platz vor der großen Wehranlage, wo die tosende Etsch in einen Kraftwerkskanal geleitet wurde, parkten auch heute einige Verkaufswagen mit Getränken und frischem Obst.
    »Es muss nicht unbedingt Geldwäsche sein«, konstatierte Häberle. »Es kann auch nur die Entlohnung für eine Tätigkeit sein.«
    »Dann ist’s Schwarzgeld«, entschied Marusso energisch und riskierte nun ein gewagtes Überholmanöver. »So oder so – Geld, von dem der deutsche Staat nichts wissen darf.«
    »Da will ich Ihnen gar nicht widersprechen«, meinte der Chefermittler und las ein Hinweisschild, mit dem für das Schreibmaschinenmuseum in Partschins geworben wurde, wo Peter Mitterhofer 1864 die Schreibmaschine erfunden hatte.
    »Und für welche Art von Tätigkeit soll Ihr Toter entlohnt worden sein? Rauschgiftkurier?«
    »Dafür gibt es keine Hinweise. Nicht die geringsten. Es war wohl eher etwas, das in großen Kisten und Kartons transportiert wurde.«
    Marusso schwieg für einen Moment. Als er mit Vollgas wieder rechts eingeschert war und nun in der Dämmerung auf die Gemeinde Rabland zusteuerte, sah er wieder zu Häberle hinüber. »Sie meinen aber nicht etwa …?« Er wollte es nicht aussprechen.
    Häberle schwieg.
     
    Horschak war für einen Moment völlig irritiert. Dieser rundliche Typ, der in Turnschuhen dahergeschlappt kam, hatte sie keines Blickes gewürdigt. Nicht mal Sabine schien ihn zu interessieren, obwohl sie für ein Männerauge unübersehbar war. Sie staunte darüber ebenso wie Markus, der sich gerade noch verkneifen konnte, ihm ein »Hallo« hinterherzurufen. Doch der Mann mit den Stoppelhaaren nahm nicht den Weg am Bistro vorbei, sondern ging jenseits des gläsernen Shops direkt zum Lift. Offenbar hatte er bereits von Weitem jemanden gesehen, den er sofort begrüßen

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