Nothing For UnGood - Madison, J: Nothing For UnGood - Nothing For Ungood
»Raus hier, sofort!«. In Amerika geht man davon aus, dass wir auf der Stelle raus wollen.
Die Deutschen möchten meist sitzen bleiben und noch ein paar Drinks nehmen und sich eine Weile unterhalten, bevor sie nach Hause gehen, denn Europäer geben sich mit Essen und Geselligkeit zufrieden. Wenn wir Amerikaner noch ein paar Drinks nehmen und quatschen wollen, müssen wir irgendwohin gehen, wo entweder an allen Wänden Fernseher sind oder Billardtische oder irgendeine Art Videospiel, das uns Zerstreuung bietet.
Ich habe inzwischen herausgefunden, dass man sich als Amerikaner an folgende Regeln halten sollte, damit man sich nicht endlos über den schlechten Service aufregt, wenn man in Deutschland essen geht:
Man sollte sich selbst einen Tisch suchen, denn niemand wird einen begrüßen oder an den Tisch bringen.
Falls keine Tische frei sind, sollte man in das nächste Restaurant gehen, denn die Leute werden so bald nicht aufbrechen. (Befindet man sich in Bayern, kann man sich ruhig zu Leuten an den Tisch setzen, falls dort Platz ist. Man darf sie ignorieren wie die Menschen, die einem in der U-Bahn gegenüber sitzen, oder, wenn man Lust dazu hat, ein bisschen Smalltalk machen.)
Wenn man etwas möchte, zum Beispiel die Rechnung, ist es an einem selbst, die Aufmerksamkeit der Kellnerin zu erwecken.
Die Deutschen beschweren sich, dass das amerikanische Servicepersonal einen ständig belästigt und die Gespräche unterbricht, um siebenundvierzig Mal zu fragen, ob alles in Ordnung ist.
Was wir Amerikaner hingegen an Deutschland auszusetzen haben, ist, dass häufig niemand da ist, wenn man die Rechnung verlangen möchte, und man einfach davon ausgeht, dass man an dem Abend weiter nichts vorhat und Geschwindigkeit deshalb kein Thema ist.
Falls man wegen irgendeines Missverständnisses oder einer Verwechslung nicht bekommen hat, was man erwartete, wird die Kellnerin in Deutschland einem immer unverblümt erklären, dass man genau das bekommen hätte, was bestellt war.
Ganz seltsam jedoch ist, dass eine deutsche Kellnerin immer erst fragen wird, wie es geschmeckt hat, wenn man mit der gesamten Mahlzeit fertig ist. Dann ist es natürlich viel zu spät, um noch etwas daran zu ändern – und genau das erwartet man in amerikanischen Restaurants,wenn man nicht zufrieden ist. (Ein kleiner Tipp: Wenn man sich im Restaurant genügend beschwert, bekommt man in Amerika etwas umsonst.)
Allerdings wird die superfreundliche Kellnerin in Amerika die Anwesenheit der Gäste nicht mehr zur Kenntnis nehmen, sobald man die Rechnung beglichen hat. Das sollte man unbedingt beachten, um den kostenlosen Nachfüllservice bestmöglich ausschöpfen zu können.
Trinkgeld
D ie meisten Deutschen verstehen die Trinkgeldbräuche in Amerika nicht, ebenso wie die Amerikaner die deutschen Trinkgeldbräuche nicht verstehen.
In Amerika ist der Kellner zum Überleben auf Trinkgelder angewiesen, denn der Mindestlohn liegt knapp über zwei Dollar pro Stunde, und mit dem US-Dollar kommt man heute nicht mehr weit. Deshalb gibt man in der Regel fünfzehn Prozent Trinkgeld, was nach oben oder unten korrigiert wird, je nachdem, ob der Kellner in die Hocke ging, um auf Augenhöhe mit den Gästen zu sein, Schlaghosen trug, einen Smiley auf die Rechnung malte oder unser Essen kalt werden ließ, weil er draußen Zigarettenpause machte. Die Deutschen wissen häufig nicht, dass sie jedesmal drei Prozent aufschlagen sollten, wenn der Kellner Körperkontakt mit ihnen hat.
Die Amerikaner versuchen die Trinkgeldfrage nonchalant zu lösen, indem sie entweder »stimmt so« sagen oder Geld auf dem Tisch liegen lassen, das der Kellner später aufsammelt.
Wenn Amerikaner essen gehen, zahlen sie meist mit Kreditkarte und verblüffen die Deutschen, weil sie dieBuchung bereits übers System abgewickelt haben, und dann ändern sie den Betrag plötzlich beim Unterschreiben.
Falls man mit Kreditkarte bezahlt, ist es eine gute Idee, ein paar Tage danach zu kontrollieren, ob die Rechnung stimmt (was sie in neunundneunzig Prozent aller Fälle tut).
In Amerika müssen am Ende des Tages Rechnungsbetrag und Trinkgeld auseinandergerechnet werden. Dies geschieht in der Regel unter Aufsicht des Geschäftsführers, damit die Kellner einen nicht bestehlen.
Wenn man ein typischer Deutscher ist, wird man fünf Budweiser trinken und allen Umstehenden erklären, das sei kein echtes Budweiser und schmecke wie Wasser. Dann reißt man einen Witz über amerikanisches Bier und Sex im Kanu.
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