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Notizen aus Homs (German Edition)

Notizen aus Homs (German Edition)

Titel: Notizen aus Homs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Littell
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Patienten nicht ansprechen; wenn er irgendeine Frage hat, muss er sich an den Arzt der mukhabarat wenden, der den Patienten fragt und dann dem Arzt die Antwort übermittelt.
    Seit Beginn der Revolution wird ein Gefangener, wenn er wichtig ist und ins Militärkrankenhaus gebracht wird – in ganz bestimmten Fällen –, ans Bett gefesselt, und vor seiner Tür werden zwei Wachen aufgestellt. Nur der mukhabarat -Arzt oder der Chefarzt des Krankenhauses dürfen die Behandlung vornehmen. Selbst der mukhabarat -Arzt wird von den Wachen jedes Mal durchsucht, wenn er aus dem Zimmer kommt, um zum Beispiel auf die Toilette zu gehen, und wenn er wieder ins Zimmer geht.«
     
    Lange Geschichte von Abu Salim. In Damaskus in der Regionalabteilung gibt es Araber, die seit 1985 dort festgehalten werden. Die beiden gefährlichsten sind Libanesen; unter den anderen sind elf Libanesen, zwei Jordanier und ein Algerier. Sie haben sehr schwere Haftbedingungen. Ende 2010 sind sie in Hungerstreik getreten, um drei Forderungen durchzusetzen:
    – das Recht, Zeitungen zu lesen;
    – das Recht auf frisches Brot;
    – Essen, das nicht schlecht riecht.
    Abu Salim wurde von dem Verantwortlichen hingeschickt, um mit ihnen zu verhandeln, begleitet von zwei Offizieren der Sicherheit, die ihn sprechen ließen. Der Streik hat einen Monat und drei Tage gedauert; schließlich haben die mukhabarat die Forderungen akzeptiert.
    Die beiden gefährlichen Gefangenen sind in einer Zelle von 3 m x 1,60 m eingesperrt, mit offener Toilette. An der Tür ist eine Luke von 20 cm x 30 cm. Oben an der Wand eine Öffnung von 50 cm x 30 cm. Damit das Fenster geöffnet werden kann – im Sommer, wenn es heiß wird, zum Beispiel –, muss der Arzt einen Bericht schreiben und eine Erlaubnis beantragen.
    Abu Salim weiß nicht, warum sie da sind. Aber eines Tages, als er mit Handschellen an einen von ihnen gefesselt war und vom Krankenhaus ins Gebäude der mukhabarat ging, fanden die Wachen den Schlüssel nicht, und er war einen Moment allein mit dem Mann: »Was ist das Problem mit dir?« – »Ich habe ein Problem mit dem großen Boss« (Hafiz al-Assad).
     
    Das Gespräch geht bei Abu Salim weiter, in einem eiskalten Empfangszimmer. Abu Ibrahim, der Pfleger, bringt Heizöl, und wir heizen. Kaffee, Zigaretten.
    Al-Muthanna, der Apotheker, möchte unsere Meinung wissen: »Was waren die Fehler der Revolution? Was hätten wir anders machen sollen?«
    Ich: »Bis jetzt hat es keine Fehler gegeben. Ihr habt euch für den richtigen Weg entschieden, die richtige Strategie. Der Druck auf das Regime wächst täglich. Die Demonstrationen nehmen zu, die Desertionen nehmen zu. Das Regime kommt euch sehr solide vor, und das ist normal, ihr leidet, aber es ist ein Holzhaus, das von Termiten angenagt wird: Eines Tages klopft einer an die Wand, und alles zerfällt zu Staub. Und die Termiten seid ihr. Der Weg ist der richtige, aber er ist lang, und es gibt keine Abkürzung. Was ihr jedoch meiden müsst, ist die Versuchung der Radikalisierung. Die Ungeduld der Militärs, die Versuchung des Dschihad. Die kann alles zunichtemachen. Das Regime hat bereits verloren. Es wird nie die Situation von vor der Revolution wiederherstellen können. Weil die Angst vorüber ist, fürchten sich die Leute nicht mehr vor dem Regime wie vorher.«
     
    Frage zu Frankreich: Was kann man tun, damit Frankreich den Druck auf Russland erhöht? Ich erkläre, dass man das Ende der Mission der Arabischen Liga abwarten muss. Wenn sie erkennbar gescheitert sei, könne der Westen sagen: Okay, die Araber haben es versucht, aber es hat nicht funktioniert, jetzt machen wir es anders.
     
    Raed übersetzt und führt aus. Er erklärt auch die Rolle des Hochkommissariats für Menschenrechte der UNO, das einen zweiten Bericht vorbereitet. Die Ärzte, auch Abu Salim, verstehen und schlagen vor, ein Dossier vorzubereiten, mit allen bekannten Namen der Verantwortlichen für die Repression und mit den gesicherten Fakten.
    Sie stellen Fragen zum internationalen Schutz der medizinischen Einrichtungen. Würden gern den Ärzten ohne Grenzen beitreten. Ich erkläre, dass das so nicht läuft. Der Schutz ist eher die Domäne des IKRK. Im Prinzip schützt das Symbol des roten Kreuzes/roten Halbmonds ein Krankenhaus. Es anzugreifen ist nach internationalem Recht ein Kriegsverbrechen. Hier jedoch würde es das Krankenhaus zur Zielscheibe machen. Dem Regime kommt es auf ein Kriegsverbrechen mehr nicht mehr an.
     
    Sie erzählen uns eine

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