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Notizen aus Homs (German Edition)

Notizen aus Homs (German Edition)

Titel: Notizen aus Homs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Littell
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von den beiden Gefangenen, die wir in der zweiten Klinik gesehen haben. Die FSA hatte ein Armeegebäude angegriffen, und die beiden Soldaten waren geflohen; sie wurden verwundet und gefangen genommen, und erst in diesem Moment haben sie gesagt: »Wir machen bei euch mit.« Aber die FSA betrachtet sie als Gefangene [ und nicht als Deserteure ].
    Die Scharfschützen der Armee haben zwei Funktionen, sie sollen auf Passanten schießen und auf die Soldaten, die zu desertieren versuchen. Das ist den beiden passiert.
     
    Fadi, Abu Jazan und Hassan kommen vom Kampf zurück. Fadi hat versucht, eine RPG abzuschießen, die Abu Jazan vor unseren Augen auseinandernimmt; sie ist nicht losgegangen.
    Wir ziehen sie auf, weil sie nichts zu essen mitgebracht haben.
    Abu Jazan erzählt vom Kampf: Es gibt eine Straßensperre der FSA in Inschaat, in einer Schule. Die Armee hat sie angegriffen, und die Männer haben per Telefon Verstärkung angefordert. Sie wussten, dass auf dem Hochhaus, das neben dem blauen Hochhaus gebaut wird, ein Scharfschütze war, und deshalb haben sie RPGs genommen, um ihn zu verjagen. Sie haben eine RPG abgeschossen. Selbst wenn sie ihn verfehlen – sie schießen auf gut Glück, sie wissen nicht, auf welcher Etage er sich befindet –, soll ihm das Angst einjagen und ihn vertreiben.
     
    00.45 Uhr. Endlich gibt es Abendessen. Imad stößt einen Jubeltriller aus, zieht seine Pistole, schießt eine Kugel durchs Fenster und schreit dabei vor Lachen. Ich schimpfe: »Es ist unhöflich, Löcher in die Wände und Fenster zu schießen, wenn man bei jemandem zu Besuch ist.«

 
    Sonntag, 22. Januar
    Baba Amr
     
     
    Langsames Aufwachen. Zatar , labneh , Käse.
    Die Träume wuchern ohne Unterlass, persönlich und verstörend.
     
    Draußen. Kälte, Nebel. Das Viertel verlassen unter dem Dunst. Vor der Kommandozentrale treffen nach und nach einige Soldaten ein, Mohammad Z. vom Militärrat auf dem Motorrad, ein bisschen später Abu Jazan. Vergleich der russischen und chinesischen Kalaschnikows, Witzeleien, Lachen. Die Männer wenden ihre drei Brocken Englisch an.
     
    Die Waffen der FSA sind völlig zusammengewürfelt: russische, chinesische, tschechische, belgische, amerikanische, spanische, italienische …
     
    Mohammad Z. bringt uns auf seinem Motorrad ins Zentrum von Baba Amr, in eine kleine Gasse. Zwei Frauen und ein Mann kommen aus einem Haus: Die Frauen haben dort ihren Vater verloren, als eine Mörsergranate vor die Tür fiel. Das war Ende Dezember. Die Spuren sind noch zu sehen, Risse im Metall der Türen, ein gefällter Strommast.
    In der Wohnung auf einem Bett mit Decken und einem Tropf ein sehr magerer Mann, eingefallen, aber lächelnd, Z. Er hat sein linkes Bein unterhalb des Knies verloren. Der Stumpf ist immer noch von einem dicken Verband bedeckt.
    Das Zimmer ist voller Leute, eine alte Frau, andere Frauen, Kinder, viele Männer, sein Bruder. Alle reden mit.
    [ Z. wurde das halbe Bein von derselben Granate abgerissen, die den Vater der beiden Frauen getötet hat, die wir in der Gasse getroffen haben. ] Dem Sohn seines Bruders, Ali, haben die Granatsplitter einen Teil des Arms abgerissen; eine Nachbarin wurde ebenfalls verletzt. Alle drei wurden in Autos in die al-Hikma-Klinik gebracht, eine Privatklinik in Inschaat. Das Personal war unter Druck, zu viele Verletzte an dem Tag, sie konnten nicht operieren. Sie haben in einer anderen Privatklinik angerufen, al-Amin, 600 Meter weiter im selben Viertel. Zwischen den beiden Kliniken befindet sich eine Straßensperre. Al-Amin hat ein Fahrzeug, auf dem »Notarzt« stand, mit Krankenpflegern zur al-Hikma-Klinik geschickt, um die Verletzten abzuholen. Auf der Hinfahrt kam das Fahrzeug durch die Straßensperre; auf der Rückfahrt wird es angehalten, die Soldaten und Sicherheitskräfte sehen die Verletzten; sie lassen die beiden Männer aussteigen und die Frau zurück in die Klinik fahren. Die beiden Männer werden in einem gepanzerten Fahrzeug ins Militärkrankenhaus gefahren, im Waar-Viertel, in der Nähe der Militärakademie.
    Z. erzählt, einige Ereignisse stellt er pantomimisch dar, er wedelt mit der Hand, in der die Kanüle steckt. Die Verletzten hatten 30–45 Minuten in der ersten Klinik verbracht, aber keine Behandlung bekommen, nur ein Beruhigungsmittel. Der Arm seines Neffen war nicht komplett abgerissen, Z.s Bein auch nicht, Nachbarn hatten es mit einem Schal verbunden. Im Militärkrankenhaus werden sie, immer noch unbehandelt, von den Verantwortlichen

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