Notizen aus Homs (German Edition)
herausfordern.
Im Auto Diskussion mit Imad über den Zutritt zur Klinik [ von Abu Bari ]. Imad will keine Probleme bekommen. Wir brauchen die Erlaubnis von Abu Khattab.
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Rückkehr zum Militärrat. Ein Mann erzählt: Seine Nichte S. Sch., 22 Jahre alt, Studentin der arabischen Literatur und Friseurin, wurde vor viereinhalb Monaten, im August, von den Sicherheitskräften entführt. Sie war auf dem Weg zu ihrem Frisiersalon in Inschaat, in der Nähe der Kuba-Moschee. Es gab überhaupt keinen Grund, sie zu verhaften, sie hatte nichts getan; um 8 Uhr morgens wurde sie gefangen genommen, lange vor der Demonstration. Freigelassene Leute, die sie gesehen haben, haben ihnen erzählt, dass sie bei den mukhabarat der Luftwaffe ist, was der amid 40 bestätigte, als ihn, wie bei Entführungen von Frauen üblich, die Scheichs aufsuchten. Der amid der mukhabarat der Luftwaffe heißt Dschawdad, er ist Druse. Und der General, der Homs kommandiert, ist Alawit und heißt Jussef Wannus.
Während wir sprechen, fallen Schüsse. Sie kommen von der Straßensperre, die wir gesehen haben, der von Kfar Aaja.
Große Diskussion: Die Offiziere kennen Mädchen, die misshandelt, vergewaltigt wurden, doch die sozialen Regeln sorgen dafür, dass die Familien uns nie erlauben werden, mit ihnen zu sprechen. Die Scham ist zu groß. Raed versucht sie noch einmal zu überreden.
Wir werden angerufen, damit wir an der Beerdigung eines schahid teilnehmen können. Als wir an der Moschee ankommen, ist er schon weg. Man sagt uns, dass er von den Salven getötet wurde, die wir gehört haben, aber das erscheint wenig glaubwürdig.
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Imad bringt uns in sein Gesundheitszentrum. Die beiden Gefangenen liegen da, unter Decken. Ein Arzt behandelt den Knöchel des einen, der von einer Kugel durchbohrt wurde. Der andere ist an der Hand verletzt. Sie sind jung, etwas bärtig, Sunniten aus Idlib. Der mit der Handverletzung heißt Ahmad H. und ist zwanzig Jahre alt. Er erzählt: Sie sind am Freitag, dem 13., in einem Militärkrankenwagen nach Baba Amr gekommen, um einen verwundeten Soldaten abzuholen. Ihre eigenen Kameraden haben von dem Hochhaus in der Brazil-Straße aus auf sie geschossen. Also sind sie umgekehrt und nach Baba Amr zurückgekommen. Sobald sie genesen sind, werden sie sich der FSA anschließen.
Die Ärzte wechseln die Verbände. Ahmad hat den kleinen Finger seiner rechten Hand verloren. Stoisch erträgt er die Prozedur, verzieht kaum das Gesicht.
Die Kunst, gute Fotos ohne ein einziges Gesicht darauf zu machen.
Nach der Behandlung gehen wir ins Büro von Imad und dem Arzt. Dieser erklärt, warum er nicht in dem anderen Gesundheitszentrum arbeiten will: Es geht nicht, weil Abu Bari dort das Monopol hat. Die Ärzte haben nichts zu sagen, auch Abu Khattab nicht. Wir beschließen, dorthin zurückzukehren und zu schauen, wie die Lage ist, nach den Versprechungen [ von Muhannad al-Omar ].
Kleiner Spaziergang von Imads Klinik zur Klinik von Abu Bari, immer noch mit Adam. An einer Straßenecke essen wir ful mit den Fingern aus kleinen Schüsseln, im Stehen vor dem Straßenhändler. Raed geht sfihas mit Fleisch und Käse kaufen, und wir trinken ful -Saft als Suppe. Am Ende der Straße geht die Sonne unter und färbt die graue Eintönigkeit orange. Einige Schüsse knallen noch.
17.30 Uhr. Ankunft an der Klinik. Neues, sehr heftiges Gebrüll zwischen Raed und Abu Bari, der uns kategorisch den Zutritt verwehrt. Er sagt seinen Freunden, der Militärrat verwehre uns den Zutritt. Raed ruft Muhannad an, dann reicht er ihn an Abu Bari weiter; Abu Bari legt auf, ohne ihn uns zurückzugeben, und behauptet, Muhannad habe das Verbot bestätigt. »Der madschlis askari und Muhannad verbieten es euch.« Der Ton wird schärfer. Raed: »Ihr bekämpft Baschar, nur um ihn durch denselben Autoritarismus zu ersetzen. Du kontrollierst hier alles, du entscheidest alles, die Ärzte halten die Klappe; du beschließt alles gegen den Rat des Militärrats, gegen den Rat der Ärzte.« – »Da wir schlimmer sind als das Regime, wirst du nicht reingehen.« Er geht zu Drohungen über. »Wenn du hierbleibst, wirst du Dinge sehen, die du nicht sehen willst.« – »Du drohst mir?« – »Ja, ich drohe dir.« Also gehen wir ein Stück weg und warten darauf, dass Imad uns mit dem Auto abholt.
18 Uhr. Imad bringt uns in die dritte Klinik, die richtige, wo sie gerade einen Operationssaal einrichten, für den Fall, dass Baba Amr blockiert
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