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Notizen einer Verlorenen

Notizen einer Verlorenen

Titel: Notizen einer Verlorenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Vullriede
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Unverständnis begegnete mir, sodass ich das Gefühl bekam, sie misstrauten mir. Ich suchte nach einer schnellen nachvollziehbaren Erklärung.
    »Ich … ich habe doch andere Pläne.«
    Die Spannung im Raum wich einer Erleichterung.
    »Ach ja?«
    Die anderen, außer Marc, lächelten beruhigt.
    »Mach doch mal eine Andeutung!«, stichelte Marc und ich bereute, ihn eben noch in Schutz genommen zu haben.
    »Das möchte ich noch nicht bekannt geben. Mein Plan ist noch nicht ausgereift und ich möchte nicht, dass jemand vorher davon erfährt.«
    Die anderen blinzelten mir verständnisvoll zu.
    »So eine bist du also!«, neckte Alex mich. »Na, dann sind wir ja mal gespannt.«
    »Aber … aber, was wird aus meinem Vorhaben?« Marc schien empört. »Ich meine, die macht mir doch alles kaputt!«
    »Quatsch! Das kannst du auch alleine machen. Es ist ein wirklich guter Einfall. Aber wir müssen respektieren, dass Sarah eigene Wünsche hat. Wenn du alleine im Wagen sitzt, bleibt das genauso wirkungsvoll.«
    So nahm Alex mich in einen zweifelhaften Schutz und er schlug anerkennend auf meine Schulter.
    »Aber …«, warf Marc noch einmal ein.
    »Was haltet ihr davon, wenn ich euch alle – Marc, dich natürlich auch – für einen Abend zu mir nach Hause einlade, damit wir uns noch besser kennenlernen können?«, unterbrach ich ihn, um diese leidvolle Auseinandersetzung mit Marc zu beenden. Sie sagten sofort zu, auch Alex, Kevin und Franziska. Nur vor Buchheim versuchte ich, die Einladung geheim zu halten, doch Alex meinte, dass der sowieso kein Interesse daran hätte.

Mein Riesenrad

    Am selben Abend noch er fand ich einen aufregenden Selbstmord für mich. Er sollte ungewöhnlich, todsicher und auf keinen Fall durchführbar sein, ganz anders, als in den morbiden Träumereien mit Jens damals, während deren uns eine düster trostlose Stimmung leitete. So gesehen war es widersinnig, doch ich hatte meinen neuen Freunden einen besonderen Plan versprochen. Nun musste ich ihn auch liefern, ansonsten machte ich mich verdächtig und stellte mich noch weiter ins Abseits.
    Nur fiel mir zunächst nichts Aufregendes ein! Ich verwarf alles, was ich in den letzten Tagen in den Zeitungen oder im Netz gelesen hatte. Was ich mir vorstellte, sollte eine lange, lange Zeit der Vorbereitung brauchen. Dennoch musste es die Mitglieder des Hauses , besonders Buchheim, für eine ganze Weile zufriedenstellen.
    Nach einigen kitschigen Einfällen kam mir der Gedanke mit dem Sprung aus dem Riesenrad. Das war es doch! Fraglos – auch das war einfacher auszuführen, als mir lieb war, ich wollte jedoch meine unüberwindbare Höhenangst anbringen, die ich zusammen mit mir auslöschen wollte. Solche Höhenangst, an der ich tatsächlich litt, ließe sich nicht allzu schnell überwinden. Außerdem gab es zu dieser Jahreszeit keinen mir bekannten Jahrmarkt in der Gegend.
    Ich fühlte mich seltsam getrieben, mir so einen Sprung und den Flug durch die Luft bis zum Aufprall auf den Boden genau vorzustellen. Balancierend auf meinem Bett, auf der weichen, nachgebenden Matratze, schloss ich die Augen. Über mir thronte in Gedanken ein dämmeriger Abendhimmel, unter mir die künstlich grelle Kirmeswelt. Das Riesenrad stand still und meine Gondel, ganz oben, an höchster Stelle, wiegte mich nur noch leicht hin und her. Der Moment, um zu handeln! Während ich aufstand, schaukelte die Gondel etwas mehr und meine Füße glichen angespannt das Ungleichgewicht aus. Ich wartete, bis das Pendeln ganz verebbte, bevor ich nach unten sah. Die letzte Möglichkeit, mein Vorhaben abzubrechen. Wenn meine Füße erst einmal den Halt verloren hätten, gab es kein Zurück mehr. Kein Mensch da unten blickte zu mir herauf. Nicht einer, der mich aufgefordert hätte, mich wieder hinzusetzen. Niemand, der mir das Gefühl gab, mein Leben wäre es wert, bewahrt zu werden.
    Das rechte Bein hob ich zuerst über den Kabinenrand – erneutes Schaukeln – dann das linke und ich saß einsam auf dem harten Rand. Fast verlor ich schon jetzt den Halt. An ein langes Innehalten war nicht mehr zu denken. Ein letzter Blick sollte mir eine Vorstellung von dem Fleck Erde geben, auf den ich aufprallen würde.
    Doch beim Hinuntersehen verlor ich das Gleichgewicht und fiel heraus. Ganz anders, als ich es geplant hatte – nicht mit angespanntem Körper in einer geraden Linie, sondern ungleichmäßig trudelnd und mit den Armen rudernd. Mein Magen rutschte während des Sturzes bis in den Hals und da unten sah ich

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