Notlösung vorgesehen
ausging, und wußte, daß mehr passiert sein mußte, als er mir eröffnet hatte. Ich vermutete, daß er die Zusammenhänge noch zu wenig kannte und es daher vorzog, nicht mehr als Andeutungen zu machen, um keine Mißverständnisse aufkommen zu lassen. Seine Mitteilung hatte mich wiederum überrascht. Seit wann befaßte sich die GWA mit einer Entführung eines Wissenschaftlers? Gehirnforschung sagte mir nicht viel. Dieses Gebiet war allzu umfangreich. Es begann bei der klinischen Behandlung kleinerer Störungen und reichte hinauf bis in die höchste Stufe der Skala militärischer Planungen. Das menschliche Gehirn war auch in unserer Zeit immer noch ein Ding, das uns noch viele Rätsel aufgab. Sollte es dem entführten Wissenschaftler gelungen sein, eines der Rätsel zu lösen?
Ich lehnte mich in meinem Sessel zurück und versuchte, mich zu entspannen. Doch die Unruhe blieb. Ungeduldig wartete ich auf das Ende des Fluges, der glücklicherweise nicht lange dauerte. Schon nach weniger als einer halben Stunde Flugzeit senkte sich die Maschine auf einen Flughafen herab, der auf der Ost-Falklandinsel lag. Ich erkannte die Insel im Licht der untergehenden Sonne an der charakteristischen Silhouette der Berge.
TS-19 neigte sich zu mir herüber.
»Ich vermute, daß Sie mit Matteo Casaceli zu tun haben wer den«, erklärte er mit gedämpfter Stimme, so daß die beiden EU RO-Leute ihn nicht hören konnten. Er wiegte die Hände. »Ein unangenehmer Mann, wie ich hörte.«
»Rang?«
»Generalmajor. Angeblich haßt er es, rangmäßig eingeordnet zu werden.«
Im Grunde genommen interessierte dieser Casaceli mich nicht besonders als Persönlichkeit. Mir blieb ohnehin kaum etwas anderes übrig, als alles auf mich zukommen zu lassen. Der Hinweis meines Verbindungsmanns war mir lediglich wiederum ein Beweis dafür, daß wir mit den Europäern zusammenarbeiten mußten.
Die Maschine setzte hart auf, so daß wir ruckartig in die Gurte geworfen wurden. Ungewöhnlich schnell bremste der Pilot sie ab, so daß wir bereits nach kaum mehr als der halben Normalstrecke zum Stehen kamen. Ein gepanzertes Fahrzeug wartete neben der Piste auf uns.
Als ich die Gangway hinunterstieg, kam mir ein dunkelhaariger Mann entgegen. Ich konnte sein etwas weichlich wirkendes Gesicht im Widerschein der Positionsleuchten sehen. Er wartete am Fuß der Gangway auf mich, blickte auf sein Chronometer und bemerkte: »Man versicherte mir glaubhaft, daß Sie stets pünktlich seien.«
Von Höflichkeit schien dieser Herr nicht viel zu halten.
»Da können Sie mal sehen, wie zuverlässig Ihre Informanten sind«, entgegnete ich boshaft.
Er blickte mich durchdringend an, als ob er meine wahren Gesichtszüge unter der Maske erkennen könne.
»Sie haben sich verspätet.«
»Wenn Sie noch länger über dieses Problemchen zu diskutieren wünschen, dann schlage ich vor, daß wir das in dem Wagen dort tun.« Ein eigenartiges Lächeln glitt über seine Lippen. Er drehte sich um und führte mich zum Fahrzeug. TS-19 und die beiden MADE-Männer folgten uns.
»Ich bin Matteo Casaceli«, stellte er sich vor, als er sich mir gegenüber in die Polster sinken ließ. Wiederum musterte er mich eingehend, als habe er noch nie einen GWA-Schatten mit Maske gesehen. Mir fiel auf, daß er Kontaktlinsen trug. Sie enthielten an den hauchdünnen Rändern Goldeingüsse, so daß seine Pupillen von einer schimmernden Aura umgeben zu sein schienen. Jetzt wußte ich, weshalb mich seine Blicke irritiert hatten. Sie erschie nen geheimnisvoll und distanzierend zugleich. Die Linsen wirkten wie ein unsichtbarer Schirm, hinter dem er seine Persönlichkeit und
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