Notlösung vorgesehen
entfernt entstanden zwei Feuerbälle. Dann war ich bereits wieder auf den Beinen und warf mich auf den Attentäter, der – wie es zunächst schien – wie gelähmt vor mir stand. Als ich ihn fast erreicht hatte, mochte er einsehen, daß er mir weit unterlegen war. Ich erwartete, daß er erneut auf mich schießen würde, wußte aber, daß ich Zeit genug haben würde, auch dieses Mal auszuweichen.
Doch er richtete die Waffe nicht gegen mich.
Viel zu schnell für mich schob er sie sich in den Mund und drückte ab. Mir blieb nur eine blitzartige Flucht. Noch während ich um die Ecke des Gebäudes herumsprang, explodierte eine Rakete mitten in seinem Kopf. Die Hitzeflut erreichte mich nicht mehr voll, obwohl die Druckwelle mich herumwarf. Es gelang mir, mich in Deckung zu wälzen.
Während ich mich aufrichtete, machte ich mir heftigste Vorwürfe. Ich hatte mich überrumpeln lassen, und ich hatte meinen Angriff zu früh abgebrochen. Ich hätte auf jeden Fall versuchen müssen, dem Mordschützen die Waffe zu entwinden. Dann hätte ich jetzt einen lebenden Zeugen gehabt, mit dem ich etwas hätte anfangen können.
Fluchend trat ich um die Ecke des Gebäudes herum. Dort, wo eben noch ein lebendes Wesen gewesen war, glühte nun der Beton, und ein abstoßender Geruch nach verbranntem Fleisch schlug mir entgegen.
»Ein Wahnsinniger«, sagte Oberst Jomo G. Raciser hinter mir.
Ich wandte mich um. Von allen Seiten eilten Offiziere und Mannschaften heran.
»Schicken Sie die Leute weg«, befahl ich. »Sie können hier doch nichts mehr ausrichten.«
Er tat, was ich verlangte, und ich konnte beobachten, daß man hier gewohnt war, seine Worte prompt zu befolgen.
»Haben Sie den Mann lange genug sehen können?« forschte ich. »Haben Sie ihn womöglich erkannt?«
Raciser schüttelte den Kopf.
»Ich habe ihn nie zuvor gesehen, HC-9«, antwortete er betroffen. Er stand noch immer deutlich unter dem Eindruck des Vorfalls, der ihm ebenso unerklärlich erschien wie mir. »Und unter den gegebenen Umständen werden wir wohl auch keine Spuren mehr sichern können.«
Ich mußte ihm recht geben. Von dem Attentäter war noch nicht einmal soviel übriggeblieben, daß die Pathologen eine Identifizierung hätten versuchen können. Oberst Raciser wurde übel. Er trat hinter die Ecke des Reparaturgebäudes zurück.
»Wir werden das klären. Verlassen Sie sich darauf«, versprach ich. »Veranlassen Sie alles Nötige. Ich habe keine Zeit, mich hier noch länger aufzuhalten.«
Obwohl es mir schwerfiel, meinen Flug fortzusetzen, ohne auch nur eine Andeutung für ein Motiv des Vorfalls bekommen zu können, verabschiedete ich mich von dem Basis-Kommandanten. Ich nahm mein Gepäck wieder auf und stieg in den Raumjagdbomber. Für mich konnte es nur ein Ziel geben: So rasch wie möglich mit General Reling zusammenzutreffen.
Minuten später stieg der Bomber auf. Er stieß bis in den freien Raum vor und wandte sich in einer weiten Parabel nach Süden. Unter mir sah ich die nordamerikanischen Landmassen vorüberziehen. Auf der südlichen Halbkugel der Erde brach nun der Sommer an. Doch mich interessierte der zu erwartende Klimawechsel vom hohen Norden zum tiefen Süden nicht. Der Anschlag beschäftigte mich nach wie vor.
Was hatte der Schütze sich von ihm versprochen? Er mußte von Anfang an gewußt haben, daß es für ihn kein Entkommen geben konnte, auch dann nicht, wenn er Erfolg gehabt hätte. Kurzfristig war ich versucht, mit General Reling Verbindung aufzunehmen, doch dann verzichtete ich darauf. Ich hielt es für früh genug, ihn dann zu unterrichten, wenn ich ihm gegenüberstand.
Der Raumjagdbomber senkte sich auf einen alten, halbwegs verlassenen Flughafen im
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