Notlösung vorgesehen
Norden von Chile herab. Auf einem holperigen Landefeld rollte er aus und blieb direkt neben einer uralten Maschine stehen, die so zerschunden und vernachlässigt aussah, daß ich mich über den Mut der Piloten wunderte, die es wagten, immer noch mit ihr zu fliegen. Ich klassifizierte ihn als ausrangierten Frachter der ehemaligen Royal Air Force.
Als ich den Jagdbomber verließ, bemerkte ich zwei Männer des Militärischen Abschirmdienstes EURO, die in diesem Moment in den alten Kasten kletterten. Ihr Verhalten hatte nichts mit Mut zu tun, denn für mich stand jetzt fest, daß unter der brüchi gen Fassade des Frachters eine hochklassige Maschine verborgen war, auf die ich mich blind verlassen konnte.
Der Kapitän des Jagdbombers tauchte neben mir auf. Er deute te zu der alten Kiste hinüber und sagte: »Damit fliegen Sie weiter, Sir.«
Ich nickte ihm nur zu. Er hätte sich seine Worte sparen können. Fröstelnd schlug ich den Mantelkragen hoch. Ein eisiger Wind pfiff vom Pazifik her. Wenn hier bereits Sommer sein sollte, dann hatte ich wahrhaftig einen kalten und ungemütlichen Tag erwischt.
Als der Pilot des Frachters die Tür hinter mir verriegelte, erkannte ich meinen Verbindungsmann TS-19, der es sich in einem Sessel bequem gemacht hatte. Er trug eine Plastikmaske wie ich auch. Mit einer knappen Geste gab er mir zu verstehen, daß er mich erwartet hatte. Ich begrüßte die beiden Agenten von EURO und setzte mich zu meinem Verbindungsmann. Die Anwesenheit der beiden Europäer bewies mir, daß es sich wieder einmal um eine Angelegenheit handelte, die nicht nur allein den von uns zu überwachenden Teil der Erde betraf.
TS-19 blickte mich prüfend durch die Sehschlitze seiner Mas ke an, die ihm ein puppenhaftes Gesicht verlieh.
»Alles okay?« fragte er.
»Nicht ganz«, entgegnete ich. »Jemand hat versucht, mich umzubringen.«
»Sie auch?« fragte er überrascht.
Diese Gegenfrage warf mich fast um. Ich hatte nicht mit ihr gerechnet. Bedeutete sie doch, daß wenigstens noch ein zweiter GWA-Schatten angegriffen worden war, wenn nicht noch mehr.
»Was soll das heißen?« forschte ich. »Wie viele Schatten hat es erwischt?«
»Der General wird Sie über alles informieren«, antwortete er ausweichend. Offensichtlich war er nicht befugt, mir weitere Einzelheiten mitzuteilen, falls er überhaupt über mehr verfügte.
Meine Unruhe wuchs, und ich registrierte fast erleichtert, daß der mit einem kernchemischen Atomstrahltriebwerk versehene Frachter startete. Schwerfällig, wie es mir schien, kämpfte er sich in die Höhe, gewann dann aber schnell an Geschwindigkeit und lag völlig ruhig in der Luft. Er brachte mich meinem Ziel näher und damit jenen Informationen, die ich dringend brauchte. Natürlich hätte ich mir alles holen können, was ich wissen wollte, indem ich TS-19 telepathisch sondierte. Er hätte eine derartige Maßnahme jedoch berechtigterweise als Vertrauensbruch angesehen und entsprechend reagiert. Also verzichtete ich darauf. Es war nicht nötig, irgend jemanden zu provozieren, zumal ohnehin eine gewisse Furcht vor Mutanten latent vorhanden war. Die Vorfälle mit den Verbrechermutanten waren noch frisch in aller Erinnerung.
»Was gibt es?« fragte ich.
Er antwortete augenblicklich, als habe er nur darauf gewartet.
»Ein Wissenschaftler ist verschwunden. Es ist Professor Dr. Dr. Tazlo Ramirez. Das von ihm geführte Forschungsinstitut ist überfallen worden. Dabei wurde sein Stellvertreter ermordet. Er selbst wurde vermutlich gekidnappt.«
»Fachgebiet?«
»Gehirnforschung.«
Damit konnte ich wenig anfangen. Ich spürte jedoch die Unruhe, die von TS-19
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