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Notlösung vorgesehen

Notlösung vorgesehen

Titel: Notlösung vorgesehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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Trep­pe hin­un­ter und wand­te sich be­reits dem Aus­gang zu, doch dann trieb ihn die quä­len­de Neu­gier­de da­zu, einen Blick auf die Frem­den zu wer­fen. Er woll­te mehr über sie wis­sen.
    Die Tür zum La­bor stand nur halb of­fen, so daß er erst et­was se­hen konn­te, als er un­mit­tel­bar da­vor stand. Vor­sich­tig nä­her­te er sich ihr. Er ver­nahm selt­sa­me Lau­te ei­ner Spra­che, die ihm voll­kom­men un­be­kannt war. Ob­wohl ihm das Herz bis zum Hals klopf­te, schritt er lang­sam auf die Tür zu, wo­bei er stän­dig be­fürch­te­te, daß sie sich plötz­lich vor ihm öff­nen könn­te.
    Er er­reich­te sie, trat leicht zur Sei­te und späh­te durch den Spalt. Er konn­te einen Mann be­ob­ach­ten, der mit di­cken Pel­zen be­klei­det war, die auch sei­nen Kopf weit­ge­hend ver­hüll­ten. Die Au­gen ver­barg der Frem­de un­ter ei­ner Wind- und Son­nen­schutz­bril­le, wie sie die Jä­ger tru­gen, wenn sie in die Ein­öde der Ber­ge vor­dran­gen.
    Der Ein­bre­cher blät­ter­te in den For­schungs­un­ter­la­gen der letz­ten Ta­ge, die auf dem Tisch lie­gen­ge­blie­ben wa­ren. Pro­fes­sor Ra­mi­rez hat­te da­bei den Ein­druck, daß der Mann recht ge­nau wuß­te, worum es da­bei ging.
    Fas­sungs­los wich Ra­mi­rez zu­rück. Er blieb ne­ben der Tür ste­hen und ver­gaß die Ge­fahr, in der er schweb­te, voll­kom­men.
    Was konn­te ir­gend je­man­den da­zu ver­an­las­sen, die­ser wis­sen­schaft­li­chen Ar­bei­ten we­gen, die in na­her Zu­kunft oh­ne­hin der gan­zen Welt zu­gäng­lich sein wür­den, einen Mord zu be­ge­hen?
    Ra­mi­rez kann­te die meis­ten sei­ner Kol­le­gen, die an dem glei­chen Pro­blem ar­bei­te­ten wie er. Kei­ner von ih­nen wür­de zum Ver­bre­cher wer­den, um da­durch einen wis­sen­schaft­li­chen Vor­sprung ge­win­nen zu kön­nen. Im Ge­gen­teil. Sie al­le kor­re­spon­dier­ten mit­ein­an­der und tausch­ten For­schungs­er­geb­nis­se aus, um sich ge­gen­sei­tig hel­fen zu kön­nen. Sie al­le wuß­ten schließ­lich, daß auf die­sem Ge­biet kaum ein No­bel­preis zu ge­win­nen war.
    Was al­so konn­te der Grund für die­sen Über­fall sein?
    Taz­lo Ra­mi­rez zuck­te zu­sam­men, als er Schrit­te hör­te, die sich der Tür nä­her­ten. Wie­der kipp­te et­was um, und ei­ne Rei­he von Glä­sern zer­brach.
    Er wand­te sich um und has­te­te zur Hal­le zu­rück. Ge­ra­de als er sie er­reicht hat­te, öff­ne­te sich die Tür zum La­bor. Er konn­te hö­ren, daß auf den Bo­den ge­fal­le­ne Split­ter zur Sei­te ge­scho­ben wur­den. Ge­hetzt sah er sich um. Bis zum Aus­gang war es ein­fach zu weit. Er konn­te ihn nicht mehr er­rei­chen. Es be­stand nur noch die Mög­lich­keit, in das Ar­beits­zim­mer von Dr. Ig­nez zu kom­men. Der Wis­sen­schaft­ler lief los, wo­bei er sich be­müh­te, lei­se zu sein. Doch er konn­te nicht al­le Ge­räusche ver­mei­den. Sei­ne Soh­len schlu­gen zu hart auf den Bo­den.
    Als er die Tür zum Ar­beits­zim­mer des Er­mor­de­ten er­reicht hat­te, blick­te er über die Schul­ter zu­rück. Hin­ter ihm stand ei­ne ver­mumm­te Ge­stalt und rich­te­te ei­ne fremd­ar­tig ge­form­te Waf­fe auf ihn. Er blieb ste­hen und hob un­will­kür­lich die Ar­me, ob­wohl er nicht dar­an glaub­te, daß der an­de­re ihn le­ben las­sen wür­de.
    Der Ein­bre­cher kam lang­sam nä­her. An der Mün­dung der Waf­fe flim­mer­te es blaß­blau.
    »Was su­chen Sie denn ei­gent­lich?« frag­te Ra­mi­rez mit sto­cken der Stim­me. »Hier gibt es nichts, was in­ter­essant sein könn­te.«
    Der Mas­kier­te er­reich­te ihn und fuhr ihm mit der frei­en Hand über den Kör­per, um ihn nach Waf­fen zu durch­su­chen. Die­sen Mo­ment nutz­te der Wis­sen­schaft­ler in ei­nem Akt der Ver­zweif­lung. Er schlug den Ener­gie­strah­ler mit der lin­ken Hand zur Sei­te und zerr­te dem Ein­bre­cher mit der an­de­ren die Ka­pu­ze vom Kopf. Er er­war­te­te, ein ihm be­kann­tes Ge­sicht zu se­hen, das ihm Auf­schluß über die Vor­gän­ge im In­sti­tut hät­te ge­ben kön­nen.
    Aber er täusch­te sich.
    Un­ter der Ver­mum­mung wur­de ein Kopf sicht­bar, der nicht zu ei­nem Men­schen ge­hör­te. Ent­setzt wich Ra­mi­rez zu­rück. Bis zu die­ser

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