Notlösung vorgesehen
drückte den Flugschrauber steil nach unten und erkannte einen Mann, der sich meinem Landeplatz eilig näherte. An den schlohweißen Haaren und der typischen Körperhaltung identifizierte ich ihn als Oberst Jomo G. Raciser.
Der Offizier wartete neben dem Bomber, bis der Flugschrauber aufgesetzt hatte und die Rotoren ausliefen. Dann kam er langsam auf mich zu.
»Ich bin unterrichtet«, teilte er mir nach der formlosen Begrüßung mit. »Der Bomber ist mit zwei Piloten besetzt, die lediglich über ein Zwischenziel informiert sind.«
»Ausgezeichnet«, entgegnete ich, nahm mein Gepäck auf und ging auf die Maschine zu, die mich weitertransportieren sollte. In diesem Moment geschah es. Wieder einmal wurde ich von meiner neuerwachten Fähigkeit der Handlungsahnung überrascht. Ich ließ die Koffer und Taschen fallen, warf mich gegen Jomo G. Raciser und stürzte mit ihm zu Boden. Bruchteile von Sekunden später jaulten zwei Mini-Raks über uns hinweg und detonierten an der Betonplastikwand eines Bomberhangars. Ich spürte die Druckwelle und hörte das unangenehme Sirren der nach allen Seiten davonspritzenden Splitter, während gleichzeitig die Alarmsirenen der Basis aufheulten.
»Was …?« schrie Oberst Raciser.
Ich achtete nicht auf ihn. Ich sah nur den untersetzten Mann, der fünfzig Meter von uns entfernt unvermittelt hinter einer Reparaturhalle aufgetaucht war und mit einer Thermorak auf mich zielte. Er schien von seinem Fehlschuß derart überrascht worden zu sein, daß er zu weiteren Schüssen nicht fähig war.
Ich schnellte mich hoch, und meine als handelsübliche Taruff 22er Ultra-Magnum getarnte Waffe flog mir fast von selbst in die Hand. Mir war absolut rätselhaft, warum ein Anschlag auf mich und Oberst Raciser verübt worden war. Niemand konnte wissen, wer ich war. Noch nicht einmal der Kommandant der »Basis 0- 18« war darüber informiert. Er wußte lediglich, daß ich ein GWA-Schatten war. Das aber konnte auch jeder andere auf der Basis erkennen, da ich durch die Kunststoffmaske hinreichend als Schatten identifiziert wurde.
Galt das Attentat also Oberst Raciser?
Ich versuchte, den heimtückischen Schützen telepathisch zu erfassen, während der Kopf meines Gegners im Mikro- Reflexvisier erschien, doch ich stieß ins Leere. Dort drüben an der Ecke des Reparaturschuppens schien niemand zu stehen!
Als ich durchzog, erwachte dieser »Niemand« plötzlich zu überraschendem Leben. Er sprang so schnell hinter das Gebäude, daß meine Mikrorakete seinen Kopf knapp verfehlte. Ich blickte durch die Abgase, die das Mündungs-Umlenkgitter umwaberten, zu der Stelle hinüber, an der er noch eben gestanden hatte.
»Bleiben Sie hier«, rief ich Raciser zu und raste los.
Ich mußte den Attentäter haben, und jetzt wollte ich ihn lebend. Ich mußte wissen, was hinter diesem Vorfall steckte. Sollte sich wider Erwarten zeigen, daß ich das Opfer hatte sein sollen und nicht der Oberst, dann zeichneten sich zwangsläufig Konsequenzen für das gesamte Sicherheitssystem der GWA ab. Dann war irgendwo durchgesickert, daß ich hier im Norden Urlaub machte. Sollte gar die als absolut sicher geltende Sup-Ultrakurzwelle abgehört worden sein? Sollte der Gegner, der die GWA auf den Plan gerufen hatte, die Möglichkeit haben, uns zu überwachen und unsere Schritte bereits im voraus zu erkennen?
Als ich die Ecke des Reparaturgebäudes erreichte, wußte ich, daß der andere dahinter stand und mit angeschlagener Waffe auf mich wartete. Dennoch hechtete ich mich daran vorbei, rollte über den Boden und richtete meine Thermorak auf ihn.
Wiederum jaulten zwei Geschosse an mir vorbei. Dreißig Meter von mir
Weitere Kostenlose Bücher