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Notluegen

Notluegen

Titel: Notluegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Swartz
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was ihre Körper nicht zusammen herausfinden konnten, blieb verborgen. So sah diese Welt aus. Also gab er den Gedanken auf, Hilfe beim Bestellen eines Taxis zu bekommen, und war sich auf einmal bewusst, dass die Heimreise bedeutend unsicherer werden würde, als er es sich hatte vorstellen können, als er diese Reise antrat.
    Dort in der Cafeteria des Museums, von ihrer Seite des Tisches aus, musste die Frau das Wörterbuch entdeckt haben, dass in der Jacketttasche des Mannes geblieben war und mit seiner gelben Farbe, grell und giftig, daraus hervorragte. Mit großen Augen zeigte sie eifrig darauf, und der Mann reichte ihr das Buch über den Tisch. In ihm waren ihrer beider Sprachen (obwohl das Englische nur die Hilfssprache des Mannes war), damit beschäftigt, Seite für Seite zu versuchen, einander wenn nicht zu verstehen, so doch wenigstens sich mit einander bekannt zu machen; ein Wort der Frau konnte auf einer Seite eine ganze Delegation von der des Mannes empfangen, und in diesem anmutig behutsamen Austausch konnte der gute Wille von beiden Seiten dem aufmerksamen Leser nicht entgehen.
    Diese beiden Sprachen waren einander vielleicht fremd, aber gerade diese Fremdheit hatte sie doch dazu gebracht, sich zwischen den Deckeln des Buches zu treffen.
    Der Mann saß still da, ohne sein Weinglas anzurühren. Er hatte Kopfschmerzen. Man konnte es sehen; sein Gesicht glich ausgeschüttetem Wasser. Der Fleck jenseits der rechten oberen Ecke des Himmels hatte begonnen, ihn zu beunruhigen. Aber statt des Himmels betrachtete er die Frau.
    Byll , sagte der Mann.
    Warum, wusste er nicht, vermutlich aus gar keinem Grund, aber die Frau sah sich erschrocken um, obwohl sie immer noch fast allein in der Cafeteria waren, nur ein älterer Mann mit Pantoffeln saß ein paar Tische weiter und spielte Schach mit sich selbst.
    Die Frau war errötet; von ihrem Hals aus hatte sich die Rötung über Wangen und Ohren ausgebreitet.
    Amüsiert über ihre Verlegenheit, wollte er das Wort wiederholen. Aber die Frau hatte sich schon über den Tisch gebeugt und ihm ihre Hand auf den Mund gelegt.
    Rasch hatte sie dann in dem Sprachführer zu blättern begonnen. Erst kam es ihm so vor, als würde sie sich über das Buch beugen, um genau die Seite zu studieren, die sie aufgeschlagen hatte, aber ziemlich bald merkte er, dass sie systematisch nach etwas suchte, und plötzlich musste sie es gefunden haben, beugte sich noch tiefer über das Buch, so dass ihre Haare, obwohl zu einem Knoten geschlungen, ihr ganzes Gesicht bedeckten. Ganz oben auf der linken Seite hatte der Zeigefinger der Frau bei einem Wort haltgemacht, und statt dem Mann das Buch hinzustrecken, rutschte sie mit ihrem Stuhl nahe an den seinen, hinüber zur Seite des Mannes an dem runden Tisch, so dass die beiden, statt sich gegenüber zu sitzen, nebeneinander saßen, mit dem aufgeschlagenen Buch vor sich.
    Hätte jemand sie dort zusammen sitzen sehen, so hätte dieser Jemand sie für zwei Studenten halten können, die dabei waren, ihre Kenntnisse über das gerade eben in diesem Museum Gesehene zu vertiefen, und wenn nicht für Studenten, dann für Bruder und Schwester, wobei die eine allerdings so auffallend dunkel war, dass die Blondheit des anderen jede Verwandtschaft zu dementieren schien. Aber in diesem Land zeigte sich oft, dass man gerade mit dem Unwahrscheinlichen rechnen musste, entgegen der typischen Vorstellung anderer Kulturen, die wir uns hinsichtlich des einen oder anderen davon machen, was natürlich ist und was nicht.
    Die Frau deutete auf ein Wort, bylltj oder bylltji , von dem der Mann bereits wusste, dass es Harnisch (oder etwas Ähnliches) bedeutete, während sie energisch nickte, und mit dem Fingernagel fuhr die Frau in der Leere zwischen den Zeilen vor und zurück, zwischen dem Wort bylltj und dem Wort in der Zeile darüber, burshus (wenn der Mann es denn richtig verstand), als wäre gerade da, in diesem Niemandsland zwischen dem, was sich oben und unten erklären ließ, der richtige Platz für das Wort, das sie gesucht, aber nicht gefunden hatte, und der Mann sah, dass dieser Nagel scharf und violett war, ein Nagel, der auf dem Papier Kratzer hinterließ, und er fragte sich, ob ihre Nägel während der Nacht auch auf seinem Rücken Kratzer hinterlassen hatten.
    Die Frau fuhr fort, eifrig zu nicken, und jetzt in einem Strom von Worten zu dem Mann zu sprechen, ohne dass er auch nur ein einziges verstand. Was hätte er nicht für ein einfaches yes oder no gegeben. Und

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