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Notluegen

Notluegen

Titel: Notluegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Swartz
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Leitung bestimmt ist, das Gespräch fortsetzt.
    Nein nein, sagt sie. So geht es nicht. Das ist unmöglich.
    Durch die hochhackigen Schuhe ist die Frau fast genauso groß wie der Mann. Wie er da hinter ihr steht, befindet sich der Unterleib der Frau auf derselben Höhe wie der seine, mit den Händen tastet er über den Bademantel und spürt durch ihn hindurch, dass die Frau keinen Schlüpfer trägt. In der Hose ist sein Glied steif geworden; mit noch größerer Entschlossenheit presst er seinen Körper gegen den der Frau, so dass das Glied in weichen Stoff und Frotté in der Spalte zwischen ihren beiden Hinterbacken eingebettet scheint, und am liebsten hätte er ihr den Bademantel heruntergerissen; der Mann würde sie am liebsten da auf dem Schreibtisch nehmen, rasch und ohne die sanften Bewegungen, die allerdings besser zu ihrem frisch gebadeten, wehrlosen Zustand passen würden, aber das Telefon stört ihn: Der Gedanke daran, dass dieses Telefongespräch enden und die Frau den Hörer auflegen könnte, ist ihm genauso zuwider, wie wenn sie weiter mit jemand anderem telefonierte, nachdem er selbst fertig wäre.
    Der Genosse am Hörer hat sich durch dieses Telefongespräch Macht über das verschafft, was hätte angefangen und beendet werden können, und der Mann tut schließlich gar nichts, um sich dieser Kontrolle zu entziehen. Die Stimme am Telefon, die er nicht hören kann, hat ihn aller Lust beraubt. Das Telefon erscheint ihm wie eine Kloake, aus der die Welt ihr Gift in die Wohnung speit und ihrer beider Leben verseucht. Er bleibt hinter der Frau stehen, immer noch gegen sie gedrückt, aber der Hosenstoff spannt nicht mehr, das Frotté des Bademantels wird nicht mehr in die Spalte ihres Hinterns gedrückt.
    Dann legt die Frau auf. Im gleichen Augenblick müssen die beiden Körper genug voneinander bekommen haben; sie lösen sich aus dem, was immerhin während des Gesprächs der Anfang einer Umarmung war, plötzlich und unwiderruflich, wie zwei einander abstoßende Magnetpole.
    Der Mann und die Frau bleiben stehen, ohne einander in die Augen zu sehen, als würde allein schon die Vereinigung ihrer Blicke einen elektrischen Stoß auslösen, der ihnen beiden schaden könnte. Die Frau zupft ihren Bademantel über der Brust zurecht. Der Mann atmet schwer, ohne etwas zu sagen. Er sieht an ihr vorbei, den Blick auf den Boden gerichtet, ohne dass es dort etwas anderes zu sehen gäbe als die nassen Spuren ihrer nackten Füße. Aber jetzt trägt sie diese hochhackigen Schuhe. So steht er eine Weile, ohne dass ihm etwas Besseres zu tun einfiele.
    Dann fragt die Frau, ob er nicht seinen Tee trinken will, und ohne die Antwort abzuwarten erwähnt sie das eben beendete Telefongespräch, das einer politischen Entscheidung gegolten habe, die später am Abend getroffen werden müsse, eine sehr wichtige politische Entscheidung, sagt die Frau mit derselben sachlichen Stimme wie vorhin am Telefon, und der Mann antwortet, er würde das verstehen, obwohl er mit dem, was er sagt, lügt, wie er sich schon von Anfang an und später in seinen Briefen daran gewöhnt hat, diese Frau im Großen wie im Kleinen zu belügen. Aber die Behauptung, er verstehe, muss wohl zu den kleineren und überflüssigen Lügen gezählt werden und deshalb eine sein, die ihm besonders verwerflich erscheint.
    Ich muss gehen, sagt die Frau, ich hoffe, du verstehst, und der Mann nickt und sagt, selbstverständlich würde er verstehen.
    Draußen auf der Straße fahren keine Busse oder Autos vorbei, kein Rufen oder Lachen ist zu hören, eine Stille herrscht in diesem Stadtteil, die wohl mit der nachmittäglichen Stunde zu tun hat, den Mann jedoch überrascht und ihm als eine Art Verschwörung gegen genau solche Fremde erscheint, wie er selbst hier einer ist.
    Ich habe dich sehr gern, sagt die Frau.
    Wie die Frau das sagt, wird ihm warm ums Herz, es macht ihn zugleich aber verlegen.
    Aber ihr hättet keinen Nutzen an mir, sagt der Mann.
    Und gleich fährt er fort: Was könnte die Revolution mit jemandem wie mir anfangen, will der Mann wissen, auch wenn mir vielleicht damit geholfen wäre, dass ich dich kenne, fragt er mit einem Lächeln, aber halb im Ernst, die Zeiten sind ja so, besonders in diesem Teil der Stadt.
    Die Frau betrachtet ihn nachdenklich. Aber sie geht auf seine Frage ein, als hätte sie sich diese auch selbst schon gestellt.
    Ja, sagt sie langsam und wuschelt ihm vorsichtig durchs Haar. Was würden wir mit deinem hübschen kleinen Kopf anstellen?
    Die

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