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Notruf 112

Notruf 112

Titel: Notruf 112 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Seifert , Christian
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Unternehmer eine behördliche Sondergenehmigung – aussichtslos an einem Freitagnachmittag. Hier erwies sich unser guter Kontakt zur Polizei als reiner Segen. Denn die Beamten organisierten unbürokratisch eine Begleitung für den Schwertransport, von Straubing auf dem kürzesten Weg zur Münchner Theresienwiese. Und damit war der Weg nach München zur Errettung der Wiesn endgültig frei.
    Spät am Abend rollte der Baggertransport dann durch die Stadt zur Festwiese. Das fiel nicht weiter auf, denn zur Oktoberfestzeit sehen die Münchner jeden Tag und oft auch nachts schwer beladene Tieflader und Lkw Richtung Festwiese rollen.
    Das Loch, das der Seilzugbagger in dieser Nacht im gleißenden Licht unserer Scheinwerfer um 22.30 Uhr am Rand der Festwiese freilegte, erwies sich als ein bis dato unbekannter unterirdischer Wehrmachtsbunker in beträchtlicher Größe von etwa zehn Meter Länge und fünf Meter Breite. Ein Relikt aus Kriegszeiten, das in den Jahrzehnten danach trotz zahlreicher Erdbewegungen für Wasser, Strom, Gas und den U-Bahn-Bau nicht entdeckt worden war. Viele Jahre lang waren regelmäßig 100 Tonnen schwere Kranwagen über den damals neuen, mit 50 Zentimeter Schotter aufgefüllten Rettungsweg gerollt. Glücklicherweise hatte die 30 Zentimeter starke Betondecke standgehalten. Nun jedoch war einen halben Meter unter der Straße der Lüftungsschacht dieser Betondecke eingebrochen.
    Mitten in der Nacht war natürlich kein Beton zum Auffüllen des Bunkers aufzutreiben. So rückten erst am Samstag um 10.45 Uhr – kurz vor der offiziellen Eröffnung – die Betonmischer an. Und während Münchens Oberbürgermeister mit dem berühmten Ruf »O’zapft is!« das Oktoberfest 1998 eröffnete, rauschten im Osten der Festwiese gerade 90 Kubikmeter Flüssigbeton in den alten Bunker. Und niemand fragte uns, was wir da eigentlich trieben.
    Geophysiker machten sich sofort mit Magnetsensoren, Laser- und Ultraschalltechnik auf die Suche nach weiteren Löchern, um noch mehr unangenehme Überraschungen ein für alle Mal auszuschließen. Im Januar darauf kam die Geheimoperation Bunker dann natürlich doch noch heraus. Und in München wurde in den Wochen danach lange und heftig öffentlich darüber gestritten, wie groß die Wahrscheinlichkeit damals wohl gewesen war, während des Oktoberfestbesuchs in einem Wiesn-Krater zu versinken.

Kevin – leider nicht
allein zu Haus
    Wer Menschen helfen will, muss das wirklich aus ganzem Herzen wollen. Und sich für alle Fälle ein dickes Fell zulegen. Denn das wird oft gebraucht. Zum Beispiel für die große Schar dieser wahnsinnig lustigen Witzbolde, Störenfriede und Nervensägen, die gar keine Hilfe brauchen. Allen voran die Kinder, die es einfach nicht lassen können, nur so zum Jokus zehnmal hintereinander die 112 zu wählen. Das hört sich dann etwa so an:
    »Die Feuerwehr. Der Rettungsdienst. Grüß Gott!«
    »Bei uns brennt’s!« Zack. Aufgelegt.
    Und zehn Sekunden später: »Arschloch!« Aufgelegt.
    Meine persönliche Schmerzgrenze liegt bei fünf Beleidigungen in zwei Minuten. Ab da wehre ich mich – und zwar auf meine Weise. Meine schärfste Waffe: der Rückruf! Kinder (und auch viele Erwachsene) wissen meist nicht, dass die Nummern von Handys und Festanschlüssen auf meinem Display fast immer mit Namen und Adresse angezeigt werden – sofern der Telefonkunde dieser Regelung nicht ausdrücklich widersprochen hat. Was ich übrigens niemandem empfehlen würde, weil wir im Falle eines akuten Notfalls die Adresse nicht mehr sehen könnten.
    Dieser kleine Witzbold hier ist aber leicht zu finden. Die Anrufe kamen aus dem Osten der Stadt aus einer großen Siedlung. Eine Familie Scherer. Na warte, du kleiner Lümmel!
    In der Regel genügt es, die frechen Knirpse mit einem Rückruf fürchterlich zu erschrecken, rein rhetorisch am Öhrchen zu zupfen und den baldigen Besuch der Polizei anzukündigen, falls der Unfug nicht auf der Stelle aufhört. Dieser Kleine hier hat aber Pech. Er geht nämlich nicht selbst ans Telefon, sondern sein Vater. Und mit dem ist nicht gut Kirschen essen.
    »Scherer!«
    »Grüß Gott, Herr Scherer! Hier spricht Seifert von der Berufsfeuerwehr München. Ich muss Sie leider davon in Kenntnis setzen, dass von Ihrem Telefon aus ein Kind in den letzten Minuten mehrfach den Notruf 112 gewählt und unüberhörbar Arschloch gerufen hat. Falls Sie einen Sohn im relevanten Alter haben sollten, könnten Sie ihm bitte klarmachen, dass er das unterlassen soll?«
    Wenn

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