Nottingham Castle, letzte Tuer links
gewesen war! Diese ewigen
Vorhaltungen und Belehrungen, da wurde man eben wütend! Da war es doch kein
Wunder, wenn ein Mann sich ablenkte, das war völlig natürlich.
Er
riss ein Stück vom Brot ab und schob es gedankenlos in den Mund.
Aber
nun hatte er zu diesem Zweck Susannah. Der Gedanke gefiel ihm ausnehmend gut.
Und ihre Berührungen auch. Sie war viel besser als die einfachen Mägde. Wie kam
sie nur auf solche Dinge wie eben?
Er verschaffte
sich natürlich selbst auch Erleichterung auf diese Art, wenn er im Bett lag und
nicht schlafen konnte oder am frühen Morgen mit einem Ziehen in den Lenden
aufwachte. Selbstredend war das befriedigend. Aber kein Vergleich zu dem, was diese
Frau gemacht hatte, wirklich kein Vergleich.
Ihm
wäre es nie eingefallen, ein Weib darum zu bitten. Welch irrwitziger Gedanke! Wenn
er eins von denen im Bett hatte, wollte er sich natürlich geradewegs darin
versenken, dazu waren die Frauen doch da. Und doch war es eine gefällige
Variation gewesen, die ihm die Hebamme da geboten hatte mit ihren geschickten
Fingern. Er konnte sich durchaus vorstellen, auf derlei Dienste von ihr erneut
zurückzugreifen. Bei dem Gedanken daran verspürte er schon wieder dieses
drängende Pochen seines Unterleibs.
Eadric
stand auf, ging in sein Schlafgemach und goss Wasser aus einem bereitstehenden
Krug in eine Schüssel. Er knöpfte sein Wams auf und zog das Hemd über den Kopf,
um sich zu waschen.
Ihr
Atem an seinem Rücken, er hatte ihn spüren können. Und ihren ganzen weichen Leib,
ihre vollen Brüste, die von hinten gegen ihn gedrückt hatten, nur durch ein
paar dünne Lagen Stoff getrennt. Die Wärme ihres Körpers. Die seidige Haut an
der Innenseite ihrer Unterarme, als die an seinem Bauch entlanggestrichen
waren, ganz leicht nur. Fühlten sich andere Frauen auch so an?
Es
fiel ihm zu seiner Verwunderung schwer, einen Vergleich anzustellen zu den
anderen, die er sich sonst ins Bett holte. Susannah war auf seltsame Art anders.
Näher, enger, wärmer. Sinnlicher. Ja, das war das richtige Wort, sinnlich.
Ihr
Mund. Diese weichen Lippen. Wie sie mit ihm gespielt hatte. Der Duft ihrer
Haare. Die zarten Berührungen ihrer Fingerspitzen. Ihm schoss das Blut in die
Lenden, wenn er nur daran dachte, welch wohlige Gefühle sie ihm damit beschert
hatte. Am liebsten hätte er sie augenblicklich wieder hierher geholt, ihr die
Kleidung vom wohlgeformten Leib gerissen und sie hier auf sein Bett geworfen.
Er
schüttete sich Wasser ins Gesicht, mit beiden Händen. Verflucht nochmal, was
war nur los mit ihm! Seit wann beschäftigten ihn Gedanken an irgendein
dahergelaufenes Weib aus dem Dorf? Er hatte, weiß Gott, andere Dinge, um die er
sich kümmern musste.
5 Das Spiel beginnt
Ihr Vater hatte es wieder einmal geschafft.
Es
war ihm gelungen, einen Mann im heiratsfähigen Alter ins Haus zu locken, so
erstaunlich das auch war. Susannah musste immer lachen, wenn er einen neuen,
stets erfolglosen Versuch startete, sie unter die Haube zu bringen.
Zum Abendessen hatte er den angepriesenen Werkzeugmacher angeschleppt, der
sogar höflich genug war, ihren halbverbrannten Hasenbraten zu loben. Kochen
gehörte nicht gerade zu Susannahs Stärken. Ansonsten war der Bursche eher
langweilig. Ein netter, einfacher Handwerker, der über jeden Witz ihres Vaters
in ein Lachen fiel, das Susannah an das Wiehern der Stute von nebenan erinnerte.
Kein Mann nach ihrem Geschmack jedenfalls. Sicher, er hatte als Werkzeugmacher
ein geregeltes Einkommen, wenn er es klug anstellte. Und bestimmt warf er keine
Möbelstücke durchs Zimmer.
Aber
der berühmte Funke war bei ihr nicht übergesprungen. Sie lauschte dem Gespräch
nur mit halbem Ohr, während sie überlegte, wie sie nach dem Essen unauffällig
den Absprung schaffen sollte, um zum Castle zu reiten.
„Habt
ihr schon von der Lösegeldforderung für König Richard gehört?”
Diese
Frage des Werkzeugmachers ließ Susannah aufhorchen.
Ihr
Vater nickte. „Es gehen seit einiger Zeit Gerüchte um, dass Kaiser Heinrich aus
der Gefangennahme unseres Königs Profit schlagen will”, sagte er. „Ist da etwas
dran?”
„Angeblich
will der Kaiser hundertfünfzigtausend Silbermark.”
„Das
kann nicht sein!”, platzte Susannah dazwischen. „Wie soll die Krone so viel
Geld aufbringen? Das sind ja Unsummen! Wird John das wirklich zahlen?”
Der
Handwerker zuckte die Schultern. „Ich kenn mich mit der Politik nicht aus. Da
sollen sich schlauere Leute ihre Köpfe zerbrechen.
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