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NOVA Science Fiction Magazin 19 (German Edition)

NOVA Science Fiction Magazin 19 (German Edition)

Titel: NOVA Science Fiction Magazin 19 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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schien
daraufhin entlassen zu sein. Sie zog sich mit den beiden Kindern vor den
Televisor zurück, der auf der Schmalseite des Raumes, in der Nähe des offenen
Kamins, ausgefahren wurde.
    „Sie Heizen mit
Holz?“, erkundigte ich mich bei unserer Gastgeberin.
    „Nur hier oben. Die
eigentliche Station, die drei Stockwerke unter uns einnimmt, verfügt über eine
Erdwärme-Anlage.“
    Sie schielte aus
feingeschlitzten schwarzen Augen zu Steffens hinüber, der aber gerade mit
Ricardas Händen beschäftigt war. Sollte er sie massieren. Mir war es in drei
Jahren nicht gelungen, sie warm zu bekommen.
    „Aber hier oben
finden wir es gemütlicher. Als wir vor knapp neun Jahren hierher zogen, gab es
in der Nähe noch einen Wald, und Urs hat so viel geschlagen, wie er nur konnte.
Wir haben Brennholz bis an unser Lebensende.“
    „Urs ist der Leiter
dieser Station“, erläuterte Steffens ungefragt.
    „Und Sie haben diese
Anlage seitdem nicht mehr verlassen?“
    „Nein. Wir haben
niemanden mehr in den Städten. Aber es kommen mehr Leute vorbei, als Sie
vermuten würden. Vielleicht können Sie und Ihre junge Frau sich ja auch
entschließen, ein paar Mal im Jahr hereinzuschauen.“
    „Ich bin nicht seine
Frau.“
    Ricarda konnte es
sich nicht verkneifen. Steffens grinste in sich hinein wie ein thailändischer
Buddha.
    „Das mit den
Flitterwochen war nur so eine Redensart. Wir sind verlobt. Inoffiziell
sozusagen. Dick hat keinen Kontakt mehr zu seiner Familie, und meine Mutter
hätte es nicht verstanden. Deshalb gab es keine Feier.“
    „Aber Sie werden
heiraten“, regte die Alte an, die keine gute Psychologin war.
    „Im Augenblick“, der
Strahl ihrer blaugrünen Augen traf mich unerwartet, genauso wie der plötzliche
Ernst ihrer Stimme, „im Augenblick kann ich es nicht sagen. Ich muss hier weg
und andere Menschen sehen. Dieser Tag mit Ihnen zeigt mir stärker als die
langweilige Routine auf der Station, wie sehr ich die Gesellschaft vermisse.
Ich liebe Dick sehr, aber ich glaube nicht, dass ich sein Leben hier auf die
Dauer teilen könnte. Auch wenn wir Sie öfter einmal besuchen kämen.“
    Ein elektronisches
Signal war zu hören. Frau Lapkha zog ein kleines Gerät aus einem ihrer vielen
Umhänge. Die Anzeige bestand nur aus einem kleinen Kontrollfeld, das ich nicht
einsehen konnte. Sie sprach ein Wort einer fremden Sprache in den Sender.
    „Pâ! Bring Daddy
etwas zu trinken in die Schleuse.“
    Die Kleine sprang
auf und verschwand hinter dem schweren Vorhang.
    „Der Herr des Hauses
kommt“, sagte Frau Lapkha mit ironischem Lächeln in den mongolischen Augen.
„Entschuldigen Sie mich.“
    Sie erhob sich
ächzend und ging breithüftig nach hinten, wo hinter den Paravents die Küche zu
sein schien.
     
     
    3. Der Alte
     
    Aus Richtung des
Ganges waren schwere Schritte zu hören und Geräusche von metallischen
Gerätschaften, die in den Seitenschränken verstaut wurden. Der Vorhang wurde
angehoben, ein Mann trat ein. Er war hochgewachsen und glattrasiert. Das Haar
war angegraut und ein wenig zurückgegangen. Es hing in wirren Strähnen um den
langen Schädel. Die Augen wirkten wässrig und müde. Wenn sie ausgeruht waren,
musste ihr Blau sehr schön sein. Er steckte bis zur Hüfte in einem Overall,
dessen Oberteil lose herunterhing, und trug auch noch die Schalenstiefel, wie
man sie bei Außenarbeiten benutzt. Sein Gesicht war von Erschöpfung gezeichnet.
Ich schätzte ihn auf etwa sechzig Jahre. Er krempelte gerade die Ärmel seines
Baumwollhemdes hoch und kam auf uns zu.
    „Grüß Sie, Steffens.
Und Sie sind von der Wegener-Station? Ich habe Ihren Funkverkehr mitgehört.
Komm’ nachher zu Ihnen.“
    Damit ging er zu der
Bar auf der anderen Seite, wo er eine Stunde lang zu Abend aß und mehrere
Kannen Tee hinuntergoss. In die Theke war ein kleiner CommCorder eingelassen,
auf dem er während der Mahlzeit verschiedene Sender durchspielte und die
Nachrichtensendungen verfolgte. Zuweilen kommentierte er einzelne Meldungen in
einem bissigen Gemurmel, von dem kein Wort zu verstehen war. Sein Händedruck
war sehr hart gewesen, von betonter Brutalität fast, wie man es von Ausbildern
auf der Kadettenanstalt kennt. Tatsächlich hatte er etwas von einem alten
Kompaniechef, eine Ausstrahlung, die auf unbedingten Gehorsam abzielt und beim
Gegenüber nicht einen Gedanken an Widerreden
oder Einwände aufkommen lässt. Dabei schien er zu den Leuten zu gehören, die
nachts im Offizierskasino, wenn die Interna zur Sprache

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