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NOVA Science Fiction Magazin 19 (German Edition)

NOVA Science Fiction Magazin 19 (German Edition)

Titel: NOVA Science Fiction Magazin 19 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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der
Servicetunnel fertig wird. Manchmal kommt man sich hier draußen wie im 20.
Jahrhundert vor. Außerdem nahm der Sturm weiter zu. Wir waren gerade noch
rechtzeitig unter Dach gekommen. Mehrere Räumroboter waren bereits
liegengeblieben. Jedenfalls würde es eine Weile dauern, bis man uns hier
abholte. Es blieb uns nichts anderes übrig, als uns für die Nacht in der
tibetischen Pension einzumieten. Als ich in das Gastzimmer kam, lag Ricarda
schon auf der oberen Matratze des hin-teren Stockbettes. Außer den beiden
Hochbetten, die mich penetrant an die Kadettenanstalt erinnerten, gab es nur
noch zwei Stühle und eine Kommode mit dem Anschluss für die CommCorder in dem
winzigen Raum. Die Nasszelle war auf dem Gang. Ich stemmte mich auf den oberen
Teil des freien Bettes. Auf der an-deren Seite lag sie bewegungslos, aber ohne
zu schlafen.
    „Sie versuchen einen
Unimog zu organisieren“, gab ich bekannt. „Wegen des Shuttles brauchst du dir
keine Sorgen zu machen, der Flugverkehr ist sowieso eingestellt.“
    „Danke.“
    Anscheinend war sie
nicht mehr zu Konversation aufgelegt. Sie war nicht zugedeckt, obwohl es auch
hier drin ziemlich kühl war, hatte aber die Arme über der Brust verschränkt und
die Hände unter den Achseln vergraben. Ich hatte plötzlich das Bedürfnis, ihr
Gesicht zu berühren und ihr das Haar aus den geschlossenen Augen zu streichen.
Aber der Abstand zwischen den beiden Hochbetten war zu weit, als dass ich mich
hätte hinüberbeugen können. Auch ermunterte sie mich nicht gerade zu
Zärtlichkeiten. Ich überließ mich also der Untätigkeit. Vermutlich war ich
ziemlich bald eingedöst, aber ich kann kaum länger als ein paar Minuten
geschlafen haben, als sie mich mit dem Hinweis, dass sie sich so nicht erholen
könne, aufweckte. Manchmal atme ich etwas schwer.
     
    „Meine Schicht geht
bis Mitte Januar“, versuchte ich es noch einmal, „ich könnte dich in Thule
abholen. Wenn es dir mit mir allein zu - langweilig ist, können wir auch ein
paar Tage im Club verbringen.“
    Das war das
Äußerste, was ich ihr anbieten konnte. Ich hasse diese Spaßbäder und die von
durchgeknallten Animateuren bevölkerten Erlebnisstädte. Es war ein Akt der
Selbstüberwindung, ihr so etwas vorzuschlagen. Sie hätte es honorieren müssen,
ein nasales „Mal sehen ...“ war allerdings vorerst alles, was kam. Als sie sich
aufrichtete, fühlte ich mich angesprochen. Aber sie kletterte hinunter,
betrachtete sich misstrauisch in dem kleinen Spiegel über der Kommode und ging
hinaus. Ich drehte mich an die Wand. Wie in eine wehmütige Erinnerung glitt ich
in den unterbrochenen Traum zurück. Ich kann mich genau an drei Male erinnern,
dass ich einen abge-schlossenen Koitus vollzog. Ich träume sehr oft erotischen
oder selbst drastisch pornografischen Inhalts, aber fast immer werden wir
gestört und es bleibt bei dem unbekleideten Herumirren auf der Suche nach einem
abschließbaren Zimmer. Diesmal war es ein Erlebnis von beklemmender Intensität
und einer realistischen Sinnlichkeit, die von keinem wirklichen Ereignis
erreicht wird. Ich erwachte langsam, wie zögernd, zwei Stunden älter und um
eine Sehnsucht reicher. Desorientiert tastete ich mich über den Gang zur
Dusche.
     
    Im Traum war ihr
Haar schwarz gewesen und ihre eifrigen Hände überboten jede Vorstellung. Jetzt
war sie wieder brünett und plauderte mit Dr. Steffens. Die Suche nach einem
Vorwand, weshalb ich mich nicht zu den beiden setzen könne, wurde mir von Frau
Lapkha erleichtert, die mir mitteilte, es sei ein Memo eingetroffen. Ohne
falsche Schüchternheit begleitete sie mich in das Büro der Station, und sie sah
mir auch geduldig über die Schulter, als ich die Nachricht von ihrem etwas
veralteten CommCorder herunterlud. Der einzige in der Umgebung vorhandene
Unimog wurde auf der Control Base für Räumarbeiten benötigt, da die Bahnen für
die Shuttles vereist waren. Der Flugverkehr würde frühestens am nächsten Morgen
wieder aufgenommen - als ob Tageszeiten für uns noch irgendeine Bedeutung
hätten. Dann würde man auch versuchen, uns einen Reparaturdroiden
rauszuschicken. Ich morste zurück, dass ich eine Instandsetzung vor Ort für
ausgeschlossen hielt, und forderte einen schweren Räumroboter an. Als ich mich
bei Frau Lapkha erkundigen wollte, ob ihre Station über Bergegerät verfüge, war
sie verschwunden. Ich nutzte das Alleinsein und sah einige aktuelle Seiten
durch. Die Politik war gewohnt unerfreulich. Im Süden hatten sich zwei

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