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NOVA Science Fiction Magazin 19 (German Edition)

NOVA Science Fiction Magazin 19 (German Edition)

Titel: NOVA Science Fiction Magazin 19 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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leitender Position ...“
    „Ich gehörte zur
Planungskommission.“
    „Das heißt, Sie
waren schon vor dem Bau der Anlage an deren Entwicklung be-teiligt?“
    „Ich trat nach
Abschluss des Graduiertenstudiums in die Expertenkommission ein, die damals vom
Zentralen Rat der Union eingesetzt worden war.“
    „Sie müssen sich
sehr frühzeitig profiliert haben.“
    „Ich hatte ein
Stipendium, das mir eine akademische Laufbahn ermöglicht hätte, zog es aber
vor, in den Dienst der Regierung zu treten. Sie haben vorhin die
Entscheidungsfindung des Zentralen Rates kritisiert. Ich kann Ihnen versichern,
dass die Kommission, die in Thule II, das damals noch London hieß, zusammenkam,
alle Möglichkeiten überprüft und selbst die utopischsten Strategien erst nach
eingehenden Berechnungen verworfen hat. Auch die Anlage, wie sie jetzt im
Pazifik steht, sah in den ersten Entwürfen nicht aus, als ob sie jemals zu
verwirklichen wäre. Die Details
brauchen Sie nicht zu interessieren. Im Übrigen dürfte Ihnen klar sein, dass
ich als Geheimnisträger vereidigt bin. Im Grunde habe ich schon viel zu viel
ausgeplaudert, aber das ist wohl so, wenn man älter wird. Später übersiedelten
wir jedenfalls nach Japan und schließlich auf die Anlage selbst, wo wir von der
Fertigstellung der Nordwest-lichen Stelze bis zu den genannten Ereignissen
wohnten. Vielleicht interessiert es Sie“, wandte er sich plötzlich direkt an
mich, „dass diese Station, als ich sie vor neun Jahren übernahm, noch unter
staatlicher Aufsicht stand und der einzige bemannte Posten östlich von Kirgisia
war. Erst mit dem Ausbau des seismischen Überwachungsnetzes wurde die heutige
Dichte von nur noch einhundert Kilometern Abstand erreicht. Gleichzeitig wurde
ein Teil der Anlagen privatisiert, und ich konnte dieses schöne Blockhaus
erwerben, wofür ein erheblicher Prozentsatz meines Ruhegeldes draufging.“
    „Wurden Sie nie zur
Verantwortung gezogen?“, meldete sich Steffens. „Wenn Sie an der Planung der
Anlage beteiligt waren, mussten Sie doch erklären, wie es zu dies-er
Katastrophe kommen konnte.“
    „Die Anlage im
Pazifik übersteigt alles, was Menschen jemals konstruiert haben, und sie ist
die letzte Karte, die die Menschheit auszuspielen hatte. Fehler in den
Berechnungen waren nicht zu vermeiden. Umgekehrt ist es für mich Tag für Tag
ein neuerliches Wunder, dass die Anlage seit zehn Jahren funktioniert.“
    „Es gab keine
Ermittlungen?“
    „Selbstverständlich
wurde eine Untersuchungskommission eingesetzt, deren Aufgabengebiet in zwei Bereiche
zerfiel. Die technologischen Folgerungen aus dem Unfall waren bald gezogen. Ich
habe mehrere Monate selbst daran mitgearbeitet. Die jurist-ischen Konsequenzen
waren weniger eindeutig. Tatsächlich sollte ein Ausschuss auf mich angesetzt
werden. Umgekehrt hat der Präsident des Zentralen Rates mich persönlich für das
Große Kreuz der Union vorgeschlagen, aufgrund meines Einsatzes bei der
Stabilisierung des Bruchs. Es kam zu einem internen Vergleich. Ich verzichtete
auf den Orden und die damit verbundene Prämie, im Gegenzug kam es zu keinem
förm-lichen Verfahren. Bedingung war, dass ich demissionierte.“
    „Und nun sitzen Sie
hier und verzehren Ihr Ruhegeld.“ Steffens wirkte nicht unbedingt zufrieden.
„Gestatten Sie, dass auch ich mich zur Ruhe begebe.“
    Wir hatten nichts
einzuwenden. Der Doktor erhob sich und schwankte, vom Grog ein wenig mit
Schlagseite versehen, zu der Wendeltreppe, die in die unteren Stockwerke
führte. Wir blieben zu zweit zurück.
     
     
    4. Das Gespräch
     
    Der Alte hatte sich
erhoben. Er ging zum Kamin und warf von einem seitlich aufgeschichteten Stapel
einige Scheite in die Glut, die schon fast ganz zusammengesackt war. Er trug
noch immer die schweren Stiefel und den halboffenen Overall, dessen Oberteil
ihm von der Hüfte herabhing. Auf dem Rückweg griff er die Flasche von der Theke
und holte ein zweites Glas aus einer Schublade auf der Innenseite der Bar. Dann
setzte er sich mir gegenüber an den niedrigen Tisch, unter dem seine Knie zu
verstauen ihm ebenso unmöglich war wie mir. Er schenkte beide Gläser voll,
schob mir das eine davon zu und lächelte mich an.
    „Fragen Sie. Ich
sehe Ihnen an, dass Ihr Wissensdurst noch nicht gestillt ist.“
    „Wenn Ihnen die Art,
wie Sie hier von uns verhört wurden, unangenehm ist“, gab ich zurück, „möchte
ich Sie bitten, mir dies mitzuteilen. Das inquisitorische Verfahren des
Kollegen Steffens war sicher nicht

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