NOVA Science Fiction Magazin 19 (German Edition)
Mitarbeiter mehrere Meter weit durch den
Raum geschleudert werden.)
P.B.: (ruft) Was ist denn mit Dir los, Mutter?
H.D.: (Alarmiert, panisch.) Wo hat die denn plötzlich solche Kräfte her?
(Die Außerirdische betritt das Podium, H.D. rennt die
Treppe an ihr vorbei aus dem Studio, die Außerirdische stellt sich ruhig vor
P.B. hin, die Jugendliche bleibt einige Schritte hinter der Außerirdischen
stehen.)
P.B.: (mit Blick auf die Jugendliche.) Sophie, geht es Dir gut? (Plötzlich
gebannte Stille im Zuschauerraum.)
Sophie: (Nickt mehrmals, atemlos.) Mir geht es gut. Papa. Ich war mit ihr im
Kino, wie Du es gesagt hast, doch dann ist sie plötzlich einfach aufgestanden
und losgegangen. Irgendwie wusste sie, wo Du bist.
P.B.: Ist schon gut, Sophie. (Dann mit Blick auf die Außerirdische.) Was ist
passiert? Woher hast Du plötzlich diese Kräfte?
Außerirdische: (Ruhig, konzentriert.) Peter, ich habe nur noch sehr wenig Zeit.
Es kann sein, dass ich jeden Moment weg bin. Hör mir bitte gut zu. Ich habe
jetzt alles ver-standen, Peter. Wir sollten nicht hier sein. Wir gehören hier
einfach nicht her. Ich weiß jetzt, dass du nicht mein Sohn bist, mein Sohn ist
tot, er ist vor langer Zeit gestorben. So lange habe ich getrauert, Peter, so
lange, doch nun ist es vorbei.
(Sie
wendet sich an das Studiopublikum, spricht nun etwas lauter.)
Wir werden alle gehen. Noch heute werden wir aus eurem
Leben verschwinden. Vielleicht werden es nicht sofort alle von uns schaffen,
und vielleicht werden einige auch zwischendurch einmal wieder zu euch
zurückkehren, doch die meisten von uns werden heute aus ihren Träumen erwachen
und niemals zurückkehren.
P.B.: Wovon redest du da bitte? Von was für Träumen?
Außerirdische: (wieder an P.B. gewandt, leiser, langsam
und sehr intensiv.) Dies alles
hier ist nicht meine Realität, Peter. Ich träume dies hier alles nur. Sieh her.
(Die Außerirdische löst sich plötzlich vom Boden und schwebt ruhig in ca. 20 cm
Höhe, Raunen im Publikum, viele erheben sich, um besser sehen zu können.) In
meiner Welt ist mir dies nicht möglich, doch im Traum ist das möglich. Auch das
hier. (Die Außerirdische verändert ihre körperliche Erscheinung, ihre Fühler
verschwinden und die Ohren verkleinern sich, große Unruhe im Publikum, H.D. ist
inzwischen wieder in das Studio zurückgekommen und kehrt nun langsam auf das
Podium zurück.)
P.B.: Ich, äh, Mutter, ich verstehe das alles nicht.
Außerirdische: Ich habe mich in deine Welt hineingeträumt, lieber Peter, du hast deine
Mutter vermisst und ich meinen Sohn. So haben wir uns beide gefunden. In meiner
Welt schlafe ich, zumindest die meiste Zeit. Doch das ist nun vorbei. Mein Sohn
ist tot, aber ich lebe noch. (Die Außerirdische fängt an zu flackern, ihr
Körper wird teilweise durchsichtig, dann wieder für kurze Zeit ganz sichtbar.)
H.D.: (Kurz zu den Kameramännern.) Habt ihr das?
Außerirdische: Ich wollte den Tod meines Sohnes nicht wahrhaben, so wie Du den Tod
deiner Mutter nicht wahrhaben wolltest. Der Schmerz war einfach zu groß. (Ihr
Körper wird wieder teilweise unsichtbar.) Wir müssen loslassen, Peter, wir
müssen jetzt beide loslassen, damit wir beide gut weiterleben können. (Ihr
Flackern wird stärker.)
P.B.: (Werzweifelt.) Nein, Mutter, bitte bleib! Bitte verlass mich nicht!
Sophie: (ruft) Nicht! Bitte komm zurück!
(Die Außerirdische fängt plötzlich an zu leuchten.)
Außerirdische: Leb wohl, lieber Peter, leb wohl, liebe Sophie - und Karin, bitte
verzeih mir.
(Das Licht breitet sich schnell um die Außerirdische
herum aus und überstrahlt die Studioscheinwerfer. Dann verzerrt sich plötzlich
der Raum um die Außerirdische herum, wie unter einer großen Lupe. Im nächsten
Augenblick ist das Licht erloschen und der Raum wieder ganz normal. Die
Außerirdische ist verschwunden.)
H.D.: (Laut, an die Kameramänner.) Habt ihr das auch alles? Haltet einfach
weiter drauf, O.K.? (Tumulte im Zuschauerraum, Panik breitet sich aus, viele
Zuschauer springen auf und verlassen fluchtartig das Studio.)
P.B.: (Verzweifelt ) Sie ist weg, Sophie! Sie ist einfach weg! (Die
Jugendliche weint und umarmt ihren Vater, Schwenk auf Karin Baldow, die mit
starrer Miene das Geschehen beobachtet hat, das Bild wackelt, die Kamera wird
von herausstürmenden Zuschauern umgerannt.)
H.D.: (Ruft hektisch) Regie! Abbruch! Hört ihr? Sofort Abbruch!
(Der Bildschirm ist
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